Martin Heuer hat es direkt einmal ausprobiert. Was passiert denn, wenn er die Maschine mit einer Fragestellung füttert? Also meldete er sich online an bei ChatGPT, dem Chatbot, der Anfragen annimmt und fertige Texte wieder ausspuckt. Der Hintergrund, natürlich: Heuer ist Lehrer.
Nicht nur das – Heuer ist auch Vorsitzender der Lehrer-Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Dortmund. Deshalb interessiert ihn auch, wie die Auswirkungen des Bots auf den Schulbetrieb allgemein und für den Lehrerberuf im Speziellen sein könnten.
Hausarbeit per ChatGPT?
Was passiert, wenn Schüler nichts mehr in Büchern nachlesen müssen, nichts mehr online recherchieren, sondern einfach den Chatbot seine Arbeit machen lassen? Beziehungsweise: ihre Arbeit machen lassen, die sie dann beim Lehrer abgeben?
Heuer winkt ab. „Im Moment ist das kein angstbesetztes Thema.“ Das sei zwar noch keine abgestimmte GEW-Meinung, aber doch das Stimmungsbild, das sich nach der Vorstandssitzung der Dortmunder am Montagabend ergeben habe. Denn: Klar rede man über ChatGPT.
„Können es nicht wegbeamen“
„Wir können es nicht wegbeamen, es ist ja da“, weiß Heuer. Damit müsse man leben und umgehen können. Wenn die Schüler es intelligent nutzten, könnte das vielleicht sogar schneller zu mehr Wissen führen. Nur dürften sie halt nicht das, was der Online-Helfer ihnen geliefert habe, als ihre Leistung ausgeben.
Und das sei an einer Schule viel weniger ein Problem als beispielsweise an einer Uni. „Spätestens beim Prüfen fliegt es doch auf.“ Außerdem habe der Chatbot mehrere Schwachstellen, das sei ihm bei seinem Text aufgefallen.

Unterschiedliche Ergebnisse
Einen Text zum Thema „Datenschutz in der Schule“ habe er sich auswerfen lassen, erklärt Heuer, „weil mich das ohnehin gerade interessierte“. Dabei habe er „einfach meine Frage mehrmals ein bisschen anders gestellt“.
Die Ergebnisse seien völlig unterschiedlich gewesen: „Beim Querlesen hat man gemerkt, dass es das gleiche Thema ist, aber beim genaueren Lesen wurde es spannend.“ Weil eben ganz unterschiedliche Quellen genommen worden seien, nur durch die leichte Varianz in der Aufgabenstellung.
In einem der Texte, die der Computer präsentierte, sei es dann speziell um die Situation des Datenschutzes in NRW gegangen – in einem anderen um die allgemeinen Probleme, die auftreten, wenn amerikanische Server benutzt würden. In einem Aufsatz oder einer Klassenarbeit könnte das heißen: Thema voll getroffen oder leicht verfehlt.
Vielleicht sei es genau deshalb wichtig, dass Schüler einen Text-Roboter wie ChatGPT nutzen, überlegt Heuer. Damit sie irgendwann automatisch gelieferten Antworten kritisch gegenüberstehen. Letztlich sei es wie zwischen News und Fake News unterscheiden zu können.
Heuers größter Kritikpunkt: ChatGPT liefert Texte, aber keine Quellenangaben. „Das ist heikel“, urteilt der Dortmunder Lehrer und verdeutlicht: Spätestens an dem Punkt würde allerdings das Schummeln per Chatbot-Text leicht auffliegen.
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