Der Angeklagte zwischen Verteidiger Marcus Herberholz und Dolmetscher Andreas Gierczuk.

© Martin von Braunschweig

Schockanruf bei Rentnerin: „Papa hat einen tödlichen Unfall gebaut“

rnTrickbetrug

Mit einem Schockanruf wollte eine Bande eine 89-jährige Rentnerin aus Hörde um ihre Ersparnisse betrügen. Diesmal gerieten die Kriminellen aber eindeutig an die Falsche.

Hörde

, 05.02.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vor dem Dortmunder Landgericht muss sich seit Donnerstag (3.1.) ein 35-jähriger Pole verantworten. Er will im September 2021 von einem Landsmann aus Warschau nach Deutschland geschickt worden sein, um gegen Bezahlung ein „Paket“ abzuholen.

Dass er damit Teil einer gemeinen Betrügerbande wurde, will der Angeklagte angeblich gar nicht registriert haben. Nicht einmal, nachdem ihm am 23. September zunächst eine Frau und später auch noch ein Rentner in Hamm ungefragt Tüten mit Bargeld und Schmuck vom Balkon in die Arme warfen, schöpfte er angeblich Verdacht.

„Habe den ganzen Tag getrunken“

Den Grund für seine Total-Egal-Einstellung teilte der 35-Jährige den Richtern auch mit: „Ich habe den ganzen Tag über nur Alkohol getrunken. Und ein Betrunkener denkt nicht viel nach.“

Tatsächlich hatten seine Auftraggeber an diesem Tag mindestens zwei Senioren erfolgreich betrogen. Ihre Masche: Am Telefon versetzten sie die älteren Herrschaften mit der Schocknachricht von einem angeblichen tödlichen Verkehrsunfall in Sorge – um ihnen danach ihr Bargeld abzuschwatzen.

Bei einer 89-jährigen Rentnerin aus Hörde hatten sich die Betrüger allerdings zu früh gefreut. Die Frau sagte am Donnerstag vor Gericht als Zeugin aus – und beeindruckte jeden im Saal mit ihrer Geschichte.

Beeindruckende Geschichte der Rentnerin

Schon als ihre vermeintliche Enkelin sie am Telefon mit „Oma“ angesprochen habe, sei sie stutzig geworden. „Ich werde doch von allen nur Omi genannt“, sagte sie den Richtern.

Und als die Frau am Telefon ihr dann auch noch schluchzend erzählte, der Papa habe gerade einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und brauche jetzt 12.000 Euro als Kaution, um aus der Haft entlassen zu werden, war der Rentnerin alles klar: „Ich habe gar keinen Sohn, nur drei Töchter.“

Polizei schnappt Täter

Für die 89-Jährige war klar, dass sie mit dem Enkeltrick hereingelegt werden sollte. Unter dem Vorwand, Geld aus dem Keller zu holen, lief sie deshalb zu einer Nachbarin, ließ von dort die Polizei holen und kehrte dann – absichtlich außer Atem – zum Telefon zurück. „Ich habe denen echt einen Film vorgespielt.“

Zusammen mit der Polizei hielt die 89-Jährige die Betrüger schließlich so lange hin, bis der angebliche Kurier am Balkon erschien und die Hände nach oben streckte. „Da kam dann aber auch schon ein Polizist wie ein Hecht aus seiner Deckung gesprungen und hat ihn sich geschnappt.“

Geld und Wertsachen gefunden

Der Angeklagte, in dessen Hotelzimmer später mehrere Tausend Euro, Ketten, Uhren, Münzen und ein Goldbarren gefunden wurden, hofft nun auf eine Bewährungsstrafe. „Das ist mit der Staatsanwaltschaft aber nicht zu machen“, hieß es am Donnerstag.