„Andere kaufen neue Handtaschen, ich neue Grills“ NRW Landesgrillmeisterin im Interview

NRW-Landesgrillmeisterin Sarah Friedrich im Interview
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Auf Grillmeisterschaften wetteifern Barbecue-Teams (BBQ) mit vielen verschiedenen Köstlichkeiten, um die beste Bewertung der Jury und vielleicht sogar einen Meistertitel zu erhalten. Dem Team „Spranta BBQ“ ist das gelungen: Bei der NRW-Landesgrillmeisterschaft der German Barbecue Association „ergrillte“ das Team den 1. Platz.

Sarah Friedrich aus Lütgendortmund ist eins der fünf Mitglieder von „Spranta BBQ“. Die NRW-Landesgrillmeisterin gab sich zur Begrüßung entspannt und locker. Schnell bat sie das „Du“ an.

Sarah, hast du schon immer viel gegrillt?

Nein, ich habe eigentlich nie selbst gegrillt. Immer viel gekocht, das kann ich halt sehr gut. Aber mit Grillen hatte ich wirklich gar nichts zu tun. Das kam erst 2017, als die Oma meines Mannes eine neue Küche und damit einen besonderen Kugelgrill bekam. Ich habe gedacht: wow.

Mein Mann und ich haben uns dann das erste Mal mit Grillen beschäftigt und geguckt, was man auf dem Grill alles machen kann. Eben nicht nur Bauchfleisch und Würstchen. Ich habe auch viele Bücher gekauft und mich belesen. Dann haben wir uns die erste Grill-Meisterschaft angesehen und ich sagte: Da möchte ich auch mitmachen.

Und so kam es zu „Spranta BBQ“?

Ja, genau. Ich wollte erst „Lütgenbömmler BBQ“, aber der Name wäre viel zu lang gewesen. Also wurde es der Spitzname meines Mannes Maik, der auch Team-Captain ist. „Spranta“ wie Sprite und Fanta. Außerdem sind nicht alle von uns aus Lüdo. „SHNTY“ und seine Tochter Isabel kommen aus Aachen, „Ingo BBQ“ wohnt in Bergisch Gladbach. SHNTY ist auch als einziger von uns gelernter Koch.

Ich hörte, du hast in eurem Team auch einen Spitznamen.

Ich bin der „BBQ-Devil“. Ich bin der Teufel, weil ich immer so sehr ehrlich und geradeheraus bin. Mein Herz liegt auf der Zunge und ich lasse mir nichts gefallen. Da sagen die anderen halt Teufel zu mir.

Aber wann habt ihr euch das erste Mal auf eine Meisterschaft getraut?

Direkt 2017 sind wir auf die erste Meisterschaft gefahren, damals in Jüchen. Da haben wir erst mal klaglos versagt und sind letzter geworden, aber es hat total Spaß gemacht. Mit der Zeit sind wir aber immer besser geworden. Ich glaube, bis jetzt waren wir bei 30 bis 40 Meisterschaften. Wir machen pro Jahr so vier bis fünf von verschiedenen Verbänden.

In diesem Jahr sind wir dann in Bielefeld bei der NRW-Landesgrillmeisterschaft Meister geworden. Da haben wir uns so gefreut. Ich glaube, so viele Tränen sind noch nie geflossen.

Der Gang "Fisch mit Beilage"
Im Gang "Fisch mit Beilage" belegte Spranta BBQ auf der Landesgrillmeisterschaft den 2. Platz. In der Gesamtwertung aller fünf Gänge erlangte das Team den Meistertitel für NRW. © Spranta BBQ

In Bielefeld war aber euer Dessert-Talent noch nicht dabei, oder?

Nein, die Isabel war erst bei der Weltmeisterschaft dabei. Sie ist erst zwölf, aber was sie geschafft hat, ist einfach Wahnsinn. Auf der WM waren 106 Teams und sie hat das Dessert gemacht und den 22. Platz gemacht. Dabei war es das allererste Mal, dass sie mit dabei war. Als Team haben wir auf der WM in dem Gang „Pork on the Bone“ den achten Platz belegt. Das ist für 106 Teams schon wirklich gut.

Du erzählst von Gängen und Desserts. Wie läuft so eine Meisterschaft eigentlich ab?

Bei einer Meisterschaft gibt es mehrere Gänge, die vorgegeben sind. Meistens sind es vier bis fünf, die immer unterschiedlich sind. Mal hast du Bratwurst, mal hast du Lachs, mal Dutch Ofen. Manchmal hast du auch einen Geheimwarenkorb, der ist dann aber für jeden gleich. Und du musst dann wirklich aus den Sachen, die da drin sind, was zaubern. Das kannst du vorher nicht üben. Und eben immer ein Dessert.

Dessert finde ich persönlich das Schwierigste, weil du zum Dessert immer eine Beilage machen musst. Und das finde ich sehr tricky. Wenn du jetzt ein schönes Küchlein vom Grill machst, kann man eine Creme darunter machen und dazu Früchte, die auch nochmal scharf angegrillt sind, dass man da auch so ein Branding drauf hat. Das sieht immer gut aus. Wir machen schließlich Fine-Dining. Da muss jeder Gang gut angerichtet sein.

Was man aber wissen muss: Wenn das Essen bei der Jury ankommt, ist es grundsätzlich kalt. Dann ist auch so viel Geschmack weg, dass die Jury dann nichts mehr schmecken würde. Also überwürzt du alles, was an die Jury geht. Das muss man alles wissen und gehört dazu.

Spranta BBQ feiern auf der Bühne die NRW-Landesgrillmeisterschaft.
„Spranta BBQ“ holten den Meistertitel. Auf einer Grillmeisterschaft gebe es aber kein böses Blut. Alle Teams seien wie eine große Familie, die sich kennen und sich den Sieg gönnen, sagt Sarah Friedrich. © Spranta BBQ

Und was braucht man alles, um mit einem BBQ-Team zu Meisterschaften zu fahren?

Es braucht monatelange Vorbereitung, viel Geld, starke Nerven und viel Equipment. Denn wenn man zum Beispiel zur Deutschen Meisterschaft fährt, muss man als Team eine Fläche von 100 Quadratmetern bedienen, auf der die Besucher das Essen jedes Teams auch kostenlos probieren dürfen.

Dafür braucht man auf jeden Fall ein Riesenzelt. Wir haben Tische, ganz viele Messer und alles, was du zum Grillen brauchst. Das alles braucht aber auch Platz. Erst war es alles bei uns in der Küche und dann hat man sich doch mal extra eine Hütte angeschafft nur für die ganzen Grillsachen.

Und es wird immer mehr: Wir haben mittlerweile 15 Grills, die wir nicht alle mitnehmen, aber die meisten. Andere Frauen kaufen sich eben Handtaschen, ich will immer wieder neue Grills.

Wo wir bei Handtaschen sind: Gibt es viele Frauen am Grill?

Frauen sind in der Szene wirklich noch kleinere Lichter. Es gibt immer mehr, aber die sind nicht so präsent und hochgelobt wie Männer. Die machen meistens das Dessert oder das Vegetarische. Es heißt auch immer: Frauen machen nur Gemüse, Frauen können nur vegetarisch. Aber Frauen und Fleisch siehst du wenig, muss ich wirklich sagen.

Bei mir ist es so: Ich kann Gemüse, bin aber echt eher die Fleischfreundin. Ich kann eigentlich alles, nur nicht so gut backen. Aber für das Dessert haben wir ja die Isabel und die ist da auch ganz heiß drauf.

Du grillst seit sieben Jahren und steckst auch viel Zeit und Geld in das Hobby. Was bedeutet dir das Grillen?

Das ist meine Leidenschaft, meine Berufung. In der Küche koche ich selbst gar nicht so gerne. Das ist aber auch anders als Grillen. Und es ist die Geselligkeit auf den Meisterschaften. Du kennst jeden auf dem Platz, es ist wie eine Riesenfamilie.

Und was kommt zu Hause auf den Teller?

Wenn wir das ganze Wochenende durchgegrillt haben, gibt es hier einfach mal Nudeln mit Ketchup. Weil ich dann so müde bin und den Grill einfach nicht mehr sehen kann. Die Leute denken, wir essen jeden Tag so, aber es gibt bei uns auch mal ganz einfache Sachen.

Abgesehen von der Müdigkeit – hat das Grillen noch andere negative Folgen?

Na ja, wir sind immer sehr, sehr froh, wenn wir mal zum Grillen eingeladen werden, was die meisten sich aber leider nicht trauen. Sie sagen immer, sie können nicht so gut grillen wie wir. Aber ich esse auch gerne einfach nur eine Bratwurst oder mal ein Stück Bauchfleisch. Ich bin mit jedem Salat zufrieden, den es gibt, und freue mich auch einfach mal, wenn ich nicht selbst grillen muss.

Anders ist es mit der Feuerplatte. Damit grille ich persönlich am liebsten, weil du da wirklich alles drauf machen kannst – und alles gleichzeitig. Damit bekommst du ein ganzes Gericht komplett fertig, sodass du mit deinen Freunden zusammen essen kannst, statt stundenlang am Grill zu stehen und für jeden alles zu machen, nur nicht für dich selbst.

Was auch schön ist, dass es sehr gesellig ist und deine Freunde mitgrillen können. Jeder steht drumherum, kriegt eine Zange in der Hand und dann können sie mitmachen.

Danke für das Gespräch und weiterhin frohes Grillen.