Recklinghäuser Corona-Impfskandal So wollen Unterstützer den Arzt (67) freibekommen

Scheinimpfungen: Unterstützer sammeln Spenden für umstrittenen Arzt
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Der Prozess um mutmaßlich knapp 600 Corona-Scheinimpfungen durch einen Arzt (67) im Recklinghäuser Paulusviertel wird das Bochumer Landgericht deutlich länger beschäftigen als gedacht. Ursprünglich war für den 30. März das Urteil angedacht. Das ist aber spätestens nach dem radikalen Quereinstieg zweier neuer Verteidiger undenkbar. Auch mit Blick auf deren Finanzierung rufen Unterstützer des Arztes zu Spenden auf.

Tränen-Geständnis ungültig

Seit dem 15. Februar haben der umstrittene Mediziner sowie seine mitangeklagte Frau und Praxis-Mitarbeiterin (56) aus Herten jeweils einen neuen Anwalt an ihrer Seite. Darunter ein bekennender, radikaler Impfgegner und schon zu Beginn der Corona-Pandemie Redner auf kritischen Kundgebungen.

Beide Verteidiger haben inzwischen zahlreiche Befangenheitsanträge gestellt, alle wurden bislang abgelehnt. Das anfängliche Tränen-Geständnis des zuletzt im Dortmunder Westen bei Verwandten lebenden Arztes („Ich bereue mein Verhalten sehr und bin darüber zutiefst beschämt“) wurde zurückgezogen. Eine offizielle Einigung über die Maximalstrafe aufgekündigt.

Fluchtpläne nach Sansibar

Zuletzt hatte aufseiten des Arztes und seiner Frau ein protokollierter Judenstern-Vergleich hinsichtlich der Ausgrenzung von Ungeimpften für Wirbel gesorgt. Außerdem wurden mutmaßliche Fluchtpläne des Paars nach Sansibar (Tansania) erneut zum Thema. Schon der Haftbefehl gegen den im Mai 2022 festgenommenen Arzt spricht von Sansibar und Fluchtgefahr.

Der Prozess vor der 12. Strafkammer steckt terminlich im Stau. Zuletzt wurde Zeile für Zeile aus Hunderten mutmaßlichen Schein-Impfpässen verlesen. Nicht nur einmal waren auch bereits offene Dissonanzen und Schlagabtäusche zwischen den alten und neuen Verteidigern erkennbar.

Nach dem Kurswechsel durch neue Anwälte ist ein Ende im Prozess um den Recklinghäuser Corona-Impfskandal unabsehbar. (Symbolbild)
Nach dem Kurswechsel durch neue Anwälte ist ein Ende im Prozess um den Recklinghäuser Corona-Impfskandal unabsehbar. (Symbolbild) © obs

Aktuell ist die vorläufige Verhandlungsdauer des Prozesses bereits bis zum 29. Juni erweitert worden. Stand jetzt scheint eine weitere Verlängerung mehr als wahrscheinlich.

Wie jetzt bekannt wurde, haben Unterstützer des angeklagten Arzt-Ehepaares mit Blick auf die mit jedem Sitzungstag steigenden Prozess- und auch Anwaltskosten in sozialen Medien zu Spenden aufgerufen.

Schenkung erbeten

„Wir bitten Euch um Unterstützung für (...) den Arzt (...), der seit 9 Monaten in Bochum in Untersuchungshaft sitzt“, heißt es in einem Aufruf vom 21. Februar. Die Prozesskosten würden ausufern. Jede Spende helfe, den Mediziner „endlich freizubekommen“. Überweisungen sollen auf ein Bankkonto erfolgen, als Verwendungszweck soll „Schenkung“ angeben werden.

Laut Anklage soll der Arzt 589 Corona-Schutzimpfungen vorgetäuscht, dabei teils zum Schein Kochsalzlösung injiziert und am Ende zu Unrecht Impfpässe mit Original-Aufklebern ausgegeben haben.

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