Hans Blumensaat aus Lütgendortmund bewundert eine dänische „Nimbus“, Baujahr 1939 aus dem Landkreis Emsland. Die Funktionsweise des Motors lässt sich nicht nur am Knattern hören, sondern auch an der Taktung der freiliegenden Ventile sehen. © Tobias Weckenbrock

Motorrad-Rallye

Motorrad-Dinos begeistern Hans Blumensaat: 75 knatterten durch die Region

Motorrad-Veteranen rollten von Dortmund aus durch die Region. Hans Blumensaat kam extra zur Startlinie, atmete Geschichte, aber auch stinkende Abgase ein. Dieter Stüwes Club machte das möglich.

Wischlingen

, 24.04.2022 / Lesedauer: 4 min

Hans Blumensaat steht neben dem gelb-schwarzen ADAC-Start-Portal vor der Eishalle des Revierparks Wischlingen. Er ist Lütgendortmunder, hatte selbst zwölf verschiedene Motorräder in seinem Leben. Heute ist er zu alt, um selbst zu fahren. Aber die Liebe für die Knatterkisten, die hat ihn nie losgelassen. Darum schaut er sich, beschirmt mit einer NSU-Kappe (NSU Motorenwerke sind ein 1873 gegründeter Motorrad- und Auto-Hersteller), an diesem sonnigen Sonntag 75 alte Schätzchen an, bevor sie auf eine 120 Kilometer lange Ausfahrt gehen.

Blumensaat ist einer von 40 Augenzeugen im Dortmunder Ortsteil Dorstfeld, die am Start stehen. Einer von Hunderten weiteren, die sich im Laufe des Sonntags am Streckenrand über Motorrad-Oldtimer wunderten oder sich an ihnen erfreuten.

„Das ist doch eine dänische Maschine“, sagt Blumensaat und zeigt auf die Nimbus, die nun aufpoliert vor ihm steht. Von 1939, ruft ihm der Fahrer über das Knattern des Motorrades hinweg zu. Es riecht nach Benzin, gesund ist das wohl nicht. Die Ventile des Motors liegen frei, sie bewegen sich im Takt auf und ab. Eine Augenweide für Motorrad-Freunde.

Dieter Stüwe, Vorsitzender des Dortmunder Motorsport-Clubs, war froh, mal wieder eine Veranstaltung in Dortmund stattfinden lassen zu können. © Tobias Weckenbrock

„Ja, unser Hobby ist immer schwieriger zu vertreten“, sagt Dieter Stüwe etwas nachdenklich, als wir ihn auf die gesellschaftliche Akzeptanz von Motorsport ansprechen. Der Ukraine-Krieg und das Russland-Öl, der Klimaschutz und die Mobilitätswende: Passt da ein Dortmunder Motorsport-Club in die Zeit? „Wir lieben das, was wir tun; so ist das eben“, meint Stüwe. Ob das problematischer ist als 80.000 Fans, die zum Fußball ins Stadion pilgern, das sei mal dahin gestellt.

19. Reinoldus-Rallye mit Teilnehmer-Rekord

Zum 19. Mal veranstaltet der Verein zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Automobilclub die „Reinoldus Motorrad Veteranen Rallye“. Die Eishalle des Revierparks, die der Verein komplett nutzen kann, ist der perfekte Start- und Ziel-Ort für ihn. Ausreichend Platz für alle Maschinen auf der unteren Eisfläche, auf der natürlich kein Eis aufgebracht ist, dazu Verpflegung für ein Frühstück und auf der oberen Eisfläche Bänke und Stühle für die Siegerehrung am Nachmittag.

Leuchtend rot: die Startnummer 17 bei der Reinoldus Motorrad Veteranen-Rallye am Sonntag. © Tobias Weckenbrock

„Toll, dass wir das hier machen können“, sagt Stüwe. Ein Dortmunder Club müsse in Dortmund präsent sein. Sonst veranstalte der Club auch Vereinswettbewerbe, aber vor allem auf dem Nürburgring. Auch wenn die Vorbereitung ganz schön aufwändig sei, vor allem die Anmeldung der Ausfahrt in den Rathäusern der sieben Städte, durch die es ging: Es habe sich trotzdem gelohnt.

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Das Heimspiel freut nämlich Leute wie Hans Blumensaat aus Lütgendortmund, der extra am Morgen zum Start gekommen ist. Aber auch Olfener, Waltroper, Nordkirchener, Selmer, Borker, Lüner und Brambaueraner: Orte, durch die der 120-km-Kurs führte. Wo sieht man schon mal eine britische „Humber“ des Baujahres 1910? Wo eine Harley Davidson von 1925? Heute auf der Straße vor ihrer Haustür in einer Art rollendem Museum.

Sieben Prüfungen warteten auf Rallye-Teilnehmer

In Lüdinghausen, dem Zwischenziel der Rallye, fahren die vor allem männlichen Teilnehmer auf der Grasbahn, einem Oval für Motorradrennen. Ums Rennfahren geht es aber gar nicht, sondern um eine Ausfahrt, in der die Teilnehmer sieben Wertungsprüfungen absolvieren. Auf der Grasbahn soll man eine Runde in genau zwei Minuten fahren. Nicht langsamer, aber auch nicht schneller. Anderswo geht es um das gleichmäßige Fahren mit Tempo 32 über acht Kilometer, eine Stopp-Fahrt auf einem Parkplatz von genau 30 Zentimetern, eine Fahrt über einen schwierigen Parcours. Immer geht es um Geschicklichkeit und Beherrschung des eigenen Motorrades.

Uwe Bachmann ist mit der Startnummer 1 der erste. Er hat einen Beifahrer aus Essen im Seitenwagen. Der Dortmunder hat Heimspiel. Er genießt das. Aber auch Teilnehmer aus Cuxhaven, aus dem Emsland, sogar aus der Schweiz sind dabei. Sie kamen zum Teil mit Autos und Anhängern für ihre Oldtimer. Viele sind Jahr für Jahr dabei. Aber so viele wie 2022 waren es noch nie, sagt Dieter Stüwe. Und nur drei, berichtet er am Nachmittag, blieben auf der Strecke. Alle anderen kamen zufrieden ins Ziel und waren dankbar für die tolle Tour.

Hans Blumensaat am Start der DMC-ADAC-Rallye. Der Lütgendortmunder fuhr selbst Motorrad und bewunderte am Sonntagmorgen die Knatterkisten der anderen. © Tobias Weckenbrock

Gut für Hans Blumensaat. Der Lütgendortmunder hat 75 Minuten Freude am Start, wo es im Minutentakt auf die Strecke geht. Freude an verschiedenen Knatterkisten aus über 100 Jahren. Freude an der Erinnerung. Das bisschen Abgas stört da nicht.

Live-Stream vom Start, über 100 Fotos in einer Bildergalerie und mehr auf RN.de/huckarde

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