Razzia gegen Türsteher-Szene in NRW Innenminister begleitet Einsatz in Dortmund

Razzia gegen Türsteher: Innenminister begleitet Einsatz in Dortmund
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Gemeinsam haben Polizei, Ordnungsamt und Zoll in Dortmund am Samstagabend (4.5.) sechs Lokale kontrolliert. Anders als in der Vergangenheit standen dieses Mal aber nicht die Betreiber von Shisha Bars und Cafés im Fokus der Ermittler. Die Razzia, die am Abend gleich in sechs NRW-Städten stattfand, soll Einblicke in die Strukturen des Sicherheitsgewerbes verschaffen.

„Wir haben den Eindruck, dass die Clans da stärkeren Einfluss bilden“, erklärte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gegenüber dieser Redaktion. Den Eindruck wolle man mit dem Einsatz verifizieren und Licht ins Dunkle bringen. In den nächsten Wochen rechnet der Minister mit ersten Erkenntnissen. Das Ergebnis der Kontrollen und Ermittlungen werde sich aber fortlaufend entwickeln, sagte Reul. Der Minister verfolgte die Kontrollen in Dortmund zeitweise persönlich.

Erkenntnis aus ruhrgebietsweiter Kooperation

Bei Ermittlungen im Ruhrgebiet sei klar geworden, dass es immer wieder Bezüge zwischen bekannten Clanfamilien und Firmen des Sicherheits- und Bewachungsgewerbes gebe, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums gegenüber der DPA. Oft existiere ein Geflecht aus Subunternehmen, Briefkastenfirmen und wechselnden Gesellschaftern. Ermittler vermuten, dass solche Konstruktionen in der Türsteher-Szene kriminellen Clans dazu dienen, Vorschriften zu umgehen und Steuern zu hinterziehen. Die Hinweise hätten sich aus der Arbeit der Sicherheitskonferenz (Siko) Ruhr ergeben, berichtet der Sprecher. Landespolizei, Ruhrgebietskommunen, Zollbehörde und Bundespolizei arbeiten dort seit vier Jahren gemeinsam an der Bekämpfung der Clankriminalität im Ruhrgebiet.

Polizisten kontrollieren einen Türsteher vor einem Lokal in Dortmund.
Die Polizei kontrollierte das Sicherheitspersonal in sechs Dortmunder Lokalen. © WICKERN

Über 100 Personen kontrolliert

„Der heutige Einsatz dient der Erhellung, ob sich die landesweiten Erkenntnisse auf Dortmunder Verhältnisse übertragen lassen“, erklärt Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange ergebnisoffen. Er verfolgte den Einsatz ebenfalls mit dem Minister vor Ort. Es solle festgestellt werden, ob es zu Überschneidungen von kriminellen Strukturen mit dem hiesigen Sicherheitsgewerbe gekommen ist, so Lange. Insbesondere vor der EURO 2024 lägen Hinweise vor, dass das Gewerbe von den Clans unterwandert werden könnte.

Noch in der Nacht zu Sonntag veröffentlichte die Polizei Dortmund eine erste Einsatzbilanz. In den sechs kontrollierten Lokalen, sein 115 Personen durch die Polizei kontrolliert worden. Fünf Personen wurden wegen des Verdachts des illegalen Aufenthaltes festgenommen. In einem anderen Fall bestand ein Untersuchungshaftbefehl. Bei zwei bestehende Haftbefehle wurden ausstehende Zahlungen vor Ort bezahlt und die Haftbefehle aufgehoben.

Neben Dortmund, führte die Polizei auch in Köln, Düsseldorf, Essen, Duisburg und Gelsenkirchen Kontrollen durch. Landesweit waren 650 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.

NRW-Innenminister Herbert Reul unterhält sich in einer Bar mit zwei Polizisten.
Innenminister Reul sprach medienwirksam mit den Einsatzkräften vor Ort. © WICKERN