Premiere in der Schauburg
Dortmunder Ehepaar produziert Kinofilm – anfangs hielt sie ihn für verrückt
Ein zu 100 Prozent Dortmunder Kinofilm hat in Kürze Premiere in der Schauburg. Die Story ist ähnlich verrückt wie die Entstehungsgeschichte des Films. Ein Dortmunder Ehepaar hat alles gegeben.
Der Dortmunder Tadeusz Januszewski hat schon lange ein Faible für die Film- und Fernsehbranche. Ob vor oder hinter der Kamera, für den 47-jährigen IT-Ingenieur ist sein Hobby eine Herzensangelegenheit und ein wichtiger Ausgleich zum Job.
Zunächst begnügte sich der Huckarder Familienvater mit Komparsen- und kleinen Sprechrollen, zum Beispiel in Fernseh-Serien wie „Unter uns“ und „Alarm für Cobra 11“ oder in dem Kinofilm „Die Quelle des Lebens“ mit Moritz Bleibtreu. Doch der Wunsch, auch eigene Sachen zu drehen, wurde immer größer.
Es folgten kleine Video-Sequenzen, die Tadeusz Januszewski auf Youtube veröffentlichte – bis er vor acht Jahren beschloss, einen Langfilm für die Kinoleinwand zu produzieren. „Meine Frau hat mich damals für verrückt erklärt“, sagt er und lächelt sie liebevoll an.
Premiere in der Schauburg
Bis zum ersten Drehtag sollten dann nochmal drei Jahre vergehen. Denn zunächst musste ein Drehbuch her, professionelles Equipment gekauft und Darsteller im Freundes- und Bekanntenkreis gefunden werden. Weitere fünf Jahre später ist es nun vollbracht: Am 14. August 2022 wird der zu 100 Prozent Dortmunder Kinofilm „Die Taskforce-Nachbarn“ in der Schauburg zum ersten Mal gezeigt.
Eine zentrale Szene im Film „Die Taskforce-Nachbarn“ spielt am Kompost im Huckarder Garten der Familie Januszewski. © privat
Kaum zu glauben: Das Drehbuch stammt tatsächlich aus der Feder seiner Ehefrau Joanna Januszewski. Denn nach anfänglichem Kopfschütteln habe er sie schließlich mit seiner Leidenschaft angesteckt: „Sie hat ein großes künstlerisches Talent“, sagt er anerkennend. Deshalb sei schließlich auch nur sie als Kamerafrau in Frage gekommen. Sogar eine kleine Rolle übernahm die 42-Jährige: Sie spielt einen Zombie, der im Matsch landet.
Mehrere 1000 Euro fürs Equipment
In dem Projekt steckt nicht nur viel Herzblut, sondern auch eine große Summe Geld. Denn das Ehepaar schreckte nicht davor zurück, mehrere 1000 Euro ins Equipment zu stecken. Dazu gehören zum Beispiel eine „Black Magic Cinema Camera“, eine professionelle Software, mit der zum Beispiel die Netflix-Serie „Game of Thrones“ bearbeitet wurde, und eine Kameraweste mit Doppelarm, die umgangssprachlich „Steadicam“ genannt wird.
So verrückt wie die Entstehungsgeschichte des Films ist auch seine Story. In der Indie-Komödie versuchen drei Nachbarn, die kontaminierte Rosinen gegessen haben, einem russischen Boss das Handwerk zu legen. Dabei kommt es zu allerlei komischen Verwicklungen – unter anderem muss eine Leiche verschwinden.
„Der Film soll vor allem Spaß machen“, sagt Tadeusz Januszewski. Er spielt den langweiligen Informatiker Jurek, der nach dem Genuss der verseuchten Rosinen zum Draufgänger wird. Gleichzeitig war er als Regisseur, Aufnahmeleiter und „Schnittmeister“ im Einsatz. Aus 200 Drehstunden mussten 100 Drehminuten werden.
Staatsanwältin spielt auch mit
„Manche haben das Projekt belächelt und abgewunken, doch manche waren Feuer und Flamme für so ein Indie-Projekt“, erzählt Tadeusz Januszewski. Unter anderem seien Ingenieure, Informatiker, Rechtsanwälte und sogar eine Staatsanwältin gerne bereit gewesen, eine Rolle zu übernehmen. „Das hat hervorragend geklappt, obwohl sie bis dahin gar keine Erfahrung vor der Kamera hatten“, erzählt der Huckarder. Er selbst habe eigens für dieses Projekt Schauspielunterricht genommen und anschließend die rund 20 Laiendarsteller, darunter die beiden Töchter der Januszewskis, gecoacht.
Aufgrund der Corona-Krise kam das Projekt lange zum Stillstand. Besonders ärgerlich: Zu diesem Zeitpunkt musste nur noch die letzte Szene gedreht werden. „Der Druck war groß, dass wir das Projekt zu Ende bringen müssen und wollen. Denn alle, die mitgewirkt haben, haben ja darauf gewartet“, sagt Joanna Januszewski.
Schlaflose Nächte wegen des Filmprojekts
Viele Nächte hätten sie wegen des Filmprojekts nicht gut geschlafen. Auch die Drehtage seien manchmal anstrengend gewesen. „Wir haben bei minus 10 Grad in einer Lagerhalle eine Sommer-Szene gedreht“, erinnert sie sich. Und dabei sei dann auch noch ein Scheinwerfer ausgefallen. Irgendwie habe man es trotzdem geschafft, die Szene abzudrehen. „Wir haben uns immer wieder gegenseitig unterstützt und motiviert“, sagen die beiden. Ein gemeinsames Hobby wie dieses wirke sich auch positiv auf die Ehe aus, fügen sie lächelnd hinzu.
Gedreht habe man zu 99 Prozent in Huckarde, in diversen Straßen, Gärten und Privathäusern und in dem Kiosk an der Varziner Straße. „Wer hier wohnt und den Film sieht, wird vieles wiedererkennen“, so Tadeusz Januszewski.
Joanna und Tadeusz Januszewski haben den Film gemeinsam produziert, das Drehbuch hat Joanna Januszewski geschrieben. © privat
Rund 100 Karten sind bereits verkauft
Der 47-Jährige fiebert nun der Premiere der Gangsterstory am 14. August 2022 um 16 Uhr in der Schauburg, Brückstraße 66, entgegen. Passenderweise hat er an diesem Tag Geburtstag. Das habe seine Frau für ihn organisiert. Rund 100 der 159 Karten seien bereits verkauft worden. „Wer den Film sehen möchte, muss sich also beeilen.“ Geplant sei zusätzlich ein Sektempfang und „wer möchte, kann natürlich Selfies mit uns machen“, sagt Tadeusz Januszewski augenzwinkernd.
Sie seien sehr aufgeregt, ihren Film bald auf einer großen Leinwand zu sehen, sagen Joanna und Tadeusz Januszewski. Ein paar Ausschnitte konnte der Huckarder bereits bei der Probevorführung im Kino sehen. „Der fertige Film wurde der Schauburg als ein DCP (Digital Cinema Package) zur Verfügung gestellt, was extra für die digitalen Kinoprojektoren erzeugt wird.“ Die Datenmenge sei mit rund 170 Gigabyte so groß, dass kein normaler PC in der Lage sei, sie flüssig abzuspielen.
Einen kleinen Vorgeschmack auf den Premieren-Film gibt es unter www. RuhrNachrichten.de/Dortmund
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