© Verena Hasken (Illustration)
Kolumne: „Klare Kante“
Schafft den Eintritt für den Westfalenpark ab!
Warum muss man Geld bezahlen, um den Westfalenpark genießen zu können? Unser Autor hat nie verstanden, warum der Park Eintritt kostet. Es gibt viele Beispiele, dass es auch anders geht.
Ich war immer ein großer Fan schöner, aufwendig gestalteter Parks. Als ich in Mülheim an der Ruhr zur Schule ging, traf ich mich mit meinen Freunden im Müga-Park zum Kicken auf der Wiese zwischen dem Skulpturengarten und dem zum Kulturzentrum umgebauten alten Ringlokschuppen. Als Student verbrachte ich die Sommertage an den aufgeschütteten Grashängen und künstlich angelegten Seen des Rheinaue-Parks in Bonn.
Dann zog ich vor knapp zehn Jahren nach Dortmund. Und stand, als ich mir das erste Mal den Westfalenpark ansehen wollte, vor dem eingezäunten Eingangstor an der Ruhrallee und sollte Eintritt bezahlen. Eintritt? Für einen Park? Für mich ist das bis heute nicht nachvollziehbar. Ein Park – gerade der schönste und größte der Stadt – sollte jedermann kostenlos zugänglich sein.
Angst vor Müllbergen, „Pennern und Junkies“
Doch mit dieser Meinung stehe ich in Dortmund offenbar ziemlich alleine. Alle großen Parteien im Rat sind für den Erhalt des Eintritts. Was vielleicht auch mit dem bisher letzten politischen Vorstoß zu tun hat, das zu ändern: Als der spätere Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer im Wahlkampf 1999 die Idee ins Spiel brachte, den Park-Eintritt abzuschaffen, fing er sich eine gehörige Klatsche von der Öffentlichkeit ein.
An dieser Haltung in der Bevölkerung hat sich offenbar bis heute nichts geändert. Bei einer kleinen Umfrage auf der Facebook-Seite unserer Redaktion im Zuge der Recherche für diesen Text erntete ich vor allem blankes Entsetzen: Die Parkanlagen würden verwahrlosen, Müllberge sich aufhäufen, „Penner und Junkies“ die Oase fluten, so die einhellige Meinung.
Wir alle haben bereits für den Westfalenpark gezahlt - mit unseren Steuern
Kurzum: Wenn man den Westfalenpark in seiner ganzen Schönheit, Gepflegtheit und Ordentlichkeit genießen wolle, müsse man bereit sein, auch einen kleinen Obolus zu zahlen. 2017 nahm der Westfalenpark so immerhin 1,66 Millionen Euro durch Eintrittsgelder und Benutzungsgebühren ein, bei Betriebskosten von insgesamt 3,46 Millionen Euro.
Das heißt aber auch, dass 1,8 Millionen Euro der Kosten aus Steuergeldern kommen. Wir alle haben also schon für den Westfalenpark bezahlt, warum sollten wir das noch mal extra tun?
Für viele Dortmunder ist der Westfalenpark ein Platz voller Wunder
Für viele Dortmunder stellt sich diese Frage gar nicht. Für sie ist der Westfalenpark etwas ganz Besonderes. Das hat viel mit seiner Entstehung zu tun: 1959 wurde er bei einer Bundesgartenschau eröffnet. Es war Dortmunds ganz eigene Version von „auferstanden aus Ruinen“: Staunend strömten die 6,8 Millionen Besucher durch die opulent gestaltete Parkanlage mit Flamingo-Teich, Seilbahn und dem Florianturm.
Der Park war ein Platz voller Wunder, für dessen Besuch man sich die besten Sonntagskleider anzog. Und das ist er im Bewusstsein der Dortmunder ein bisschen geblieben: die gute grüne Stube der Stadt.
26 von 34 Ex-Bundesgartenschau-Parks sind kostenlos zugänglich
Aber muss der Westfalenpark deswegen auch Eintritt kosten? Wenn man sich die Geschichte der anderen Parks anschaut, die bei Bundesgartenschauen entstanden sind, muss die Antwort lauten: Nein. Von den 34 Ex-BuGa-Parks sind 26 kostenlos zugänglich. Darunter auch die Bonner Rheinaue.
Während es für viele Dortmunder unvorstellbar ist, dass der Westfalenpark gratis sein könnte, erntet man bei Bonnern pures Unverständnis für die Frage, warum ihre Rheinaue denn nicht eingezäunt und kostenpflichtig ist. „Wenn sie durch Zäune von der Rheinpromenade getrennt wäre und irgendwelche Miesepeter an Eingangstoren Geld verlangen würden, wäre das nicht mehr unsere Rheinaue“, sagt etwa Richard Bongartz, der seit 30 Jahren für den Bonner General-Anzeiger über seine Stadt berichtet.
Die Rheinaue in Bonn ist fest verankert in der Mitte des Stadtlebens. Zu kostenlosen Großveranstaltungen wie „Rhein in Flammen“ pilgern Tausende Bonner in ihren Stadtpark. © dpa
Trotz des kostenlosen Zugangs ist die Rheinaue ein gut gepflegter Park. Dafür sorgt die Stadt Bonn mit anderen Mitteln als die Dortmunder Verwaltung: In den Sommermonaten ist eine eigene Rheinstreife im Park unterwegs, die darauf achtet, dass die Besucher nur an den designierten Grillplätzen grillen und ihre Hunde anleinen. Nachts schützt ein Sicherheitsdienst die Kleinode des Parks, etwa den Japanischen Garten, vor Vandalismus.
Dortmunds Museen werden kostenlos - warum nicht auch der Westfalenpark?
Warum kann das nicht auch für den Westfalenpark gelten? Er gehört nicht auf einen Sockel, auf dem man ihn dann ehrfürchtig bewundern darf. Er gehört in die Mitte der Stadtgesellschaft, er gehört allen!
Also sage ich: Lasst uns den Westfalenpark kostenlos machen. Das sollte uns als Stadt auch die zusätzlichen Kosten von 1,66 Millionen Euro wert sein, die durch den Wegfall des Eintrittsgeldes anfallen würden. Einen ähnlichen Schritt ist die Stadt ja auch bei den städtischen Museen gegangen, die ab nächstem Jahr kostenlos sein werden.
Central Park und Hyde Park könnten Vorbilder sein
Um seinen Charakter zu wahren, könnte auch eine Strategie helfen, wie sie in London oder New York schon seit Jahrzehnten funktioniert: Der Hyde Park und der Central Park, zwei der berühmtesten und schönsten Grünanlagen der Welt, sind kostenlos, aber umzäunt. Nachts werden einfach die Tore geschlossen. Es gibt schlechtere Vorbilder für den Westfalenpark.
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