
© Verena Schafflick (A)
Schuss in der City über ein Jahr her - Ermittlungen dauern noch immer an
Kriminalität
Vormittags um 10.45 Uhr hat ein Mann vor über einem Jahr einem Frisör in der Dortmunder City ins Bein geschossen. Es gab Festnahmen, doch die Ermittlungen gehen weiter. Ein Sachstand.
Gerade mal eine Woche lang soll der damals 38-Jährige bei seinem neuen Arbeitgeber tätig gewesen sein, als wegen ihm plötzlich jede Menge Aufregung in der City herrschte: Am 18. Juli 2019, einem Donnerstag, kam gegen 10.45 Uhr ein unbekannter Mann in den Frisörladen an der Hansastraße und schoss auf den neuen Mitarbeiter. Eine Kugel traf ihn ins Bein, der Täter flüchtete.
Viel Polizei war an diesem Tag in der City unterwegs, ein Spürhund zog Beamte bis zur Reinoldikirche, die Hansastraße war stundenlang abgesperrt. Schnell wurden Hinweise bekannt, der 38-Jährige sei Mitglied der Bandidos und der Angreifer gehöre zu einem kriminellen Familienclan.
Noch am selben Tag teilte die Polizei mit, es sei „nicht auszuschließen“, dass der Schuss ins Bein mit einem Messerangriff im September 2018 zusammenhänge. Damals wurde eine Führungsperson des Clans im Brückstraßenviertel niedergestochen. Der Frisör ist dafür später zu vier Jahren Haft verurteilt worden.
Die Rocker der Bandidos sind in Dortmund seit vielen Jahren vertreten. Ende Januar 2020 gab es einen spektakulären SEK-Einsatz in Holzen, wo die Polizei ein Gartentor mit einem Panzerwagen eingerammt hat. Das Wohnhaus eines Bandido-Mitglieds wurde als „Schlag gegen Rockerkriminalität“ durchsucht.
Fahndungsfoto aus einer Überwachungskamera
Relativ neu in der Stadt präsent ist dagegen der Familienclan, der nach Informationen unserer Redaktion verstärkt in den Dortmunder Drogenhandel eingreift. Als es zu den Messerstichen kam, soll das Treffen zuvor bewusst verabredet worden sein.
Eine Woche nach dem Schuss an der Hansastraße hat die Polizei ein Foto des mutmaßlichen Täters veröffentlicht. Der abgebildete Mann wurde von einer Überwachungskamera gefilmt, als er zu Fuß über Hansastraße und Königswall lief. Dort stieg er in ein dunkles Fahrzeug, möglicherweise ein VW Passat mit dem Kennzeichen DO-AM 1070. Die Kennzeichen sind als gestohlen gemeldet gewesen.
Im November gab es mehrere Festnahmen und Wohnungsdurchsuchungen. Doch der Verdacht erhärtete sich nicht. „Ein Täter konnte nach wie vor nicht ermittelt werden“, sagt Staatsanwalt Henner Kruse jetzt, über ein Jahr nach der Tat. Weitere Details zum Stand der Erkenntnisse teilt er aber nicht mit.
Nur so viel: Der angeschossene Frisör ist trotz seiner Haftstrafe wegen des Messerangriffs ebenfalls noch auf freiem Fuß. Er hat Revision gegen sein Urteil angelegt, „die Akten liegen noch beim Bundesgerichtshof“, so Kruse.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
