Die aussichtsreichsten OB-Kandidaten diskutierten am Donnerstagabend (3.9.) ihre Pläne für die Kommunalwahl in Dortmund.

© Sarah Rauch

Ringbusse, 15 Millionen für Gastronomie und direkte Hilfe für Obdachlose

rnPodiumsdiskussion

„Das Rennen ums Rathaus“ lautete der Titel der Diskussionsrunde von unserer Redaktion und Radio 91.2. Die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten lieferten sich einen Schlagabtausch über ihre Konzepte.

Dortmund

, 03.09.2020, 21:45 Uhr / Lesedauer: 4 min

Die größte Hürde mussten die fünf Bewerber für das Dortmunder OB-Amt gleich zu Beginn der Diskussionsrunde von Ruhr Nachrichten und Radio 91.2 meistern. Die Vorstellungsrunde lief mit verteilten Rollen ab. Jeder Kandidat musste einen Konkurrenten oder eine Konkurrentin vorstellen.

Und es wurde dabei viel gegenseitiges Lob verteilt. CDU-Kandidat Andreas Hollstein schätzt etwa an Grünen-Kandidatin Daniela Schneckenburger „ihre Art des Umgangs und ihre Menschlichkeit und Authentizität“. Daniela Schneckenburger bescheinigte FDP-Kandidat Michael Kauch „ein Freidemokrat mit sozialem Gewissen“ zu sein.

Kauch wiederum sieht Linken-Kandidat Utz Kowalewski als „weichgespülten Linken“ mit Pragmatismus, Sachlichkeit und Fachwissen. SPD-Mann Thomas Westphal, der berichtete, seinen Konkurrenten Andreas Hollstein sehr zu schätzen, denke als Wirtschaftsförderer auch an die Beschäftigungsförderung, stellte Utz Kowalewski fest.

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Inhaltlich ging es unter der Moderation von Wolfram Kiwit (Ruhr Nachrichten) und Helga Kretschmer (Radio 91.2) um drei Hauptthemen.

Moderiert wurde die OB-Diskussion von Wolfram Kiwit (Ruhr Nachrichten) und Helga Kretschmer (Radio 91.2).

Moderiert wurde die OB-Diskussion von Wolfram Kiwit (Ruhr Nachrichten) und Helga Kretschmer (Radio 91.2). © Schaper

Verkehr

Dass sich etwas ändern muss am Verkehrs-Mix, darin sind sich alle OB-Kandidaten einig. Aber in Nuancen gibt es durchaus Unterschiede.

„Die Menschen dürfen sich auf eine mutige Initiative für sicheren Radverkehr freuen“, kündigte Daniela Schneckenburger für den Fall ihrer Wahl an. „Wir werden weiterhin Autoverkehr in der Stadt haben, aber wir müssen den Straßenraum anders aufteilen“, sagte die Grünen-Politikerin. Einen radikalen Kurs gegen Autofahrer will sie aber nicht fahren. „Es geht nichts ohne Akzeptanz in dieser Stadt.“

Daniela Schneckenburger, Bündnis 90/Die Grünen

Daniela Schneckenburger, Bündnis 90/Die Grünen © Sarah Rauch

Allein mit mehr Radverkehr werde man eine klimafreundliche Verkehrswende nicht schaffen, gab Michael Kauch zu bedenken. Er will vor allem den öffentlichen Nahverkehr ausbauen - von erweiterten Stadtbahn-Linien über eine Verlängerung der H-Bahn bis zu Ringbus-Linien zwischen den Stadtteilen. „Die Kapazität muss erhöht werden, wenn wir die Verkehrswende wirklich ernst nehmen“, sagte Kauch.

Auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs setzt auch Thomas Westphal. Sein Mobilitätskonzept sehe den Ausbau von sechs Stadtbahnlinien und der H-Bahn vor, aber auch ein besseres Radwegenetz. „Klimapolitisch ist der Hebel der öffentliche Nahverkehr“, ist Westphal überzeugt.

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„Es ist wichtig, eine vernünftige Mobilität zu bieten, die die Menschen alle mitnimmt“, sagte Andreas Hollstein. „Die Hauptlast des großstädtischen Verkehrs liegt auf dem ÖPNV.“ Neue Stadtbahntrassen zu bauen, bräuchte aber viel Zeit. Eine Alternative seien Schnellbus-Linien. Dazu setzt Hollstein auf den Ausbau der Park-and-Ride-Plätze, um Menschen mit einem Auto, eine Alternative zu bieten, um auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.

Andreas Hollstein, CDU

Andreas Hollstein, CDU © Sarah Rauch Fotografie

Utz Kowalewski forderte eine bessere Koordination von Baustellen auch mit Blick auf den Investitionsstau beim Radwegenetz. Ein ticketloser Nahverkehr sei ein Langfrist-Ziel. Es gehe erst einmal um ein Sozialticket, das seinen Namen wert ist. Das könne natürlich nicht die Kommune allein finanzieren. Da sei auch das Land gefragt.

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"Rennen ums Rathaus": die große Diskussion der OB-Kandidaten im Livestream

Wirtschaft und Corona-Krise

Wird es den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr geben? So lautete die Frage an Thomas Westphal. Es soll einen Weihnachtsmarkt geben, aber natürlich in corona-gerechter Form, antwortete er. Generell gelte: „Wir müssen den Branchen, die jetzt stark betroffen sind, ganz gezielt helfen“, sagte Westphal. Dazu soll etwa das schon vom Verwaltungsvorstand beschlossene Comeback-Programm für Gastronomie und Eventwirtschaft mit 15 Millionen Euro über fünf Jahren beitragen.

FOTOSTRECKE
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Viele Fotos der Podiums-Diskussion mit den OB-Kandidaten

Die große Podiumsdiskussion "Rennen ums Rathaus" fand am Donnerstagabend (3.9.) statt. Dabei führten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten eine angeregte Diskussion – das zeigen auch unsere Fotos.
03.09.2020
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Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper
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Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper
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Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
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Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
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Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper
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Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
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Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
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Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
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Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Sarah Rauch Fotografie
Eineinhalb Stunden lang diskutierten die fünf aussichtsreichsten OB-Kandidaten über die wichtigsten Themen der anstehenden Wahl.© Schaper

Die Folgen von Corona werden längerfristig sein, befürchtet Andreas Hollstein. Er sieht auch noch andere Branchen in Bedrängnis, wie die Automotive-Industrie. Für die Gastro- und Eventbranche brauche man schnellwirkende Mittel - etwa mit einem Verzicht auf Sondernutzungsgebühren und Vergnügungssteuer. „Aber wir brauchen auch Landes- und Bundesmittel. Wir als Stadt können das Problem nicht allein lösen.“

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Utz Kowalewski sprach von einem Rennen gegen die Zeit. „Wie lange halten die Betriebe noch durch?“, sei die Frage. Er wünscht sich kurzfristige Liquiditätskredite der Sparkasse für Not leidende Unternehmen, um über den Winter zu kommen. Das Comeback-Programm sei schön, aber nicht die Lösung der Krise.

Utz Kowalewski, Die Linke

Utz Kowalewski, Die Linke © Sarah Rauch Fotografie

„Ich bin sehr für eine mittelstandsfreundliche Kreditvergabe“, entgegnete Michael Kauch. Aber Vorschläge für Kreditprogramme müssten auch mit dem Recht übereinstimmen. Wir haben die Aufgabe, die öffentlichen Aufträge stabil zu halten und wo möglich vorzuziehen. Für die Gastronomie wolle die FDP kommunale Abgaben wie Bettensteuer und Vergnügungssteuer bis 2022 aussetzen. Die Verwaltung könne aber auch mit einer erleichterten Vergabe von Genehmigungen helfen.

Einen Gebühren- und Steuererlass für die Gastronomie befürwortet auch Daniela Schneckenburger. „Da geht es um Existenzen“, sagte sie. Aber Hilfe brauche auch der Einzelhandel. Für die Innenstadt und die Stadtbezirkszentren wirke Corona wie ein Brandbeschleuniger für die Krise des Einzelhandels, sagte die Grünen-Kandidatin. „Wir müssen unser Innenstadt-Konzept neu überdenken.“

Lebenswerte Stadt

Die Situation der Obdachlosen war ein Thema. „Eine Stadtgesellschaft ist nur so gut, wie sie mit den Schwächsten umgeht. Auch daran entscheidet sich für mich Lebensqualität in dieser Stadt“, sagte Andreas Hollstein. Deshalb müsse man sich um die Menschen ohne Obdach kümmern.

„Lebensqualität heißt auch, dass der Raum in der Stadt genießbar sein muss“, reagierte Thomas Westphal auf die Forderung einer Passantin nach mehr Sitzmöglichkeiten in der Stadt. Die Linke habe im vergangenen Jahr einen Haushaltsantrag auf mehr Bänke gestellt, rief Utz Kowaleswki in Erinnerung. „Der ist auch durchgegangen.“.

Thomas Westphal, SPD

Thomas Westphal, SPD © Sarah Rauch Fotografie

Mehr Grün in der Stadt ist auf jeden Fall gut, merkte Daniela Schneckenburger doppeldeutig an. Mehr Bäume seien kein Luxus, sondern auch eine klimapolitische Notwendigkeit. „Daran entscheidet sich Lebensqualität wesentlich“, stellte sie fest. Es müsse auch mehr Raum für Kinder und mehr Spielmöglichkeiten geben. „Man muss aufräumen in der Innenstadt, damit sie attraktiver wird.“

Mehr Straßenbäume wünscht sich Utz Kowalewski. Auch die Siedlungen in den Stadtteilen bräuchten mehr Grün. Das sei auch wichtig für das Stadtklima. Für Obdachlose fordert Kowalewski, sich an dem Konzept „Housing first“ zu orientieren, also Wohnraum für Obdachlose zur Verfügung zu stellen.

„Wir müssen kurzfristig Lösungen dafür finden, dass wir unter Coronabedingungen im Winter Menschen von der Straße holen müssen“, ergänzte Michael Kauch. Notfalls müssten Unterkünfte in Leichtbauweise entstehen. Er kritisierte aber auch die Sozialpolitik der Stadt mit einer der höchsten Hartz-4-Quoten in Deutschland. „Armut darf sich in dieser Stadt nicht vererben“, sagte Kauch. Es gehe darum, Chancen zu bieten.

Michael Kauch, FDP

Michael Kauch, FDP © Sarah Rauch Fotografie

„Obdachlosigkeit und Kinderarmut ist der Stachel im Fleisch dieser Stadtgesellschaft“, stimmte Daniela Schneckenburger zu. „Da spielt Bildung und Bildungsgerechtigkeit eine zentrale Rolle.“

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