100 Jahre Reitverein Barop Drei Generationen schwärmen vom Hof Hülsmann-Trapphoff

Von Amelie Sczesny
Passion für den Reitsport: Reitverein Barop feiert 100. Jubiläum
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Auf dem Hof Hülsmann-Trapphoff ist geschäftiges Treiben. Auf einem Platz übt eine Reiterin mit ihrem Pferd, ein Hund läuft aufgeregt zwischen den Menschen umher und immer wieder führen Reiterinnen und Reiter Pferde über den Hof.

Auch in der Halle am vorderen Teil des Hofes ist einiges los. Drei Mädchen im Alter von acht bis zehn reiten dort mit ihren Pferden in verschiedenen Formationen, während ihre Trainerin in der Mitte Anweisungen vom Handy abliest. Die 10-jährige Frieda führt ihr Pferd „Prinzi“ hoch konzentriert durch die Halle.

Die drei trainieren für „Jugendreiter“, denn kommendes Wochenende (6.9. - 8.9.) ist das große Turnier: 100 Jahre Reitverein Barop.
Zum Reiten ist Frieda über das Voltigieren gekommen, denn seit vielen Jahren sind auch die Voltigierer im Verein aktiv. Viele der Reitenden haben über das Voltigieren den Spaß am Reiten gefunden. Auch am Turnierwochenende zeigen die Voltigierer auf Hof Hülsmann-Trapphoff ihr Können.

In einer Reihe stehen die Pferde mit ihren Reitern auf dem Turnierplatz.
Der Verein hat eine lange Geschichte. Hier beim Kreis-Turnier 1951 in Dortmund-Eichlinghofen als Kreissieger. © RV DO-Barop

Turnier zum 100. Jubiläum

Dieses Jahr wird das Turnier anlässlich des 100. Jubiläums besonders groß gefeiert, aber auch in den Jahren davor herrschte auf dem Hof am Turnierwochenende der Ausnahmezustand. „Ich arbeite hauptberuflich als selbständige Versicherungskauffrau“, erzählt Friedas Tante Heike Leveling, die früher selbst viel geritten ist. Sie nimmt sich extra für das Turnier frei.

„Am Anfang hatten wir nur alle zwei Jahre ein Turnier“, erinnert sich Friedas Oma Heidi Hülsmann-Trapphoff, die mittlerweile im Vorstand des Vereins aktiv ist. Mit der Geschichte des Hofes kennt sich die Dortmunderin gut aus, denn immerhin haben schon ihre Eltern auf dem Hof gewohnt. Sie selbst ist seit über 60 Jahren Vereinsmitglied.

Schild des Reitvereins mit der Aufschrift: "Reit- und Fahrverein Dortmund-Barop". Auch der Hof Hülsmann-Trapphoff gehört dazu.
100 Jahre wird der Reitverein Dortmund-Barop in diesem Jahr alt. © Amelie Sczesny

Oma Heidi erinnert sich

„Ganz früher hatten wir nur Kühe“, erzählt sie: „Dann hat der Reitverein die Halle gebaut. Ich weiß noch, wie gebuddelt wurde“. Eingeweiht wurde die Reithalle 1963. Da war Heidi Hülsmann-Trapphoff ungefähr so alt wie Frieda jetzt ist. Früher habe es nur die Halle auf dem Hof Hülsmann-Trapphoff gegeben. „Alle sind aus der Umgebung zum Reiten vorbeigekommen“, erinnert die Dortmunderin sich.

„Meine Eltern haben dann auch mit dem Reiten angefangen“. Professionell ist Friedas Oma nie geritten, denn ihre Eltern hatten keine Zeit, sie zu den Turnieren zu fahren. Trotzdem haben der Hof und die Pferde schon immer zu ihrem Leben dazu gehört.

„Du hast immer deine Schwester und später mich zu den Turnieren gebracht“, sagt ihre Tochter Heike Leveling. Wie ihre Mutter und auch ihre Nichte Frieda ist sie mit dem Reiten aufgewachsen. „Wir sind alle als Kinder zum Reiten gekommen und haben immer auf dem Pferd gesessen“, erinnert sie sich.

Jedes Wochenende habe sie bei ihren Großeltern auf dem Hof verbracht. Zwar hat sie vor sechs Jahren mit dem Reiten aufgehört, trotzdem weiß Heike Leveling noch genau, was sie am Reiten so schätzt: „Die Beziehung zu dem Pferd und vor allem die Freundschaften über alle Altersgruppen hinweg.“

Zur Einweihung der Halle stehe Pferde und Menschen in der neu eröffneten Reithalle.
1963 wurde die Halle in Dortmund-Barop eingeweiht. © RV DO-Barop

Gemischte Altersgruppen

Die „Freundschaften über alle Altersgruppen hinweg“ werden auch heute noch wie damals gepflegt. Daher wird jeden Tag in gemischten Altersgruppen trainiert. Besonders schön sei vor allem, wenn man sehe, wie stolz die Kinder seien, wenn sie bei den Älteren mitmachen dürften. Man versuche so, die bestmögliche Ausbildung sicherzustellen.

Verletzt in die Prüfung

Ein Moment mit dem Verein, den Heike Leveling besonders in Erinnerung behalten hat, ist der Gewinn der Kreismeisterschaft 2002. „Da haben wir seit langer Zeit mal wieder gewonnen“, erinnert sie sich lächelnd.

Auch Trainerin Silke Scharbach war damals dabei und erinnert sich direkt an eine Anekdote. „Ich hatte mich damals in der ersten Prüfung verletzt“, erzählt sie: „Musste aber noch die zweite Prüfung reiten, damit das Team weiter teilnehmen konnte. Also bin ich verletzt nochmal aufs Pferd, musste sogar hochgehoben werden. Dann bin ich nur auf den Platz geritten und habe die Hand gehoben.“

Die Prüfung galt damit als absolviert und das Ergebnis selbst wurde in der Gruppenwertung herausgestrichen. Heike und Silke müssen lachen, als sie sich daran erinnern.

Jugendarbeit

Sowohl Heike als auch Silke sind heute immer noch im Verein aktiv. Während Heike mit ihrer Nichte Frieda zusätzlich zum restlichen Training einmal in der Woche trainiert, setzt sich Trainerin Silke vor allem in der Jugendarbeit des Vereins ein.

„Schon vor Jahren haben wir viel mit den Jugendlichen unternommen“. Alles mit dem Ziel, mehr Jugendliche für den Reitsport zu begeistern. Man habe zum Beispiel Schnupperstunden angeboten. Ehrenamt, da sind sich alle einig, ist essenziell für den Verein.

Die Reiterinnen sitzen auf ihren Pferden, die auf dem Platz stehen.
Jana (8), Frieda (10), Liv, Silke Scharbach und Nora (10) (von links nach rechts) vom Hof Hüllsmann-Trapphoff reiten alle zusammen. Auch mit Altersunterschied. © Amelie Sczesny

„Jeder ist neidisch“

Die Jugend ist insbesondere für die Zukunft des Vereins wichtig und gerade hier spielt die lange Geschichte des Vereins eine große Rolle. „Das sind einfach so viele gewachsene Strukturen“, erzählt Heike: „Da steckt ganz viel Herzblut und Familie drin.“ Das spürt man auch auf dem Hof und bei Familie Hülsmann-Trapphoff. Jede Generation ist auf dem Hof aufgewachsen.

Aber nicht alles gefällt Heidi Hülsmann-Trapphoff an der Entwicklung des Reitsports. „Früher fuhren wir alle zusammen zum Turnier. Heute fährt jeder für sich“, betont sie. „Jeder ist neidisch auf den anderen.“

Auch ihre Tochter Heike sieht das Problem: „Reiten ist ein Einzelsport“, sagt sie: „Trotzdem wäre mehr Gemeinschaft schön.“

Und dafür versuchen sie mit über 400 Mitgliedern auch zu sorgen. Neben dem generationsübergreifenden Reiten gibt es auch noch die Reithallenparty mit über 1000 jungen Menschen. „Früher gab es auch noch einen Weihnachtsmarkt. Da kam der Nikolaus mit der Kutsche“, erinnert sich Fridas Oma. Vielleicht wird auch dieser in Zukunft wieder stattfinden.

Schule oder Reitverein?

Die nächste Generation steht auf jeden Fall schon in den Startlöchern. Dreimal in der Woche trainiert Frieda mit „Prinzi“. Auf dem Pferd, sagt sie, sitzt sie „jeden Tag“. Entweder beim Training oder Ausreiten, was ihr besonders viel Spaß macht. Ob sie die Schule oder den Reitverein lieber mag? „Natürlich den Reitverein“, sagt die 10-Jährige sofort und alle müssen ein bisschen lachen und nicken kräftig.

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Informationen zum Turnier

  • Das Turnier findet vom 6.9. bis zum 8.9. statt.
  • Es beginnt an jedem Tag bereits gegen 8 Uhr morgens und geht an den ersten beiden Tagen bis in die Abendstunden. Am Sonntag (8.9.) ist das Ende für 16 Uhr geplant.
  • Die Adresse lautet: Vereinsgelände am Hof Hülsmann-Trapphoff, Persebecker Straße 174, 44227 Dortmund
  • Für Parkplätze ist gesorgt. Vor Ort übernehmen Einweiser die Organisation.