Der Fall der toten Schlange, die Fußgänger am 18. Februar 2025 in einem Gebüsch im Dortmunder Westen entdeckt haben, macht viele Menschen betroffen. Denn die Befürchtung, dass das Tier qualvoll gestorben sein könnte, scheint sich zu bestätigen. Für Schlangen-Experte Roland Byner jedenfalls ist es die naheliegendste Erklärung.
Der pensionierte Feuerwehrmann (61) vermutet, dass die Schlange, die seiner Meinung nach eine „Boa constriktor“ und nicht ein Python war, ausgesetzt wurde. „Das war ihr Todesurteil.“ Denn die benötigte Tagestemperatur der Boa constrictor, die von Kolumbien bis ins südliche Südamerika verbreitet ist, liege zwischen 27 und 30 Grad Celsius. „Bei sehr niedrigen Temperaturen versterben die Tiere innerhalb von einem Tag“, so Byner.
Keine Meldepflicht
Fälle wie dieser in Dortmund-Mengede machen den Experten, der über Jahrzehnte selbst Schlangen gehalten hat und bis heute Berater für Feuerwehr und Polizei bei Reptilienfunden ist, mehr als wütend. Ob es sich um einen Hund, eine Katze, eine Maus oder eben eine Schlange handelt, da mache er keinen Unterschied. „Für ein solches Verhalten finde ich nicht viele Worte. Das ist abartig.“
Den Halter ausfindig zu machen, sei nicht möglich, meint Roland Byner. Unabhängig davon, dass der Totfund längst der Entsorgung Dortmund GmbH (EDG) übergeben wurde: Schlangen dieser Art seien nicht meldepflichtig, deshalb gebe es, anders als etwa bei einem gechippten Hund, keine Möglichkeit der Nachverfolgung. Auch die Polizei Dortmund sieht keinen Ermittlungsbedarf bei einer toten Schlange. „Wir übergeben sie der EDG, mehr passiert nicht“, so Polizei-Sprecher Peter Bandermann auf Anfrage.

Warum der Halter oder die Halterin das Tier in Mengede loswerden wollte, kann Roland Byner nur mutmaßen. Oftmals seien die Besitzer mit der Haltung finanziell überfordert. „Nicht nur der Strom fürs Terrarium ist teuer, auch das Futter.“ Wenn die Schlangen klein sind, würden Mäuse zum Verfüttern reichen. „Dann geht es weiter mit Ratten und Karnickeln. Das ist ein hartes Hobby, mit dem sich viele vor dem Kauf nicht ausreichend auseinandergesetzt haben.“
Die Anschaffung selbst sei einfach und legal: „Man bekommt diese Schlangen zum Beispiel auf Börsen und in speziellen Zoogeschäften“, weiß Roland Byner. Auch die Kosten hielten sich in Grenzen: „Für ein Boa-Baby zahlt man 60 bis 90 Euro.“ Genau das sei das Problem: Teure Tiere würde man sicherlich nicht einfach so aussetzen. Das nächste Problem: „Viele haben niemanden, der bereit ist, sich während eines Urlaubs um die Schlangen zu kümmern.“
Getötete Schlangen
Erst Ende 2024/Anfang 2025 gab es einen besonders tragischen Fall in Hattingen. Am Ruhr-Ufer wurden gleich mehrere getötete Schlangen gefunden. Der Täter stellte sich später bei der Polizei. Zu den Gründen sagte der Mann, dass er aufgrund seiner Wohnsituation die Schlangen nicht mehr halten konnte. Ihm droht eine Strafe wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Schlangen-Halter, die ihr Tier loswerden wollen, wüssten oft keinen anderen Ausweg, als es anzusetzen, weiß Roland Byner. „Denn Tierheime oder Tierhandlungen nehmen Reptilien in der Regel nicht an.“ Eine Möglichkeit sei, die Schlange auf einer Reptilienbörse in gute Hände abzugeben, so der Fachmann. Er empfehle beispielsweise die „Terraristika“ in Hamm, die als weltgrößte Reptilienmesse gilt. Sie findet schon in Kürze, am 8. März 2025, statt. „Doch diese Mühe machen sich leider die wenigsten“, bedauert er.