FDP-Bundeskandidat Roman Senga trifft man häufig auf dem Fußballplatz in Dortmund-Bodelschwingh. Dort spielt er in der Altherren-Mannschaft Rot-Weiß Germania. © Kolle

FDP-Bundestagskandidat

Roman Senga: „Ich würde immer U47 fahren und bei Rot-Weiß Germania pöhlen“

Sport ist sein Leben und Bodelschwingh sein Lebensmittelpunkt: Roman Senga ist im Dortmunder Westen Bundestagskandidat für die FDP. Dabei kommt er aus einem „sozialdemokratischen Bollwerk“.

Dortmund

, 17.08.2021 / Lesedauer: 4 min

Es ist Montagabend. Roman Senga, schon im grünen National-Trikot, zieht die Fußballschuhe an und schaut kritisch zum Himmel. Es fängt gleich an zu regnen, die Altherren-Mannschaft von Rot-Weiß Germania bereitet sich auf dem Fußballplatz in Bodelschwingh auf das Training um 19.30 Uhr vor. Roman Senga gehört mit 38 Jahren zu den Jüngsten im Team.

Noch hat er es nicht eilig. Nicht nur wegen des Regens; denn er will erst über seine Bundestagskandidatur für die FDP sprechen, für die er seit 2020 in der Bezirksvertretung Mengede sitzt und im Sportausschuss des Dortmunder Stadtrates.

Sport ist sein Ding. Sein Beruf und sein Hobby. Sein Leben. Und Bodelschwingh sein Lebensmittelpunkt. Hier ist er geboren und aufgewachsen, hier lebt er und hier spielt er seit 21 Jahren Fußball. „Ich bin Sportfachmann“, sagt er. Sportmanager und staatlich geprüfter Sport- und Gymnastiklehrer.

Mit 17 Jahren selbstständig gemacht

Eigentlich hatte er sich als Trainer im Profi-Fußball gesehen. Doch ein anderer beruflicher Erfolg brachte ihn von diesem Weg ab. Bereits mit 17 Jahren hatte er sich mit Fitness- und Reha-Training selbstständig gemacht.

2007 wollte er „nebenher etwas Soziales machen“ und kam auf die Idee, seine Spezialkenntnisse zu kombinieren. Er wollte Kinder mit Handicap auf Rezept trainieren, „Bewegungsspiel und Fußball als medizinische Dienstleistung“.

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Weil man dazu einen Verein braucht, gründete er kurzerhand einen und nannte ihn Rehasport e.V. Da war er 25 Jahre alt. Eigentlich sollte der Verein nur einmal in der Woche ein Hobby sein. „Doch dann rief ein befreundeter Physiotherapeut an, ob nicht auch Gymnastik möglich wäre, dann meldete sich ein Fitnessstudio und dann ein Tanzstudio.“

Sportmanagement auf Schalke gelernt

Der Verein wuchs, zählte vor Corona 10.000 Mitglieder und bis Ende des Jahres 15.000, schätzt Senga, „wenn kein erneuter Lockdown kommt. Da bin ich wirklich stolz drauf.“

Damals hatte er noch keinen kaufmännischen Hintergrund. „Wenn die vierte oder fünfte Stelle hinter dem Komma relevant wird, sollte man sich auskennen.“ Deshalb hängte er nach dem Abitur über den zweiten Bildungsweg ein berufsbegleitendes BWL-Studium an der Universität St. Gallen an.

Den Praxisteil absolvierte er auf Schalke. Nicht erst seitdem ist Roman Senga Schalke-Fan. Kein gutes Aushängeschild für einen Dortmunder Politiker, das weiß er. Er war auch mal BVB-Anhänger, doch er ist mit Andy Möller nach Schalke gewechselt. Den fand er überragend. Dessen Schritt ins fußballerische Feindesland hat ihm imponiert.

Familie aus „strammen Sozis“

„Meine Familie kann nicht verstehen, dass ich Schalker bin“, sagt er. Senga ist auch Mitglied des Schalke-Fanklubs Norderneyer Knappen. Auf der Insel hat die Familie eine Ferienwohnung.

Zu Sengas Familie gehören unter anderem ein Zwillingsbruder, dazu ein jüngerer Bruder und eine jüngere Schwester. BVB-Fans, versteht sich. Nicht nur bei der Fußballmannschaft ist Senga aus der Familienart geschlagen. „Das sind alles stramme Sozis“, sagt er, „ein sozialdemokratisches Bollwerk.“ Sein Großvater war Ernst Knepper, von 1961 bis 1969 Fraktionschef im Dortmunder Rat und mehrere Jahre Bezirksvorsitzender der Dortmunder Arbeiterwohlfahrt.

Doch seinen Enkel hat es zu den Liberalen verschlagen. Er ist FDP-Ortsverbandsvorsitzender Dortmund-West. Bei der Bundestagswahl am 26. September will er das Direktmandat im westlichen Wahlkreis (142) holen. Er hält das nicht für unmöglich. Sagt er.

„Der Lockdown im Sport war eine Vollkatastrophe“

Senga spricht schnell, wie auf der Überholspur. Er sei auch brennender Wirtschaftsjunior, führte 2017 sogar den Landesverband der Wirtschaftsjunioren mit rund 2000 Mitgliedern. Er sei der Kandidat unter 40. Viele im Bundestag dagegen seien alt und zu weit weg von vielen Themen, wie zum Beispiel Kindern. Er selbst hat zwei Töchter, 4 und 7 Jahre alt. Anfang September kommt das dritte Kind als erstes gemeinsames Kind mit seiner Freundin.

Roman Senga in seinem Element: auf dem Fußballfeld. © Kolle

„Kinder haben nur eine ganz geringe Lobby“, sagt Senga. „Kinder und Jugendliche wählen nicht und werden nicht gewählt.“ Den Lockdown im Sport nennt er eine „Vollkatastrophe“ mit Folgen wie Bandscheibenvorfällen, Übergewicht und Herzproblemen. Doch für Kinder sei er geradezu „tödlich“; denn gleich mehrere Jahrgänge hätten kein Schwimmen gelernt. Das müsse aufgearbeitet werden, am besten in einem Untersuchungsausschuss.

Bodelschwingh erdet

Nicht erst als der Fußball bei Rot-Weiß Germania wegen Corona ausfallen musste, ist Roman Senga Fahrrad gefahren. Und mit Bus und Bahn. Ein Monatsticket hat er nicht, aber eine Zehnerkarte. „Ich wohne nicht am Phoenix-See und fahre keinen Lamborghini.“ Aber einen Dienstwagen vom Rehasport-Verein. Dennoch: In Bodelschwingh sei man geerdet. Ebenso in der Altherren-Mannschaft.

Senga ist überzeugt: „Fußballspielen ist für Politiker unglaublich wichtig.“ Hier sei er unter „echten Menschen“, habe Kontakte zu Handwerkern, Ärzten, Arbeitslosen und Flüchtlingen, auf ihrem Gebiet alles Experten. „Da bekommt man ein anderes Gespür für die Themen.“

Es hat aufgehört zu regnen. Die Sonne kommt raus, und die Mannschaft steht auf dem Feld. Es ist Zeit für Senga. Er steht auf und trabt in Richtung Spielgeschehen, ruft aber noch einen letzten Satz: „Ich würde immer U47 fahren und bei Rot-Weiß Germania pöhlen.“

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