Restaurant „Meridien“ in Dortmund im Check Trotz fairer Preise zur Zechprellerei gezwungen

Restaurant „Meridien“ im Check: Trotz fairer Preise zur Zechprellerei gezwungen
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Bevor wir das Restaurant „Meridien“ an diesem Mittwochabend betreten, stehen wir noch ein paar Minuten auf dem Gehweg – und bekommen mit, wie drei Paare einen Blick hineinwerfen, aber weiterziehen. Unscheinbar könnte man den Eindruck von außen benennen, in Teilen sogar ungemütlich. Von unserem Restaurant-Check hält uns das natürlich nicht ab – zum Glück, denn selten sind wir auf so herzliche, gastfreundliche Menschen getroffen. Eine Freundlichkeit, die ihren Höhepunkt erreicht, als die Rechnung kommt und wir quasi gezwungen werden, einen Teil der Zeche zu prellen.

Aber der Reihe nach: Als wir das „Meridien“ betreten, werden wir sehr freundlich empfangen, schnell bekommen wir die Speisekarte und entdecken auf Anhieb einiges, das wir gerne probieren möchten.

Die Speisekarte vom „Meridien“ in Dortmund

Die Speisekarte ist nicht unendlich groß, aber durchaus vielfältig: Das zeigt schon die erste Seite mit „unseren Spezialitäten“. Tunesischer Salat mit Riesengambas, orientalische Fischsuppe, Brik (gefüllte Teigtaschen), Barberieentenbrust auf Orangensauce oder Seezungenfilet in Schalotten-Portweinsauce finden wir hier. „30 Prozent tunesisch, 70 Prozent französisch“, so beschreibt der Inhaber und Koch Kamel Zouaghi seine Küche im Gespräch nach Ende unserer Checks.

Dieser Mix zieht sich auch durch den Rest der Karte. Es gibt sechs verschiedene Vorspeisen, von Suppe über Salat bis zu hausgemachten Würstchen. Bei den Hauptspeisen bildet Couscous einen Schwerpunkt – vegetarisch oder mit Lammkoteletts, Hühnerbrust, Fisch oder Riesengambas. Bei den Fleischgerichten gibt es Varianten mit Lamm, Hähnchenbrust oder hausgemachter tunesischer Wurst. Auch Fans von Fisch und Meerestieren kommen voll auf ihre Kosten: Scampis und eine Fischplatte stehen auf der Karte.

Für Kinder werden Pommes mit Köfte oder Hähnchenbrust gesondert ausgewiesen – andere Wünsche aber gerne berücksichtigt.

Der Inhaber erzählt uns noch, dass eine neue Karte in Arbeit sei. Er möchte einige vegetarische und vegane Gerichte in den festen Stamm des Angebots aufnehmen. „Es gibt auch jetzt schon Möglichkeiten, aber es steht noch nicht gesondert in der Karte.“ Bis zum 7.11. ist das „Meridien“ urlaubsbedingt geschlossen, danach soll die neue Karte da sein.

Ein Teller mit den verschiedenen Vorspeisen - unter anderem Brik (gefüllte Teigtaschen), Falafel und gefüllte Weinblätter.
Die Vorspeisenplatte für zwei Personen: Falafel, gefüllte Weinblätter, Brik und drei verschiedene Salate. © Jessica Will

Die Gerichte im Geschmackstest

Aber auch in der aktuellen Speisekarte finden wir genügend Auswahl: Unsere Wahl fällt auf eine gemischte Vorspeisenplatte für zwei Personen, Couscous mit Fisch, Hähnchenbrust in Blätterteig und ein Dessert mit dem kurios anmutenden Namen Fatmas Finger.

Die Vorspeisenplatte mit Falafel, gefüllten Weinblättern, Brik, Hummus und drei Salaten ist ein gelungener, abwechslungsreicher Auftakt: Mich überzeugen die schön würzigen Falafel, meine Kollegin lobt den erfrischenden, tunesischen Salat (Tomate-Gurke-Apfel und Minzdressing) sowie den Kartoffelsalat mit Thunfisch: „Eine überraschende Kombination, interessant im positiven Sinne“. Toll auch die gefüllten Teigtaschen – innen weich, an den Außenrändern knusprig.

Hauptgericht: Fisch mit Couscous.
Couscous mit Fisch: Das Hauptgericht ist rundum lecker. Der Couscous sehr fluffig, die Sauce zum Fisch perfekt. © Jessica Will

Die beide Hauptgänge überzeugen uns: Der Couscous ist herrlich fluffig, so habe ich ihn noch nie gegessen. Couscous sei für ihn ein Stück Heimat, sagt mir Kamel Zouaghi, der vor knapp 30 Jahren aus Tunis nach Dortmund gezogen ist, später. Das schmeckt man. Dazu gibt es zwei große Filets vom Seewolf. Der Fisch ist sehr saftig und die Sauce ist ein absoluter Volltreffer. Herrlich intensiv-würzig. Die Basis ist die Fischsuppe, die es auch als Vorspeise gibt, erklärt mir der Koch auf Nachfrage. Abgeschmeckt mit einer tunesischen Gewürzmischung: „Wie die auf deutsch heißt, weiß ich gar nicht, die kommt direkt aus Tunesien“.

Meine Kollegin hat sich für Hähnchenbrust im Blätterteig mit Spinat und Sauce Hollandaise entschieden: „Mir gefällt die Kombination von Blätterteig, der schön knusprig ist, Hähnchenfleisch, das sehr zart ist, Spinat, der sehr fluffig ist, und der Sauce Hollandaise.“ Dazu gibt es Gemüse und Kroketten. Etwas mehr Sauce hätte es sein dürfen, urteilt meine Kollegin. Ansonsten ist sie aber sehr zufrieden.

Hauptgericht: Hähnchen mit Spinat und Sauce Hollandaise, in dünnem Teig eingeschlagen. Dazu Gemüse und Kroketten
Hähnchenbrust im Blätterteig mit Spinat und Sauce Hollandaise: Sehr lecker, die einzelnen Komponenten ergänzen sich sehr gut. © Susanne Linnenkamp

Wir sind eigentlich schon gut gesättigt – für eine geteilte Nachspeise reicht es aber noch: Wir bestellen „Fatmas Finger“ und bekommen vier Röllchen, die ein sehr gelungener Abschluss des Menüs bilden. Dünner, knuspriger Teig, gefüllt mit einer Mischung aus Rosenwasser, Mandeln und Marzipan. Die Süße ist angenehm, erschlägt einen keinesfalls. Der Namen des Gerichts ist angelehnt an das im arabischen Raum bekannte Schutzsymbol „Hand der Fatima“, erklärt uns Kamel Zouaghi.

Die Preise

Für die Vorspeisenplatte (9,80 Euro), zwei Hauptgerichte (Couscous mit Fisch 19,90 Euro und Hähnchenbrust 14,90 Euro), das Dessert (4,80 Euro) sowie vier Weinschorlen (je 6,50 Euro) und einen Mocca (2,20 Euro) stehen am Ende 77,60 Euro auf der Rechnung – das empfinden wir als sehr fair.

Das Dessert: vier Teigröllchen gefüllt mit einer Mischung aus Rosenwasser, Mandeln und Marzipan
Das Dessert "Fatmas Finger" - vier Teigröllchen gefüllt mit einer Mischung aus Rosenwasser, Mandeln und Marzipan. Ein leckerer Abschluss, nicht so süß, wie man erwarten würde. © Jessica Will

Service und Atmosphäre

Das „Meridien“ ist ein kleines Restaurant mit zehn Tischen. An den Wänden dominiert ein warmes Gelb, die Deko wirkt authentisch. Das Mobiliar in hellem Holz passt gut dazu. Trotzdem wirkt der Gastraum auf uns nicht richtig gemütlich. Die Deckenverkleidung, die eher in ein altes Büro passen würde, und sehr helle Glühbirnen ohne Lampenschirm tragen dazu bei. Da gibt es Luft nach oben, im aktuellen Zustand bleibt für uns eine gewisse kalte Ausstrahlung.

Im krassen Gegensatz dazu steht aber das Auftreten des Gastgebers und seiner Mitarbeiterin: Von der ersten Sekunde an fühlen wir uns wohl und willkommen. Das Lächeln zur Begrüßung ist eher von der leisen Art, wirkt aber sehr ehrlich. Und das zieht sich durch den ganzen Abend. Man spürt, dass Kamel Zouaghi von Herzen gerne Gastgeber ist. Obwohl er der Koch ist, serviert er seine Gerichte gerne selbst, um nah am Gast zu sein.

So ist er es auch, der uns die Rechnung bringt – und mich in eine peinliche Situation: Das Kartenlesegerät sei defekt, Kartenzahlung nicht möglich. Damit habe ich nicht gerechnet. Wir kratzen unser Bargeld zusammen, kommen aber nur auf 60 Euro. Ich biete direkt an, zum Geldautomaten zu gehen. Das ist Kamel Zouaghi aber gar nicht recht: Wir könnten das Geld am nächsten Tag vorbeibringen – oder auch nicht, dann seien 60 Euro auch in Ordnung.

Wohlgemerkt: Wir haben uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Journalisten zu erkennen gegeben. Kamel Zouaghi hat viele Stammgäste, die ihn schon lange kennen. Dass er diesen Menschen so entgegenkommen würde, könnten wir nachvollziehen. Dass er uns als Wildfremden gegenüber so entspannt auftritt, finden wir wirklich bemerkenswert.

Der Gastraum vom Restaurant Meridien. Man sieht die Theke und einige eingedeckte Tische.
Der Gastraum im Restaurant Meridien ist relativ klein. Wer auf Nummer sicher gehen will, reserviert besser vorab. © Oliver Schaper

Die Anfahrt zum „Meridien“

Dabei wäre der nächste Geldautomat zu Fuß nur wenige Minuten entfernt gewesen, wie ich später auf dem Weg zur U-Bahn-Station merke. Wie immer bei Aktivitäten im Kreuzviertel gilt: Besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen, freie Parkplätze sind eine Seltenheit. Die Stationen Polizeipräsidium, Kreuzstraße und Saarlandstraße sind zu Fuß nur 5 bis 10 Minuten vom „Meridien“ entfernt.

Die Netzstimmen

Im Schnitt 4,7 Sternen in knapp 100 Rezensionen – das „Meridien“ überzeugt die Google-Rezensenten offensichtlich. Die Gastgeber-Qualitäten werden als sehr zuvorkommend, höflich und freundlich sehr gelobt, ebenso die gemütliche Atmosphäre und das authentische Essen. „Ein absoluter Geheimtipp“ schreibt ein Gast.

Auch wir sind mit unserem Abend im „Meridien“ sehr zufrieden. „Kommen Sie gerne wieder“, sagt Kamel Zouaghi zum Abschluss. Das machen wir – schon am nächsten Abend geht meine Kollegin vorbei, um die geprellte Zeche zu zahlen.

Zum Thema

Restaurant „Meridien“ in Dortmund

  • Restaurant „Meridien“, Wittekindstraße 4, 44139 Dortmund.
  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 17.30 bis 0 Uhr geöffnet, Montag ist Ruhetag Achtung: Urlaub bis zum 7.11.2024.
  • Telefon: 0231 2065615
  • Reservierung: Nicht zwingend erforderlich, aber erbeten.

So funktioniert der Restaurant-Check: Wir gehen ohne Ankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale, zahlende Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Lokale so, wie wir über sie mitFreunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.