Defekte Rolltreppe, alte Teppiche, rote Zahlen Wie lange bleibt Saturn noch am Westenhellweg?

Defekte Rolltreppe, alte Teppiche, rote Zahlen: Wie geht‘s der Saturn-Filiale?
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Der Eingang am Westenhellweg ist nicht einladend. Eine dicke Betonsäule steht mitten vor den Pendeltüren zum Elektrogeschäft Saturn und sorgt für eine gewisse Enge. Es wirkt sperrig. Überhaupt: Pendeltüren! Hier gibt es keine automatisch funktionierenden Türen, die es Kundinnen und Kunden mit ihren Einkaufstaschen bequem machen, hineinzugehen.

Linda R. ist gerade mit ihrer Einkaufstasche durch die Tür, die ihr freundlicherweise eine Frau vor ihr aufgehalten hatte, auf den Westenhellweg gehuscht. „Ich bin gut beraten worden. Insgesamt aber lädt dieser Saturn nicht zum Shoppen ein. Die Waren stehen teilweise auf Kartons und werden überhaupt nicht liebevoll präsentiert - manche sind auch richtig verstaubt“, sagt die 20-jährige Studentin.

Das Bild der Kunden vom Saturn-Markt in der City hat sich in den vergangenen Jahren insgesamt verschlechtert. Auf Google haben über 7.000 Menschen die Filiale bewertet - mit einem Durchschnitt von 4,0. Das ist eigentlich eine solide Bewertung. Doch seit mehreren Monaten häufen sich die Beschwerden der Kunden, die die Filiale mit wenigen Sternen bewerten. Sie nehmen besonders seit der Schließung des Kaufhofs, dem einstigen Mitbewohner in der gemeinsamen Immobilie, wahr, dass in die Filiale wenig investiert wird: zerschlissener Teppichboden, defekte Rolltreppen und Aufzüge.

Die Probleme von Saturn am Westenhellweg

Wer durch die Filiale geht, sieht zudem im Vergleich zu den Vorjahren weniger Personal als früher. Die defekten Rolltreppen machen es den Kunden schwerer in die oberen Stockwerke zu den Produkten zu gelangen. Auch das Gerüst steht seit Jahren unverändert vor dem Gebäude und trübt den Blick auf die Filiale.

Passanten gehen am Ex-Kaufhof-Gebäude am Westenhellweg in Dortmund vorbei.
Das Ex-Kaufhof-Gebäude steht heute fast vollkommen leer, nur einen Asia-Imbiss gibt es noch im Untergeschoss. Früher konnte man vom Kaufhof direkt rüber zu Saturn gehen. Seit Jahren ist das Gebäude am Westenhellweg schon eingerüstet. © RN

Dabei steckt die Saturn-Filiale am Westenhellweg in einem Dilemma. Denn das Grundstück ist ein Erbpachtgrundstück nebst komplizierter Eigentümerstruktur und die Immobilie gehört der insolventen Signa-Gruppe von Immobilienmogul René Benko, der sich derzeit in Untersuchungshaft befindet. Die Mieten zahlt die Saturn-Filiale nun an den Insolvenzverwalter, der die Geschäfte für Signa führt und den Konzern abwickeln muss.

Laut Experten, die regelmäßig Handelsimmobilien am Westenhellweg vermitteln, ist der Sanierungsstau in dem einstigen Kaufhof-Gebäude riesig. Und teilten sich früher Galeria Kaufhof und Saturn die Neben- und Instandhaltungskosten, so trägt diese nun allein Saturn. Was das für den laufenden Mietvertrag, der in diesem oder dem nächsten Jahr auslaufen soll, bedeutet, ist laut Unternehmenskreisen noch unklar. Das ganze Gebäude steht ja auch zum Verkauf. Neuerdings stehen Krane am Gebäude und es laufen Bauarbeiten. Jüngst waren auch Vertreter von Signa vor Ort. Es sieht so aus, als solle die Braut für den Verkauf noch hübsch gemacht werden.

MediaMarkt Saturn Dortmund GmbH schreibt Verluste

Blickt man darauf, wie es Saturn angesichts solcher Rahmenbedingungen am Westenhellweg wirtschaftlich geht, so sieht man, dass das Geschäft der MediaMarkt Saturn Dortmund GmbH im abgelaufenen Geschäftsjahr Verluste gebracht hat. Die Filiale am Westenhellweg und die Innenstadtfiliale in Witten werden in der GmbH verwaltet, die wiederum dem börsennotierten Konzern Ceconomy AG gehört. Der Geschäftsbericht des Mutterkonzerns weist auch aus, wie profitabel die GmbH zuletzt war.

Das Geschäftsjahr der Ceconomy AG ist ein abweichendes, ist also nicht identisch mit dem Kalenderjahr. Das heißt: Das Geschäftsjahr begann am 1. Oktober und endet am 30. September. Für das Geschäftsjahr 2023/2024 wies die Media Markt Saturn Dortmund GmbH laut der einsehbaren Zahlen einen Verlust von 3,1 Millionen Euro aus. Welche der beiden Filialen die Verluste bringt oder ob gar beide Filialen nicht profitabel sind, lässt sich im Bericht nicht nachvollziehen. Ein nennenswerter Teil dürfte aber angesichts eines insolventen Vermieters und hoher Kosten für Instandhaltung und Betrieb des Gebäudes auf die Filiale in Dortmund entfallen.

Aus Unternehmenskreisen heißt es, dass Saturn und Media Markt sich zur Dortmunder Innenstadt als Standort bekennen. Insgesamt betreibt die mittlerweile fusionierte Kette vier Standorte in Dortmund. Die drei Media Markt Filialen liegen in den Stadtteilen Oespel im Indupark, in Hörde an der Seekante 1 und in Eving an der Evinger Straße. Die Frage, die sich aufdrängt, ist: Braucht die Kette vier Standorte in Dortmund und wenn ja, welche?

Saturn will in der Innenstadt bleiben

Wir haben bei der Pressestelle der MediaMarkt Saturn Retail Group in Ingolstadt angefragt, wann der Mietvertrag in Dortmund ausläuft, ob er verlängert wird und Saturn weiter am Westenhellweg bleibt oder nicht. Die Antwort fiel sehr ausweichend aus: „Die Dortmunder Innenstadt ist nach wie vor für uns sehr attraktiv, so wollen wir auch weiterhin mit einem Standort dort präsent sein.“

Auch aus City-Kreisen ist zu erfahren, dass Saturn an dem Geschäft in der Innenstadt auf jeden Fall gerne festhalten will. Die Gründe dafür sollen vor allem in der Markenpräsenz liegen. Zumal am Ostenhellweg Mitte November 2024 die direkte Konkurrenz aus den Niederlanden mit Coolblue eingezogen ist. In den Niederlanden und in Belgien ist der Anbieter schon Marktführer. Derzeit expandiert Coolblue in Deutschland und will den Märkten von Saturn und MediaMarkt den Rang ablaufen.

Zuletzt hat der Handelskonzern Ceconomy eine Erholung bei Umsatz und Gewinn verbucht. Für Saturn und MediaMarkt kündigte der Konzern an, seine Filialen in Deutschland auszubauen. „Es geht auch um eine Weiterentwicklung des stationären Geschäfts“, sagte Ceconomy-Chef Karsten Wildberger, der jetzt designierter Digitalminister in der neuen Bundesregierung ist, kürzlich im Interview mit dem Magazin „Capital“. Was das genau aber für die Filiale am Westenhellweg bedeutet, ist bislang noch nicht klar.