Es ist ein verstecktes Idyll, ganz in der Nähe des Stadions: Anwohnerinnen und Anwohner der Gersdorffstraße in Dortmund-Brünninghausen lieben den Garten hinter ihrem Haus der Dogewo. Doch der Garten hat nun zu ihrem Entsetzen einen „Kahlschlag“ hinter sich.
Anwohnerin Margitta Sachse kann es immer noch nicht fassen, wenn sie von ihrem Balkon aus auf die gerodete Fläche blickt: Zahlreiche Büsche, Bäume und Hecken sind weg. Und das „ohne Sinn und Verstand“, sagt die Brünninghauserin. Sie ist sich da mit ihren Nachbarn David Malten und Heidi Heckemüller einig.
Dogewo-Mieter wie die Maltens, Heckemüllers und Sachses haben einen Teil der Fläche gemietet, kümmern sich um das Grün und um die dort lebenden Tiere. Ob die alle wiederkommen? Die Nachbarn haben da ihre Zweifel. Die Rodungen der Dogewo seien so massiv gewesen, dass sie glaubten, hier werde für einen Neubau gerodet.
Wann sind Rodungen erlaubt?
Die Aufregung um Rodungen zieht sich in diesen Wochen durch viele Stadtteile im Dortmunder Süden. Der Brünninghauser Garten ist nur ein Beispiel. Auch Rodungen auf Seitenstreifen, wie zuletzt an der A1 bei Lichtendorf, sorgen für Ärger. In den Wäldern wird derzeit ebenfalls gerodet. Zahlreiche Bäume sind dort rot markiert und lassen so manchen Spaziergänger Rot sehen: Darf man das? Muss man das? Und warum überhaupt diese Abholzungen?

Im Brünninghauser Garten sind die Sägen wieder weg, in den Wäldern des Dortmunder Südens legen sie gerade erst los. Dabei sollte hier eigentlich schon seit November 2024 gearbeitet werden. Doch es sei zu nass oder zu kalt gewesen, erklärt Stadt-Pressesprecher Christian Schön.
Derzeit wird im Wannebachtal in Syburg unüberhörbar gesägt und geschnitten. Danach werde es gleichzeitig in mehreren Waldgebieten weitergehen, so der Stadt-Pressesprecher. Richtig viel Zeit bleibt nicht mehr: Von März bis September ist das Roden nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten – unter anderem zum Schutz brütender Vögel. Bleiben also (Stand 29.1.) noch vier Wochen für diejenigen, die im Forstbezirk Süd im Wald arbeiten. Zum Forstbezirk Süd gehören die Waldgebiete Niederhofer Holz, Wanne/Reichsmark, Bittermark, Rombergholz, Fürstenbergholz, Schnee und die Bolmke.
Die Fällarbeiten sollen den Wald im Übrigen auch fit für den Klimawandel machen, betont die Stadt: Durch das gezielte Fällen in den Mischwäldern ließen sich Baumarten, die im Klimawandel mit hoher Wahrscheinlichkeit gut bestehen (z. B. die heimischen Stiel- und Traubeneichen), im Konkurrenzkampf um das Licht aktiv fördern.
Insgesamt soll der Mischungsgrad in den Dortmunder Wäldern weiter steigen. Dies lasse sich auf eine einfache Formel herunterbrechen: „mehr Mischung = mehr Risikostreuung = mehr Klimastabilität“. Im Zuge der Arbeiten würden auch absterbende und kranke Bäume entlang von Waldrändern, Wanderwegen oder Straßen entfernt, so Schön.

Ökologisches Waldkonzept
Die Dortmunder Wälder haben demnach in einigen Teilen einen großen Wandel vor sich: Im September 2023 hatte der Stadtrat ein „ökologisches Waldkonzept für den Stadtwald Dortmund“ beschlossen. Heißt: Zehn Prozent des städtischen Waldes sollen sich künftig natürlich entwickeln, hier soll Natur sein dürfen. In den nächsten zehn Jahren sollen hier keine forstwirtschaftlichen Maßnahmen zulässig sein. Müssen Bäume (bei Gefahr) gefällt werden, bleiben sie liegen.
Im Dortmunder Süden sind solche Flächen im Bereich Aplerbeck (Nähe Waldstadion), Syburg, Wichlighofen und Niederhofen (alle im Stadtbezirk Hörde) sowie in der Bolmke und in der Bittermark (im Stadtbezirk Hombruch) vorgesehen. Insgesamt hat man für dieses Projekt 39 Flächen im gesamten Stadtgebiet ausgewählt.
Die jetzt in den Wäldern gefällten Bäume bleiben im Übrigen voraussichtlich bis zum Sommer liegen: Dann sind die Böden trocken und schweres Gerät hat kein Problem mehr mit durchweichten Böden.
Dogewo äußert sich
Die Rodungsarbeiten im Brünninghauser Garten erklärt die zuständige Dogewo (Dortmunder Gesellschaft für Wohnen) unterdessen so: „Im Zuge unserer regelmäßigen jährlichen Begehungen wurden Anfang des Jahres durch eine Fachfirma notwendige Pflege- und Sicherheitsmaßnahmen an den Gemeinschaftsflächen durchgeführt.“ Diese Arbeiten dienten nicht nur der Pflege, sondern auch der Sicherheit und dem Wohlbefinden der Mieterinnen und Mieter. Die Maßnahmen seien sorgfältig geprüft worden.
Ein Teil der Bäume sei zurückgeschnitten worden, um „Vitalität und Sicherheit der Bäume zu gewährleisten“. Nicht mehr sichere Bäume seien „entfernt“, sprich: gefällt worden. Außerdem habe man abgestorbene Pflanzen und Büsche beseitigt und ausgedünnt, um Angsträume in dunklen Bereichen zu vermeiden. Für die drei Brünninghauser Mieter war der Garten allerdings laut eigener Aussage zuvor kein Angstraum, sondern ein beliebter Treffpunkt.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist erstmals am 30. Januar 2025 erschienen.