Das hat Dortmund gefehlt: ein Restaurant mit traditionellen polnischen Speisen. Das hat Ende September in Lütgendortmund eröffnet und heißt „Von Herzen“. Es liegt am Lütgendortmunder Hellweg 65, einem Standort, der auch schon als Tatort-Restaurant für einige Schlagzeilen gesorgt hat. Und an dem es zuletzt mehrere Gastronomen versucht hatten.
„Die ersten Wochen liefen wirklich super und es war richtig was los hier“, erzählt Patryk Tysarczyk bei unserem Besuch. Er steht bei „Von Herzen“ hinter der Theke und unterstützt seine Tante, die in der Küche steht und das Restaurant gemeinsam mit ihrem Mann betreibt.
An diesem Donnerstagabend haben die drei jedoch nicht viel zu tun. Außer uns ist nur noch ein weiterer Gast da. Die Reservierung für 20 Uhr, die wir online problemlos innerhalb von maximal zwei Minuten machen konnten und sowohl via SMS als auch via Mail bestätigt bekommen haben, wäre also nicht nötig gewesen.
Die Speisekarte
„Polnisch oder Deutsch?“, fragt Patryk meine Begleitung und mich, als er uns an den eingedeckten Tisch bringt. Ganz barrierefrei zu erreichen ist der nicht: Wir müssen eine Stufe nach oben gehen, mussten das aber auch schon, um überhaupt ins Restaurant zu kommen. Wir antworten ihm unterschiedlich, sodass wir schließlich einmal die deutschsprachige und einmal die polnischsprachige Speisekarte in den Händen halten.
Die bietet, was die traditionelle polnische Küche zu bieten hat. Und noch ein bisschen mehr.
Bei den Vorspeisen sind sechs Angebote zu finden, darunter drei Suppen: Żurek, eine säuerliche Roggenmehlsuppe, eine Gulaschsuppe sowie Flaczki, eine Suppe mit Pansen (Rindervormagen). Alle Vorspeisen liegen zwischen 6 und 12 Euro.
Die Auswahl an Hauptspeisen ist größer: Es gibt Schnitzel, Fleisch- wie Fischgerichte (zwischen 17 und 25,50 Euro), aber auch zwei vegetarische (Zucchinischnitzel, Gnocchi) und zwei vegane (Couscous, Griechischer Salat) Optionen. Zudem sind da noch die Spezialitäten aus der polnischen Küche: Pierogi (verschieden gefüllte Teigtaschen), Bigos (Sauerkrauttopf), Placki (Kartoffelpuffer) und Pyzy (Kartoffelklöße) (zwischen 10 und 16 Euro). Für Kinder werden zwei kleinere Gerichte angeboten.
Desserts stehen drei zur Auswahl: Sernik, ein polnischer Käsekuchen, Jabłecznik, ein Apfelkuchen sowie eine Crème brûlée (zwischen 5 und 7 Euro).
Weine, Biere, Aperitiva, Digestive, Schnäpse, Long- sowie Softdrinks: Die Getränkekarte ist umfangreich. Polnische Marken sind darunter auch zu finden: Ein halber Liter Tyskie beispielsweise kostet 5 Euro, ein 2cl-Pinnchen Wodka Żubrówka Biała oder Żołądkowa Gorzka jeweils 3 Euro.
Das Essen im Test
Wir sind beide ziemlich hungrig. Aber wir haben zuvor in vielen der Bewertungen auch lesen können, dass die Portionen bei „Von Herzen“ recht groß sind. Also entscheiden wir uns, eine Vorspeise zu teilen. Die Wahl fällt auf Żurek.

Die Roggenmehlsuppe mit Kartoffel, Ei und meist auch polnischer Wurst habe ich schon häufig gegessen, am besten schmeckt sie mir bei Mama, natürlich. Ob die Variante von „Von Herzen“ mithalten kann? Sie kann! Die Suppe ist genauso säuerlich, wie sie sein sollte – nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Das Kartoffelpüree darin ist für mich neu und etwas ungewöhnlich, passt aber genauso gut hinein wie die Kartoffelstückchen, die ich sonst darin kenne. Die Portion ist für eine Vorspeise recht groß, sodass ich danach schon gut gesättigt bin. Ich wäre auch mit weniger oder gar keiner Wurstbeilage zufrieden gewesen.
Bei den Hauptspeisen entscheidet meine Begleitung sich für die gefüllten Teigtaschen mit Fleisch, Speck und Zwiebeln. Die hätte ich, in vegetarisch, eigentlich auch gewählt. Da wir aber natürlich möglichst etwas anderes probieren wollen, entscheide ich mich schließlich für die mit Fleisch gefüllten Kartoffelklöße.

Beide Speisen werden uns schnell an den Tisch gebracht, sodass ich – eine ziemlich langsame Esserin – den Żurek noch gar nicht ganz aufgegessen habe. Und sie sind wirklich groß.
Meine Begleitung hat sieben sehr große Teigtaschen auf ihrem Teller liegen, ich drei große gefüllte Klöße. Als Beilagen gibt es auf beiden Tellern traditionellen kalten Möhren- und Krautsalat („Surowka“) sowie Salzgurken. Meiner Begleitung schmecken letztere nicht, die Teigtaschen hingegen schon.
Ich aber fühle mich während des Essens wie im Kurzurlaub in meiner zweiten Heimat. Wenngleich die Kartoffelklöße aus meiner Sicht etwas Soße hätten vertragen können.

Alles aufzuessen schaffen wir am Ende beide nicht. Dafür sind die Portionen einfach zu groß. Es ist jedoch kein Problem, sich die Reste einpacken zu lassen und sie mitzunehmen. So kann ich meinen „Kurzurlaub“ quasi noch um ein Mittagessen am nächsten Tag verlängern.
Dass wir kein Dessert mehr probieren können, weil die Küche an diesem Tag bereits um 20.30 Uhr geschlossen hat, stört uns deshalb überhaupt nicht. Wir wurden vor Küchenschluss aber gefragt, ob wir noch etwas bestellen wollen.
Die Preise
Wir zahlen am Ende 38,50 Euro inklusive zwei Desperados. Ein unschlagbarer Preis finden wir – schließlich ist meine Begleitung einmal und ich gleich zweimal davon satt geworden.
Die Atmosphäre
„Von Herzen“ ist wie eine traditionelle Eck-Gaststätte eingerichtet, also eher altbacken. Wären wir nur daran vorbeigelaufen, wären wir wahrscheinlich nicht eingekehrt. Allerdings haben die neuen Betreiber durchaus eigene Akzente gesetzt: So hängen Kunstpflanzenarrangements von der Decke, wie man das auch aus hippen Lokalen kennt.

Es läuft moderne polnische Pop-Musik. Meiner Begleitung gefällt sie nicht, ich würde sie zu Hause auch nicht hören, habe aber Heimatgefühle. Als störend empfinde ich allerdings die deutschsprachige Werbung, die zwischendurch immer wieder unterbricht und jedes Mal gleich nervig für den gleichen Kinofilm wirbt.
Der Service
Unsere Bedienung Patryk fragt mehrmals nach, ob er uns noch etwas bringen kann und ob es schmeckt. Er ist sehr freundlich und aufmerksam. Wir werden sofort bedient, unser Essen steht nach etwa 15 Minuten auf dem Tisch. Alles läuft also zügig und reibungslos. Wie das jedoch aussieht, wenn mehr Gäste da sind, können wir nicht sagen.
Die Barrierefreiheit
Das Restaurant muss über eine Treppenstufe betreten werden. Gleiches gilt für die meisten Tische und Sitzplätze.
Die Anfahrt
Von der Dortmunder City aus brauchen wir mit dem Auto am Abend keine 15 Minuten zu „Von Herzen“. Tagsüber dürfte es verkehrsbedingt allerdings länger dauern. Einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zu finden, ist um die Uhrzeit kein Problem.
Auch mit dem Bus ist das Restaurant zu erreichen: Direkt vor der Tür liegt die Haltestelle „Am Düppersholl“, an der die Linien 440, 462 und 470 halten.
Bewertungen im Netz
Das Restaurant hat bei Google aktuell 43 Bewertungen – alle geben 5 Sterne. Eine Auswahl:
„Wir können das Restaurant weiterempfehlen. Essen war lecker und es sind großzügige Portionen. Der Service war auch aufmerksam und freundlich. Das Restaurant ist sauber und schön eingerichtet. Alles in allem top und wir kommen wieder.“
„Sehr gutes Essen und wirklich gute Gastgeber. Wer schonmal bei einer polnischen Familie mitessen durfte, wird einiges wieder erkennen! Gehen definitiv bald wieder.“
- Adresse: Lütgendortmunder Hellweg 65, 44388 Dortmund
- Internet: www.vonherzen.biz
- Telefon: 0231/61030921
- Öffnungszeiten: Di. - Do.: 15 - 21.30 Uhr (Küche bis 20:30 Uhr), Freitag 15 - 23 Uhr (Küche bis 22 Uhr), Samstag 12 - 23 Uhr (Küche bis 22 Uhr), Sonntag 12 - 21.30 Uhr (Küche bis 20.30 Uhr)
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