Es klingt ein wenig wie die Geschichte manch eines erfolgreichen Start-ups: Als Kevin Rebel sich im Januar 2024 selbstständig machte, hatte er keine Geschäftsräume, kein großes Team. Gemeinsam mit nur einem langjährigen Kollegen startete der Anlagenmechaniker seinen Betrieb für Heizungs-, Sanitär und Klimatechnik – an seiner Privatadresse im Dortmunder Westen, wo der 34-Jährige mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt.
Die Garage in Huckarde wurde zum Lagerraum umgebaut, eine weitere Garage angemietet. Zu Beratungen fuhr der Meister mangels eigener Räume zum Kunden. Mitarbeitergespräche führte er durchaus mal im Wohnzimmer. Kevin Rebels Frau unterstützte bei den Büroarbeiten.
Heute, 16 Monate später, ist aus dem Mini-Betrieb ein Handwerksunternehmen mit neun Angestellten geworden. Kevin Rebel arbeitet nicht mehr von zu Hause aus. Seit November hat er Geschäftsräume an der Rahmer Straße 68 angemietet; dort hat er die Logopädin Kathrin Beckerling abgelöst.
Hohe Nachfrage
Ähnlich wie die Sprachtherapeutin wollte auch Kevin Rebel sich vergrößern – oder besser: musste. „Die Nachfrage war von Tag eins da“, sagt er rückblickend. Kunden, die er aus seiner Zeit als Angestellter kannte, hätten sich gemeldet, aber auch viele neue. Dass es einen Markt gibt für sein Handwerk, sei ihm mit seiner Berufserfahrung klar gewesen. Aber: „Dass wir so schnell so groß werden, hätte ich nicht gedacht.“
Schon drei Monate nach der Existenzgründung habe er gemerkt: „Wir brauchen Unterstützung.“ Er selbst habe täglich zehn bis zwölf Stunden gearbeitet. „Erst war ich acht Stunden draußen, dann kamen noch vier, fünf Stunden Büroarbeit dazu“, sagt er. Kundentermine legte er oft aufs Wochenende. Trotzdem seien er und Kollege Andreas Bielmeier kaum hinterhergekommen.

Wäre man klein geblieben, hätte man die Kunden irgendwann auf Wartezeiten von mehreren Monaten vertrösten müssen. Aber: „Wenn jemand anruft, dessen Heizung ausgefallen ist, ist das relativ schwierig“, weiß Rebel.
Also sei nur Wachstum geblieben. Und das lief letztlich im Turbo-Modus ab. Im Mai 2024 kam der zweite Geselle, Mitte des Jahres der dritte, zu August startete ein Azubi, Bürokräfte folgten in den letzten Monaten. Inklusive Chef ist der Betrieb nun zehn Personen stark.
Beratung im Betrieb
Der Vorteil: „Wir sind nun flexibler“, sagt der 34-Jährige. Wenn jemand im Urlaub ist oder krank wird, könne man das kompensieren. Auch größere Aufträge seien kein Problem. Und Beratungsgespräche könnten jetzt im Betrieb geführt werden.
Doch Kevin Rebel sieht auch die andere Seite, die Verantwortung, die Risiken. „In dem Maße zu wachsen, hatte ich eigentlich nicht vor“, gibt er zu. Denn: Mehr Angestellte bedeuteten auch deutlich mehr Planung, Kosten, Investitionen. Um die 70.000 Euro habe er in den Start seines Unternehmens investiert, mindestens die gleiche Summe sei jetzt noch mal hinzugekommen. Wenn nicht noch mehr.
Allein der Umzug habe um die 40.000 Euro gekostet. Mehr Mitarbeiter machen auch mehr Autos nötig. So sei sein Fuhrpark auf mittlerweile vier Firmenwagen angewachsen, hinzukämen zusätzliche Maschinen und weiteres Werkzeug und natürlich die Miete plus Nebenkosten für die Räume an der Rahmer Straße. Kosten, die der 34-Jährige nicht hatte, als er den Betrieb allein von zu Hause aus steuerte.
Zu August startet ein zweiter Azubi. Dann wolle der Chef aber erst mal „abwarten, wie sich die Lage weiterentwickelt“. Momentan habe er „alles im Griff“, alles passe, so Rebel. Doch er wisse auch, dass die Nachfrage nach Handwerkerleistungen wie seinen vor Jahren noch deutlich höher war.

Denn wenn er und sein Team auch zu ganz klassischen Einsätzen wie tropfenden Wasserhähnen und anderen kleineren Reparaturen herausfahren – sein Hauptgeschäft sei die Heizungsmodernisierung: der Einbau von Wärmepumpen und Brennwertthermen oder eine Kombination aus beidem. Dazu arbeite er mit einem Energieberater zusammen.
Bauprojekte seien wegen gestiegenen Kosten aber ins Stocken geraten oder komplett eingestampft worden. Neuinstallationen fielen aus. Gleichzeitig gebe es aber viele potenzielle Kunden, die ihre Heizungsanlage grundsätzlich gerne modernisieren würden. Rebel beobachte immer wieder: „Viele sind verunsichert, trauen sich nicht, sich zu entscheiden.“ Sie wüssten schlicht nicht, was an gesetzlichen Bestimmungen und Vorgaben in nächster Zeit komme.
„Doch ich will mich nicht beschweren“, sagt Rebel. Schließlich habe sein Betrieb der wirtschaftlich nicht einfachen Lage zum Trotz einen Turbo-Traumstart hingelegt. Auch ehemalige Kollegen hätten schon zu ihm gewechselt. Danach gefragt, sagt der 34-Jährige: „Ich denke, ich bin ein guter Chef, weil ich nicht nur fordere, sondern auch gebe.“
Abgesehen von internen Schulungen sei ihm der Zusammenhalt im Team wichtig. Daher ruhe auch mal morgens für zwei Stunden die Arbeit, damit alle gemeinsam frühstücken können. Noch in diesem Jahr gehe der Betrieb außerdem in eine mehrtägige Pause. Dann nehmen alle an einem Teambuilding teil.
Öffnungszeiten
- HSK-Rebel Heizung und Sanitär hat sein Büro an der Rahmer Straße 68 und ist erreichbar unter 0231/13721403
- Das Büro ist unter der Woche zwischen 8 und 16 Uhr geöffnet. Es gibt außerhalb der Öffnungszeiten teils auch einen Notdienst.
Neuer Handwerksbetrieb startet in Dortmunds Westen: Kevin Rebel hat 70.000 Euro reingesteckt