Die Band Feine Sahne Fischfilet ist für viele eine wichtige Stimme gegen Rechts. Andere bezeichnen sie als „linksextrem“. Sänger Jan „Monchi“ Gorkow spricht über Punk in politischen Zeiten.
Jan Gorkow ist Sänger der Band Feine Sahne Fischfilet. Der 32-Jährige aus Jarmen in Mecklenburg-Vorpommern erhielt in seiner Jugend wegen seiner massigen Statur den Spitznamen „Monchi“. Er ist Stimme und Gesicht der Band, die mit klarer politischer Haltung viele Fans findet. Und zugleich polarisiert.
Am 19. Dezember spielt Feine Sahne Fischfilet ein Konzert in der Westfalenhalle 1. Vor dem Konzert hat „Monchi“ mit Redakteur Felix Guth gesprochen.
Das Konzert wurde wegen der großen Nachfrage aus Bochum nach Dortmund verlegt. Ist das gerade der Höhepunkt der Bandkarriere?
Vor zwei Jahren haben wir in der Westfalenhalle noch als Vorband von den Toten Hosen gespielt. Jetzt war Bochum so schnell ausverkauft und wir spielen jetzt alleine hier unsere einzige Show in NRW. Das ist völlig bescheuert im positiven Sinne und richtig geil. Wenn da 10.000 Leute stehen, ist das megakrass. Uns gibt es jetzt seit fast 13 Jahren. Mit dem letzten Album waren wir zwei Jahre unterwegs, auf unserer Tour waren über 100.000 Menschen, dazu die großen Festivals. Wir haben auf unserer letzten Platte ein Lied, „Alles auf Rausch“, da geht es genau darum. Es gibt die Textzeile: „Das hier ist unsere Zeit“. So fühlt es sich auch an.
Was ist die Erklärung dafür, dass es so gut läuft?
Ich denke, die Leute merken, dass wir Bock haben und dass wir eine gute Live-Band sind. Sie merken: Wir sind keine Band, die es einfach runter spielt. Wir sind jedes Mal kurz bevor es losgeht heiß wie Sau. Deshalb kommen so viele unterschiedliche Leute zu unseren Konzerten. Die letzte Platte war musikalisch und inhaltlich ein großer Sprung.
Ihr positioniert euch klar gegen Rechtsextremismus und macht das immer wieder zum Thema. Trägt das zum Erfolg bei?
Das hat auch etwas damit zu tun. Es schreckt viele ab, aber viele finden es gut, dass in der heutigen Zeit jemand etwas sagt. Wir machen ja nicht auf Moralapostel, sondern gehen nach vorne und wollen eigene Sachen reißen. Es gibt viele coole Leute in der Gesellschaft, die keinen Bock auf den Rechtsruck haben.
Es gibt immer wieder Kontroversen um eure Auftritte. Wie geht man als Band damit um?
Das ist so viel, was da passiert, da machen wir uns nicht bei jedem Ding heiß, wir konzentrieren auf uns selbst. Wenn wie jetzt zuletzt in Potsdam die CDU über ein AfD-Stöckchen springt und sowas raushaut, gerade, wo wir ruhig machen, dann sagen wir: Danke für die kostenlose Werbung für unsere Tour.
Wie reagieren sie auf Vorwürfe, ihr würdet Angriffe auf Polizisten gutheißen oder eure Konzerte wären gewalttätig?
Wir sind manchmal laut, manchmal leise. Aber, wenn Leute erzählen, dass unserer Auftritte Gewaltorgien oder Hasskonzerte sind, dann halte ich das für so absurd, dass ich sage: Macht euer Ding.
Wer schonmal bei einem unserer Konzerte war, der sieht wie es ist. Die Leute sind sehr entspannt und achten auf sich. Wir haben nicht den Anspruch, dass uns Afdler gut finden. Es gibt die Textzeile: „Wenn wir sehen, dass ihr kotzt, geht es uns gut“. Das trifft es gut. Die ganze Facebook-Scheiße kann man sich ja nicht reinziehen, das würde einen krank machen.
Das so etwas passiert, ist nicht schlimm für uns. Auch, wenn es in der Realität räudige Aktionen gab, als wir wegen einer Bombendrohung eine Saal räumen lassen mussten. Aber die Lösung ist nicht, Kopf unten lassen und rumheulen, sondern wir wollen die Lebenslust nicht verlieren.
Wie nehmen sie die Naziszene in Dortmund wahr?
Wenn wir in Dortmund spielen sind hier immer viele geile Leute. Dorstfeld ist das, was man mitbekommt, aber man sollte sich nicht darauf konzentrieren. Es nur ein Beispiel dafür, dass Rechtsextremismus ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und nicht nur eins, das der Osten hat. Mein Fokus ist immer auf den Leuten, die Gegenproteste machen. Für irgendwelche Nazi-Lappen ist mir meine Zeit zu wichtig.
Nervt es eigentlich, immer auf das Politische konzentriert zu werden?
Es nervt manchmal. Aber es ist ja klar, dass die Fragen kommen. Und es ist gut, wenn es Leute aufgreifen. Aber es geht in unserer Musik nicht die ganze Zeit um Politik. Wir quatschen auch mal Dünnes oder über persönliche Sachen. Das macht uns aus. Wir machen nicht die ganze Zeit auf Moralapostel.
Ist die Gesellschaft empfindlicher geworden, dass sich so viele Menschen von Songtexten provoziert fühlen?
Durch Internet werden viele Gefühle aufgegriffen. Viele freuen sich über eine Provokation. Man darf sich nicht davon treiben lassen. Als wir vor einigen Jahren im Verfassungsschutzbericht erwöhnt wurden, haben wir als Dank für die Werbung einen Präsentkorb an den Verfassungsschutz geschickt. Da sind ganz viele Reaktionen von Leuten gekommen, die das geil finden. Auch wenn man natürlich viel Müll bekommt.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
