
© Oliver Schaper (Archivbild)
Saitenhexer und Geschichtenerzähler: Stefan Stoppok begeisterte im Spielgelzelt
Ruhrhochdeutsch
Ist er ein Poet, gefangen im Körper eines Rock‘n‘Rollers? Oder ein Musiker, gefangen in der Hülle des Poeten? Stoppok paart tolle Texte und knackige Rhythmen: ein Vollblut-Entertainer!
Eigentlich alles wie immer beim Stoppok-Konzert am Sonntag im Spiegelzelt: Volle Hütte, beste Stimmung, textsichere Fans. Sogar der „Hubschrauber“ (ein flattriges Störgeräusch in den Boxen) meldet sich ab und an.
Auf der Bühne steht, nein: sitzt ein Vollblut-Entertainer mit Gitarre, der so lässig locker ist wie eh und je. Ein Mann von unerschütterlicher Grundruhe, der mit sich und der Welt im Reinen ist.
Wenn die Welt Stoppok auf den Keks geht, macht er ein Lied daraus
Wenn die Welt ihm auf den Keks geht, macht er halt ein Lied daraus. Mit Ironie und Schalk und mit Standpunkt, wie man das von einem alten Fuchs mit 63 Jahren Lebenserfahrung erwarten darf.
Weil dieser Stefan Stoppok nicht in ein Wolkenschloss abgehoben hat, sich nicht auf eine Finca im Süden verflüchtigte, wo er seine (nicht vorhandenen) Millionen zählt, wirkt er so wie früher und zeitlos: wie der Kumpeltyp aus Essen, die ehrliche Haut aus‘m Pütt, die Geschichten vom echten, wahren Leben erzählt. Geschichten, die die Leute nachvollziehen können.
Stoppoks Sprachbilder sind treffend, witzig, zupackend
In Stoppoks Texten klingt nichts geschraubt, gestelzt, verbogen. Was nicht heißen soll, dass alles hundertprozentig wahr ist, was der Mann in Liedform erzählt. Dichterische Ausschmückung gehört zum Handwerk. Aber die Quintessenz, der Kern, der Ausgangspunkt seiner Texte, ist immer authentisch und nie erkünstelt.
Flicht man Stefan Stoppok einen Lorbeerkranz (was wir gerne tun), muss man unbedingt auf die Qualität dieser Texte hinweisen: Was ihm an Sprachbildern über die Zunge geht, ist treffend, witzig, zupackend und vor allem: originell. Der Mann hat sein eigenes Idiom kreiert, das auch 20 Jahre später keinerlei Rost ansetzt.
Typisch Stoppok beschreibt ein Gütesiegel
Stoppoks Reime und Verse sind Evergreens. Solitäre sind sie auch - es findet sich keine Zeile, die man so oder ähnlich anderswo schon gehört hätte. „Typisch Stoppok“ beschreibt also ein Gütesiegel.
Und das ist nur die Hälfte der Medaille. Der meisterliche Reimdrechsler ist ja auch Musiker, und zwar ein begnadeter. Im Spiegelzelt stehen fünf Gitarren neben ihm, dazu eine Baby-Gitarre, made in Indonesien. Mit den Füßen bedient er Schelle oder Pauke, dazu spielt er eine Blues-gefärbte, scharf akzentuierte Klampfe, manchmal Lead und Rhythmus gleichzeitig.
Learning by Burning wird bejubelt
„Viel zu schön“ ist ein zwingender Kopfnicker, ebenso „Wie schnell ist nix passiert“ (mit dem schönen Slogan „Wer schon tot lebt, spart sich die Beerdigung“). „Learning By Burning“ wird vom Publikum freudig bejohlt. „Ärger“ (im Bottleneck-Sound) treibt den Jubelpegel noch höher, „Alles klar“ markiert das triumphale Finale des Abends. Stoppok kam, sang und siegte.