Das weiterhin größtenteils leerstehende ehemalige Real-Gebäude in der Evinger Mitte ist ein Beispiel deprimierender Tristesse. Leere Flächen und heruntergelassene Rolläden bestimmen auch 15 Monate nach dem Ende der Real-Filiale das Bild. Einer der wenigen, die dort noch ausharren, ist Martin Preußner (43), der seit 16 Jahren eine Post-Filiale im ersten Stock des Gebäudes betreibt.
Doch auch für ihn sieht es nun schlecht aus. Zwei Tage vor dem Jahreswechsel erhielt er die fristgerechte Kündigung für sein Ladenlokal zum 30. Juni 2023 - ohne Begründung.
Das Schreiben stammt von einem Rechtsanwalt mit Sitz in Heidelberg. Die Kanzlei vertritt die Besitzerin des Real-Gebäudes. Das ist eine Firma namens „Risea Fünfte Einzelhandel Immobilien GmbH“, die zwar in Mannheim ihren Sitz hat, jedoch nach Schweizer Recht arbeitet.
„Ich wäre bereit, umzuziehen“
Was Preußner nicht versteht, ist, warum nur er die Kündigung erhalten hat und nicht die noch verbliebenen Einzelhändler im Erdgeschoss. „Wenn man die obere Etage leerziehen will, kann man doch mit mir sprechen“, sagt er. Er wäre sofort bereit, in eines der leerstehenden Ladenlokale im Erdgeschoss zu ziehen.
Kunden, wie eine Seniorin, die namentlich nicht genannt werden will und die wir am Freitag (30.12.) vor Ort trafen, können sich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ein Oberzentrum wie Eving keine Post mehr hätte. Die nächste Filiale wäre dann in der City an der Kurfürstenstraße.
Sie beklagt zudem - wie auch Martin Preußner -, dass das Fahrband, das Kunden vom Erdgeschoss in die erste Etage bringt, seit Wochen außer Betrieb ist. Es müsse wohl vom TüV überprüft werden, sagt Preußner, und diesen Aufwand wolle auf Besitzerseite offenbar niemand mehr auf sich nehmen.
Der Hausmeister habe ihm gesagt, dass er den Auftrag habe, das Fahrband abzuschalten.

Man kann es zwar auch benutzen, wenn es nicht in Betrieb ist, aber das ist wegen der Steigung zum Beispiel für Menschen mit Kinderwagen oder Rollatoren extrem anstrengend. Und weil es einen Metalluntergrund habe, so ergänzt Preußner, bestehe bei Nässe große Rutschgefahr.
Auch der Aufzug funktioniert schon lange nicht mehr. Preußner dazu: „Als Mieter in diesem Gebäude habe ich doch eigentlich Anspruch darauf, dass diese Dinge in Ordnung sind.“
Die Deutsche Post selbst sieht sich in diesem Fall genauso hilflos wie Kooperationspartner Martin Preußner selbst. Das erklärt Post-Sprecher Rainer Ernzer. Auch Bezirksbürgermeister Oliver Stens ist wenig glücklich über die Situation.
Zur generellen Zukunft des Gebäudes gebe es noch keine Neuigkeiten. Von der Firma „Risea Fünfte Einzelhandel Immobilien GmbH“ waren keine Kontaktdaten für eine Presseanfrage zu ermitteln.
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