Vier Tage lang bietet das Westparkfest in Dortmund ganz unterschiedliche Unterhaltung für die ganze Familie - komplett ohne Eintritt. Bewusst wolle man verschiedene Zielgruppen ansprechen, sagt Organisator Tobias Klotz, aber: „Die Kosten knabbern an uns.“ Die Preisentwicklung sei in diesem Jahr „wirklich erschreckend“.
Besonders aufhorchen lässt der erste Kostenpunkt, den Klotz anführt: „Der Rettungsdienst wird dieses Jahr 50 Prozent teurer. Da schluckt man dann schon.“ Die Aktions- und Interessengemeinschaft (AIG) Westend, deren Vorsitzender Klotz ist, müsse an ihre finanziellen Reserven gehen, um das Fest zu stemmen.
Bei der AIG handelt es sich um einen Zusammenschluss mehrerer Betriebe aus dem Stadtteil. Für so eine Veranstaltung wird mit der Organisation, die den Sanitätsdienst stellt, ein privater Vertrag geschlossen.

„,Preissteigerung 50 Prozent‘ hört sich ja wirklich hart an“, sagt Thomas Ohm von den Dortmunder Maltesern, die im Westpark eingesetzt sind. Aber über viele Jahre habe man den Einsatz dort sehr günstig anbieten können. „Bis jetzt kostete diese Veranstaltung 2000 Euro, und jetzt sind wir bei 3000 Euro.“ Für die Zukunft sei außerdem eine prozentuale Steigerung vereinbart worden: „Wir wissen, dass wir nicht die günstigsten sind, aber auch nicht die teuersten.“
Für jedes Event ist der jeweilige Bedarf im Sanitätsdienst gesondert zu berechnen. Neben der zu erwartenden Besucherzahl spielt beispielsweise die Lage mit baulichen Gegebenheiten und Fluchtwegen eine Rolle.

Thomas Ohm erklärt, was für den Westpark geplant ist: Vom Vatertags-Donnerstag bis zum Samstag stellen die Malteser täglich eine Führungsperson. Zum Start (mit Bollerwagen-Aktion und Musikfestival) gibt es einen festen Behandlungsplatz mit sechs Leuten.
„Dann haben wir an allen Tagen zwei Erstversorgungsteams“, zählt Ohm weiter auf: „Da sind wir immer zu zweit unterwegs.“ Am Donnerstag seien die Malteser also mit elf Personen vor Ort. Im weitläufigen Park wolle man auf Nummer sicher gehen, damit alle Beteiligten ein gutes Gefühl haben. An Freitag und Samstag gibt es anstelle des sechsköpfigen Behandlungsteams eine „mobile Unfallhilfestelle“ mit zwei Leuten.
Preis für Kleidung verdoppelt
Doch wie kommen 3000 Euro zusammen, wenn Ehrenamtliche eingesetzt werden? Verbandsmaterial und ähnliches werde teurer und der Fahrzeugunterhalt koste immer mehr. Ohm sagt: „Auch wenn wir katholisch sind: Unsere Autos fahren nicht mit Weihwasser.“
Die Bekleidung eines Helfers sei in den vergangenen Jahren doppelt so teuer geworden und koste jetzt rund 1000 Euro: „Und da ist der nicht einmal ausgebildet.“

Wichtig sei außerdem die „immer größer werdende Professionalisierung im Ehrenamt“. Veranstalter würden mindestens eine rettungsdienstliche Qualifikation verlangen, was vor zehn Jahren noch anders gewesen sei. „Früher haben wir von der allgemeinen erweiterten Ersten Hilfe gesprochen“, so Ohm.
Außerdem gingen gesetzliche Vorgaben ins Geld, etwa wenn Umbauten am Malteser-Haus im Hafen aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen nötig werden. Die Wäsche müsse man zentral vorhalten und professionell reinigen. Auch die hauptamtlichen Verwaltungskräfte müsse man bezahlen.
Die AIG Westend bekomme als Stammkunde übrigens noch einen Freundschaftspreis: „Jeder Neukunde, der zu uns kommt, bezahlt für den Einsatz zwischen 4500 und 5000 Euro.“
Juicy-Beats-Kosten noch unklar
Auch die Johanniter und das Rote Kreuz (DRK) kündigen an, dass Gebühren für Veranstaltungen angepasst werden müssen. Mit dem letztgenannten arbeitet das Team des Westfalenpark-Festivals Juicy Beats zusammen. Dessen Chef Carsten Helmich sagt, dass es im vergangenen Jahr bereits einen merklichen Kostenanstieg in diesem Bereich gegeben habe. Die Gespräche für dieses Jahr haben noch nicht stattgefunden.
Fred Weingardt, Kreisgeschäftsführer des DRK, geht im Schnitt von einer etwa zehnprozentigen Erhöhung aus, weil Fixkosten fürs Tanken oder Versicherungen gestiegen seien.

Wenn ein Kunde anmerke, dass der Preis zu hoch sei, biete er immer an: „Guck in die Gebührenordnung, was ein Feuerwehrmann kostet.“ Sicherlich sei die Ausbildung eine andere, aber die Spanne liegt da allein fürs Personal zwischen 21 und 92 Euro pro Person und Stunde.
Die Bereitstellung von Fahrzeugen ist dabei nicht enthalten. Jede Patienten-Fahrt in einem Krankenwagen kostet laut städtischer Satzung tagsüber 308 Euro. Notarzteinsätze und Fahrten im Rettungswagen sind deutlich teurer.
„Dauerspenden brechen weg“
Anfang Mai ist die Insolvenz des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Dortmund bekannt geworden. „Wir als Stadtgliederung des Malteser Hilfsdienst sind keine superreiche Gliederung, aber wir sind eine stabile Gliederung“, sagt Thomas Ohm.
Für Fred Weingardt vom Roten Kreuz liegt ein Grund für die angespanntere Finanzsituation der Hilfsorganisationen in fehlenden Spenden. Zwar gebe es projektbezogene Zahlungen zu besonderen Anlässen, „aber die Dauerspenden der Nachkriegsgeneration brechen weg.“
Dabei brauche das Rote Kreuz gar keine großen Summen: „Für die tägliche Arbeit reicht es, wenn jemand im Jahr 30 Euro spendet.“ Der Anteil, der etwa für die Verwaltung gebraucht werde, sei auch nicht allzu hoch: „25 Euro gehen davon ans Ehrenamt.“
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