Tränen, Umarmungen und Blumen Der letzte Tag der legendären Rippchen-Braterei

Tränen, Umarmungen und Blumen: Der letzte Tag in der Rippchen-Braterei
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„Paprika-Soße ist aus, wie wäre es mit Barbecue-Soße?“, „Die Rippchen brauchen noch ein bisschen, die nächste Ladung ist gerade im Ofen“. Am Donnerstag kamen in der Rippchen-Braterei an der Bockenfelder Straße in Bövinghausen zwei Dinge zusammen.

Ein Speisen-Vorrat, der auf Ausverkauf angelegt war und ein Kunden-Ansturm, den Inhaberin Gabi Weber noch nicht erlebt hatte. Da wurden einzelne Speisen schon mal knapp zwischendurch.

Einfach nur voll

Im Oktober hatte Gabi Weber (66) bekannt gegeben, in Rente gehen zu wollen und mangels Nachfolger die Rippchen-Braterei zu schließen. Am Donnerstag (22.12.) war es soweit. Der letzte Tag.

Und an diesem Tag zeigten die Fans der Braterei, was eine Kultgastronomie ausmacht: Gefühlt alle Stamm-Kunden des Grill-Restaurants kamen vorbei, um noch ein letztes mal Rippchen mit Pommes zu bestellen.

Kaum noch Platz gab es vor der Theke der Rippchen-Braterei.
Kaum noch Platz gab es vor der Theke der Rippchen-Braterei. © Holger Bergmann

Der Spezial-Grillofen, der laut Gabi Weber einmalig ist in Dortmund, spuckt pro Stunde 80 Portionen Rippchen aus. Das war am Donnerstag nicht genug. Immer wieder hörte man bei der Bestellung die Bitte um Geduld, bis der Ofen wieder für Nachschub sorgte. Aber: Alle wurden satt.

Den Tag über wurde die Warte-Schlange wohl niemals kleiner. Zum Abend hin gab es sogar noch einen weiteren Schub. Alle Tische waren belegt, der Raum vor der Theke war mit teilweise 20 Personen ebenfalls an der Belastungsgrenze.

Persönliche Abschiede

Immer wieder musste Gabi Weber vor die Theke kommen, weil sich langjährige Gäste persönlich verabschieden wollten. In einem Hinterzimmer wurden die Blumen-Geschenke gelagert.

Eine Besucherin versuchte es in Worte zu fassen: „Rippchen-Braterei, das ist Kindheitserinnerung. Ich gehe hier schon mein ganze Leben lang essen.“

Die Rippchen-Braterei, seit 25 Jahre Ziel hungriger Menschen, ist jetzt geschlossen
Die Rippchen-Braterei, seit 25 Jahre Ziel hungriger Menschen, ist jetzt geschlossen © Holger Bergmann

Gabi Weber war erstaunt, aber auch begeistert über diesen emotionalen Abschied. Trotzdem war sie am Donnerstag bereits voller Vorfreude auf ihren Ruhestand. „Ich habe so viel aufzuholen“, sagt sie.

Annähernd 25 Jahre lang, das Jubiläum hätte sie im kommenden Februar feiern können, hat sie fast täglich bis 22 Uhr gearbeitet. „Da verpasst man vieles“, gestand sie. Ein Konzert mit Reinhard Mey würde sie gerne noch erleben oder mit Hannes Wader. Aber dass die beiden Sänger mit 80 Jahren noch auf Tour gehen, glaubt sie nicht.

Spende für das Sozialkaufhaus

Ganz verlassen wird sie die Rippchen-Braterei erst in der letzten Dezember-Woche. „Es muss noch alles aufgeräumt werden“, sagt sie. Die Grill-Stuben-Einrichtung wird verkauft, Besteck und Geschirr gehen als Spende an das Sozialkaufhaus.

Die drachenförmige Sammeldose „Ellie“, in die man Spenden für das Hospiz stecken konnte, wird im kommenden Jahr im Restaurant „Enzo“ wieder auftauchen. Die Braterei selbst bleibt dann leer. Denn ein Nachmieter ist noch nicht gefunden.

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