Prägt die Sprache die Denkweise, die Identität? „Null Zucker“ dreht sich um die Lebensrealität von mehrsprachigen Menschen und feierte am Freitagabend umjubelte Premiere im Studio.
Regisseur Tanu Girisken hat das Stück gemeinsam mit den drei Schauspielern Lukas Beeler, Fabienne-Deniz Hammer und Mouataz Alshatouh, der neu im Ensemble des Schauspiel Dortmund ist, entwickelt. Gemeinsam ist ihnen, dass (Hoch-)Deutsch nicht ihre Muttersprache ist oder sie zweisprachig aufgewachsen sind: Schweizerdeutsch, Türkisch und Arabisch

Zur Einstimmung gibt es aus dem Off Stimmen, die sich mit dem Thema beschäftigen: „Eine Sprache, ein Mensch. Zwei Sprachen, zwei Menschen“, so lautet ein türkisches Sprichwort.
Gespielt wird zunächst in einer Holzkiste, die die Bühne dominiert - das Publikum sitzt an den beiden Längsseiten. Auf die Holzwände werden die Köpfe der drei Mimen, die überzeichnet grimassieren, projiziert (Video: Tobias Hoeft).
Ein Solo für jeden Spieler
Jeder bekommt ein kleines Solo, in dem über die jeweiligen Erfahrungen mit der nicht Muttersprache berichtet wird - und dafür verlassen sie dann die Holzkiste. Allerdings gibt das nicht wirklich gelungene Bühnenbild von Ausstatterin Lisa Chiara Kohler, die die Spieler in recht uninspirierte Alltagsklamotten gesteckt hat, immer nur einem Teil der Zuschauer den Blick auf den Akteur frei, sodass wieder Videos zum Einsatz kommen müssen, damit alle alles sehen können.
Um etwas mehr Aktion auf die Spielfläche zu bringen, dürfen die Spieler die Holzkiste drehen und – wie zu erwarten war – am Ende mithilfe eines Bühnenmitarbeiters auseinandernehmen. Und wer Mitmach-Theater mag, dürfte sich an der eingestreuten, ziemlich überflüssigen Umfrage des Publikums erfreuen. Wer fühlt sich in einer anderen Sprache als der Muttersprache mehr zuhause? Wer möchte noch eine Sprache lernen? Bei Zustimmung soll man applaudieren. So lässt sich Zeit schinden, was den zähen Abend aber nicht spannender macht.
Weitere Aufführungen
Der Hörspiel-Charakter des Anfangs bestimmt dann auch den letzten Akt der 60-minütigen Produktion. Stimmen von Migrantinnen erklingen aus den Lautsprechern: Sie erzählen aus ihrem Leben und ihren Erfahrungen mit der deutschen Sprache. Dazu werden wieder Videos von Frauen auf die Kiste projiziert.
Weitere Aufführungen gibt es im Studio des Schauspielhauses am Hiltropwall am 24. Und 26. Januar sowie am 1. und 16. Februar. Karten sind erhältlich im Kundencenter des Theater Dortmund am Platz der Alten Synagoge, unter Tel. 502 72 22 und im Internet: www.theaterdo.de
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