Schokoladen-Preis explodiert „Kakao ist bessere Geldanlage als Bitcoin“

Schoko-Eklat in Dortmund: „Kakao ist bessere Geldanlage als Bitcoin“
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Schokolade kann gegen schlechte Laune helfen - das klappt aber nur bedingt, wenn Schoki-Liebhaber beim Anblick des Preisschildes schwer schlucken müssen. Wer immer für ein volles Süßigkeitenregal sorgt, dem dürfte es bereits aufgefallen sein: Beliebte Marken wie Milka und Ritter Sport haben die Preise angezogen. Einige Chocolatiers in umliegenden Städten haben es ihnen gleich getan.

Der Grund: Die Preise für Kakaobohnen sind explodiert. Und zwar so sehr, dass Kakaobohnen zum beliebten Börsen-Objekt geworden sind. Woran liegt das? Und müssen Kunden nun nicht nur im Supermarkt, sondern auch bei der Dortmunder Schokoladenmanufaktur Pott au Chocolat tiefer in die Tasche greifen? Wir haben nachgefragt.

Chocolatier Manfred Glatzel von der Dortmunder Schokoladenmanufraktur Pott au Chocolat hält ein Tablett mit Schoko-Pralinen in den Händen
Die Tafel Schokolade kostet bei Pott au Chocolat mehr als im Supermarkt. Allerdings entsteht jedes Produkt der Manufaktur in liebevoller Handarbeit. © Julia Segantini

Schlechte Ernte ist schuld

Dass Schokolade aus dem Supermarkt deutlich teurer geworden ist, bestätigt Jörg Patzer von Edeka Patzer in Dortmund. „Milka und Ritter Sport haben den Preis in den letzten 14 Tagen um 50 Cent erhöht“, so Patzer. Aus 1,49 Euro seien 1,99 Euro für eine 100g-Tafel geworden. Eine Preisanpassung nach oben habe es in der Vergangenheit zwar immer mal wieder gegeben, so ein extremer Sprung sei aber außergewöhnlich.

Unerwartet komme das allerdings nicht, schon vergangenes Jahr hätten Experten diesen Preisanstieg durch eine schlechte Kakaoernte prognostiziert. Dass hier der Knackpunkt liegt, bestätigt Marie-Luise Langehenke, Chefin in der Dortmunder Schokoladenmanufaktur Pott au Chocolat.

Die großen Hersteller wie Mondelez, zu dem auch Milka gehört, kauften die Kakaobohnen vor allem aus Ghana und der Elfenbeinküste. Der Kakaopreis sei explodiert, weil durch das Klima - erst Dürre, dann Überschwemmungen - die Ernte stark gelitten habe.

Kakao an der Börse

„Außerdem haben die oft armen Kakaobauern nicht die Mittel, in neue Baumbestände zu investieren“, so Langehenke. Ein zusätzliches Problem: Die Monokulturen sind deutlich anfälliger für Schädlinge. Edelkakao ist deutlich resistenter, wird von großen Unternehmen, die den Massenkakao bevorzugen, allerdings nicht gekauft.

Experten sprechen von einem Defizit von 400.000 Tonnen Kakao. Das treibt die Preise hoch. „Kakao ist mittlerweile eine bessere Geldanlage als Bitcoin“, sagt die Dortmunder Unternehmerin, die verfolgt, wie Kakao zum immer beliebteren Objekt für Börsen-Spekulationen wird.

Eine Mitarbeiterin von der Dortmunder Schokoladenmanufaktur Pott au Chocolat präsentiert verschiedene Pralinen.
Auch wenn die Preise für Schokolade überall steigt: Die Preise bei Pott au Chocolat bleiben vorerst unverändert. © Dieter Menne Dortmund

Pott au Chocolat kaufe ausschließlich Edelkakao - der habe eben seinen Preis. Hätten die Kosten vor wenigen Jahren bei etwa 9 Dollar pro Kilo gelegen, seien es heute bis zu 15 Dollar. „In Mexiko kostet das Kilo sogar 25 Dollar - davon lassen wir aber die Finger.“

Das größere Problem sei laut Langehenke der steigende Preis für Kakaobutter, ein unverzichtbares Produkt für eine schön fließende Schokolade. 40 Euro zahlt sie pro Kilo. Muss Pott au Chocolat es nun Milka und Co. gleichtun und die Schokoladentafeln verteuern?

Wie geht es weiter mit den Preisen?

„Wir haben die Preise noch nicht erhöht und hoffen, dass wir dieses Jahr drumherum kommen“, sagt die Schoko-Chefin, „Gerade in einer Stadt wie Dortmund kann man die Preise nicht ins Unermessliche steigern, das machen die Kunden nicht mit.“ Ihre Beobachtung: „Mittlerweile sind wir preislich gar nicht mehr so weit weg vom Supermarkt-Produkt. Die Tafel Lindt-Schokolade kostet teils 4,99 Euro - unsere 6,99 Euro.“

Sie versuche daher, an anderer Stelle zu sparen. Zum Beispiel würde sie ihren Mitarbeitenden gern mehr Lohn zahlen, wolle aber lieber dafür sorgen, dass der Laden nicht durch fehlende Kunden schließen müsse.

Ob die Preise für Schokolade nun weiter steigen, gleich bleiben oder wieder sinken, könne man nicht voraussehen, sagt Jörg Patzer von Edeka Patzer in Dortmund. Er glaubt: „Jetzt werden erstmal andere nachziehen, nämlich die, die auch Schokoladenprodukte benutzen, zum Beispiel in Backwaren.“ Der Schoko-Osterhase wird in diesem Jahr wohl ein teures Vergnügen.