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Ein rumänischer Abend: Gebratene Käseklößchen sind das Highlight
Restaurant-Test
Das griechische Lokal „Olá Kalá“ in Dortmund musste wegen der Pandemie schließen. An seiner Stelle gibt es jetzt ein rumänisches Restaurant. Wir haben getestet, wie es dort schmeckt.
Lange wurde spekuliert, seit Mitte August 2021 gibt es Klarheit: Das griechische Restaurant „Olá Kalá“, das einst Schauplatz einer Tatort-Folge war, hat die Pandemie nicht überlebt. Schon im Oktober 2020 machte sich der ehemalige Wirt Ioannis Bogiatzidis Sorgen um seine Existenz. Zurecht: Der Wirt musste sein Restaurant schließen.
Freunde der Gastronomie können aber aufatmen: Leer steht das Restaurant am Lütgendortmunder Hellweg 65 in Lütgendortmund nicht. Dafür gibt es einen Küchenwechsel: Statt den ehemals griechischen Gerichten werden unter den neuen Besitzern jetzt rumänische Spezialitäten serviert.
„Tara Hategului International“ heißt das neue rumänische Restaurant, das so manch einer schon aus der Nordstadt kennt: Die Besitzerin Nicoleta-Magdalena Ditescu betreibt in der Kielstraße ein gleichnamiges Restaurant. Das Restaurant in Lütgendortmund ist nun ihr zweites.
Aber was bedeutet der Restaurantwechsel für die Gäste? Wir haben das neue „Tara Hategului“ getestet.
Abendessen ganz privat
Von außen ist der Wechsel sofort erkennbar: Überall dort, wo früher „Olá Kalá“ stand, steht jetzt „Tara Hategului International“. Wer nicht weiß, was sich hinter dem Namen verbirgt, sieht es zumindest am Schild: Dort sind die deutsche und die rumänische Flagge aufgedruckt.
Meine Begleitung und ich haben am Montagabend für 18 Uhr reserviert. Das war aber gar nicht nötig: Wir sind die einzigen im Restaurant und werden es auch für den ganzen Abend bleiben. Diese Privatsphäre hat man aber nur unter der Woche, erzählt die Bedienung. An Freitagabenden und am Wochenende sei wesentlich mehr los.
Das Ambiente ist sehr gemütlich: Der Innenraum ist geräumig und herbstlich dekoriert. Aus den Lautsprechern kommt traditionelle rumänische Musik.
Vegetarier werden nur schwer satt
Der erste Blick auf die Karte lässt eine große Auswahl vermuten: Über 30 Hauptgerichte bietet das Restaurant an. So hat der Gast beispielsweise die Wahl zwischen Schweinefilet, Schweinenacken, Schweinekotelett, Schweinerippchen oder Schweinespieße mit Pommes Frites.
An vegetarischen Hauptgerichten mangelt es aber. Vegetarier müssen sich auf Salate oder Vorspeisen beschränken: Letztere könne man aber auch als Hauptspeise bestellen, bestätigt die Bedienung auf Nachfrage.
Meine Begleitung und ich sind glücklicherweise keine Vegetarier. Bei der Vorspeise bleiben wir aber trotzdem fleischlos: Wir teilen uns den rumänischen panierten Schnittkäse. Schließlich wollen wir an diesem Abend so rumänisch wie möglich essen.
Die Vorspeise eignet sich zum Teilen sehr gut: Zwei panierte Käsedreiecke, ein Häufchen Salat und jede Menge Weißbrot serviert uns die Bedienung. Der Käse überzeugt, er ist weich und saftig. Die Panade ist angenehm knusprig. Als vielleicht typische Deutsche hätten wir uns dazu etwas Marmelade gewünscht, wie man das eben vom Camembert kennt. Auf Nachfrage bei der Bedienung wäre das aber problemlos möglich gewesen.
Ente mit Kohl und Apfel zur Hauptspeise
Bei der Hauptspeise entscheiden wir uns für eine der vermeintlichen Spezialitäten des Hauses: Geschmorter Kohl mit Ente und Apfel. Der Kohl, der dem Namen zufolge das Hauptelement des Gerichts ausmacht, schmeckt gut und ist angemessen gewürzt. Meine Begleitung, die mir zuvor versichert hat, ich müsse den Kohl ganz alleine essen, schlägt trotzdem ganz schön zu.
Die Kombination aus Ente und gegrillten Apfelscheiben ist überraschenderweise genau richtig, um die Ente etwas saftiger zu machen. Denn genau das ist sie leider nicht: Sie ist weder zart noch knusprig, dafür aber ziemlich zäh und kaum mit dem Messer zu schneiden. Kohl und Apfel können das nur schwer wieder wettmachen. Überzeugt sind wir deshalb leider nicht: Etwas Ente bleibt am Schluss auf dem Teller.
Wir haben natürlich noch ein zweites Gericht bestellt: Hähnchen in Béchamelsauce mit Champignons und Polenta. Das Gericht sieht auf den ersten Blick etwas sonderbar aus. Das liegt an der Polenta, einem festen gelben Brei aus Maisgrieß oder Maismehl, der optisch an einen Küchenschwamm erinnert, glücklicherweise aber nicht so schmeckt.
Das Hähnchen ist sehr gut zubereitet und das Gericht schmeckt ordentlich. Persönlich erscheint mir die Soße etwas fad und könnte noch mehr gewürzt werden. Das ist letztendlich aber eine Geschmacksfrage.
Echte Spezialität erst zum Dessert
Nach der leider nur teilweise überzeugenden Hauptspeise haben wir richtig Lust auf etwas Süßes. Die von der Bedienung empfohlenen „Papanasi“, auf Deutsch gebratene Käseklößchen, sollte man am besten schon im Vorhinein bestellen, weil sie 25 Minuten Zubereitung benötigen.
Der im Deutschen etwas irreführende Name sorgt für eine Überraschung im Dessert: Käsig schmecken die Klößchen ganz und gar nicht. Der weiche Teig ist mit Marmelade überzogen, die süß und sauer zugleich schmeckt. Die Bedienung hat bei den Klößchen nicht zu viel versprochen: Sie schmecken wunderbar und sind als Nachspeise absolut zu empfehlen.
Bezahlen geht nur mit Bargeld
Ein großes Manko zeigt sich beim Bezahlen: Ein Kartenlesegerät hat das Restaurant nicht, Gäste müssen also mit Bargeld bezahlen. Meine Begleitung und ich fühlen uns etwa kalt erwischt, können aber mit Mühe noch die 40 Euro zusammenkratzen, die uns der Abend gekostet hat. Für Trinkgeld reicht das Geld aber nicht mehr. Wer im Tara Hategului essen möchte, sollte deshalb unbedingt vorher bei einem Geldautomaten vorbeischauen.
Preise sind angemessen
Die Preise sind den Gerichten angemessen. 12,90 Euro kostet die Ente mit Kohl. Nur wer eine Grillspezialität bestellt, muss mehr als 20 Euro für die Hauptspeise ausgeben. Für die Vorspeise bezahlen wir 5,90 Euro. Das Dessert ist mit 6,50 Euro etwas teurer, lohnt sich aber dennoch. Eine kleine Apfelschorle kostet 2 Euro. Auf Nachfrage gibt es auch gratis Leitungswasser dazu.
Lage und Infos
Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, kann an der Bushaltestelle „Am Düppersholl“ aussteigen. Das Restaurant liegt direkt daneben am Lütgendortmunder Hellweg 65. Autofahrer können problemlos am Straßenrand in der Nähe parken. Das Restaurant hat täglich ab 15 Uhr geöffnet. Dienstag ist Ruhetag. Telefonisch erreicht man das Restaurant unter der Telefonnummer 0173/ 88 80 546.
Jahrgang 2001, gebürtig aus dem Allgäu, mittlerweile nach Dortmund gezogen und fühlt sich im Ruhrgebiet zuhause. Offen für alle Themen, aber schreibt am liebsten über interessante Menschen und besondere Geschichten aus der Region.