Supermarkt in Dortmund startet Dating-Aktion Im Selbstversuch auf der Suche nach der Liebe

Von Lena Janßen
Rendezvous im Supermarkt : Gib der Liebe (k)einen Korb
Lesezeit

Es ist ein regnerischer Freitagvormittag, an dem ich die gähnende Leere in meinem Kühlschrank bemerke. Mein Magen knurrt und so entscheide ich trotz des Regens einen Supermarkt aufzusuchen. Mein Ziel: Der Rewe auf der Saarlandstraße in Dortmund. Für gewöhnlich ist der Einkauf in einem Rewe nichts Besonderes für mich, doch heute fällt mir etwas Interessantes auf.

Als ich den Laden betrete, entdecke ich direkt hinter der Obst- und Gemüseabteilung einen großen Aufsteller, der vor einer Wand aus Getränkekisten platziert ist. Um den Aufsteller stapeln sich nicht wie üblich die roten Einkaufskörbe, sondern sie sind pink. Neugierig lese ich den Text auf dem Aufsteller. „Wer braucht schon Tinder und Parship? All you need is LOVE!“, steht dort geschrieben. Und weiter: „Schnappt euch einen pinken Korb und zeigt damit, dass ihr offen für ein Kennenlernen seid!“

„Ist das wohl erfolgsversprechend?“, frage ich mich und greife spontan nach einem der pinken Körbe für meinen Einkauf. Hinter mir höre ich zwei Mitarbeiterinnen flüstern: „Endlich nimmt jemand einen pinken Korb!“ Ich spüre eine leichte Nervosität in mir aufsteigen. Mit fremden Menschen im Supermarkt ins Gespräch zu kommen, steht nicht unbedingt auf der Liste meiner Lieblingsaktivitäten und Smalltalk ist keine meiner Stärken. In der Regel trage ich unterwegs Kopfhörer und mein Gesichtsausdruck verrät deutlich: Sprich mich bloß nicht an! Nun ist für andere Kundinnen und Kunden aber offensichtlich, dass ich angesprochen werden kann und möchte.

Auf einem Aufsteller ist zu lesen: "Wer braucht schon Tinder und Parship? All you need is LOVE! Schnappt euch einen pinken Korb und zeigt damit, dass ihr offen für ein Kennenlernen seid!" Davor stehen pinke Körbe.
Der pinke Korb soll die Kundinnen und Kunden zum Kennenlernen animieren. © Lena Janßen

Ich starte also meinen Einkauf und streife durch die Gänge. Zwischen Aufbackbrötchen, Kaffee und Süßigkeiten fällt mir auf, dass ich scheinbar die einzige Person im Supermarkt mit einem pinken Korb unter dem Arm bin. Außer mir befinden sich hauptsächlich Seniorinnen und Senioren im Rewe.

Erst am Tag zuvor (23.1.) hat der Supermarkt auf der Saarlandstraße die Dating-Aktion ins Leben gerufen. Andere Supermärkte haben diese Idee bereits erfolgreich umgesetzt und auf Social Media beworben. So ist auch der Filialleiter des Rewe-Marktes auf die Idee aufmerksam geworden.

Während ich meinen Einkauf fortsetze und sich Käse, Brot und weitere Lebensmittel in meinem pinken Korb stapeln, beobachte ich einen Mann in meinem Alter, der um mich herumzuschleichen scheint. „Ob er mich wohl ansprechen möchte?“, frage ich mich und blicke nervös zu Boden. Er hat sich für einen roten Korb entschieden, also tue ich so, als würde ich ganz konzentriert alle Teesorten im Regal studieren.

Dating im Rewe? Pinke Körbe sorgen für Schmunzler

Immer wieder kann ich beobachten, dass Kundinnen und Kunden vor dem Aufsteller stehen bleiben und den Text lesen. Sie schmunzeln oder lachen scheinbar über die Idee, schnappen sich aber keinen der pinkfarbenen Körbe. Eine Kundin findet die Vorstellung im Supermarkt einen potenziellen Partner kennenzulernen gar nicht abwegig. Für sie kommt ein pinker Korb allerdings nicht in Frage, da sie bereits vergeben ist. Wäre sie Single, dann hätte sie vermutlich einen Versuch gewagt, sagt sie.

Ein anderer Kunde kann sich wiederum nicht vorstellen, im Supermarkt jemanden kennenzulernen. Für ihn ist das der falsche Ort, um zu daten, meint er. Er findet den Gedanken mit einem pinken Korb durch den Rewe zu laufen unangenehm.

Und ich? Ich werde langsam ungeduldig. Denn obwohl ich mir bei meinem Einkauf Zeit lasse und jeden Gang mindestens zweimal durchschreite, geschieht rein gar nichts. Ich bin weiterhin die einzige Person im Laden mit einem pinken Korb. Die einzigen Menschen, die mich anlächeln oder schmunzeln sind süße Omas und Opas, die gemeinsam ihren Wocheneinkauf beschreiten. Sie haben die Liebe bereits gefunden.

Das Foto zeigt einen ungefüllten pinken Einkaufskorb von oben.
Ob der Korb sich auch mit einer Handynummer füllen wird? © Lena Janßen

Partnersuche im Dortmunder Supermarkt: Klappt das?

Dann passiert es: Als ich bei den Softdrinks um die Ecke biege, kommt mir ein Mann in weiß-grauer Arbeitskluft entgegen. Er schiebt einen Einkaufswagen mit mehreren Bierkästen vor sich her. Als er den pinken Korb unter meinem Arm entdeckt, mustert er mich, zwinkert mir zu und hebt zwei Mal flirtend die Augenbraue. „Nein, danke“, schießt es mir direkt durch den Kopf. „Du könntest mein Vater sein.“ Ich lächle höflich und suche schnell das Weite, bevor ich in ein unangenehmes Gespräch verwickelt werde.

Nach anderthalb Stunden und einer abgehakten Einkaufsliste muss ich einsehen, dass ich heute wohl niemandem mehr mit einem pinken Einkaufskorb begegnen werde. Offenbar habe ich eine schlechte Uhrzeit erwischt, um Leute in meinem Alter kennenzulernen. Ein Besuch am frühen Abend oder am Wochenende würde sich vermutlich eher lohnen. Also beschließe ich zu einem günstigeren Zeitpunkt erneut mein Glück zu versuchen und mache mich auf den Weg zur Kasse, um meinen etwas außergewöhnlichen Einkauf zu beenden.

Wer keine Lust mehr auf Online-Dating-Apps hat und trotzdem Singles kennenlernen möchte, dem bietet diese Aktion eine einfache Möglichkeit in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen. Eine Art Real-Life-Tinder, nur ohne das Swipen: Der pinke Korb signalisiert den Beziehungsstatus auf beiden Seiten. Und im allerbesten Fall geht man nicht nur mit einem Einkauf nach Hause.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 27. Januar 2025.