
Mouhamed D. (†16) ist im August von Polizisten erschossen worden. Er war zuvor kurzzeitig in der Psychiatrie. Was hat die Polizei aus dem Einsatz gelernt? © Privat
Polizei und psychisch Kranke: Hat sich seit Mouhamed D. etwas verändert?
Landesamt erklärt
„Ergänzende Informationen“ zu psychisch Kranken sind für die Polizei angekündigt. Nach dem zweiten Todesfall bei einem Einsatz mit einem Betroffenen äußert sich das zuständige Landesamt zum aktuellen Stand.
Zweieinhalb Monate ist es her, dass der Polizei-Einsatz mit dem psychisch labilen 16-jährigen Mouhamed D. mit seinem Tod endete. Zehn Wochen danach ist erneut ein Mann bei einem Polizei-Einsatz in Dortmund gestorben. Erneut waren psychische Auffälligkeiten der Einsatzgrund.
NRW-Innenminister Herbert Reul hat nach dem Tod von Mouhamed D. verschiedene Prüfaufträge in die Wege geleitet. „Psychisch Erkrankte – das ist ein Riesenthema“, sagte er im Landtag. Zwei Fragen seien ihm wichtig: „Was tun wir eigentlich in der Vorsorge von diesen Leuten?“ Und er fragte, wie die Polizei reagieren könne, wenn sie auf Menschen trifft, die „psychisch und kriminell auffällig“ sind.
Landesamt soll Schlüsse für Aus- und Fortbildung ziehen
Das Innenministerium hat im September angekündigt, alle Einsätze der vergangenen fünf Jahre, in denen von Beamten geschossen wurde, sowie solche mit tödlichem Ausgang unter die Lupe zu nehmen.
Außerdem wurden „ergänzende Informationen“ für Polizisten zum Umgang mit psychisch erkrankten Personen und Suizidgefährdeten angekündigt. Das Landesamt für Aus- und Fortbildung (LAFP) solle Schlüsse ziehen, ob die Lehre verändert werden muss.
Im Nachgang des Taser-Einsatzes, nach dem der 44-Jährige in Dorstfeld reanimiert werden musste und später gestorben ist, hat unsere Redaktion das LAFP gefragt, ob sich bereits etwas diesbezüglich verändert hat.

Victor Ocansey ist der Pressesprecher des Landesamts für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW. © Natasa Balas (Archiv)
Zu betonen ist dabei, dass es - anders als im Fall Mouhamed D. - aktuell keinen Verdacht auf Fehlverhalten der Polizeikräfte gibt. Der Einsatz vom Mittwoch (19.10.) lässt nur an die besonderen Herausforderungen im Umgang mit psychischen Erkrankungen erinnern. Der 44-Jährige soll vor Eintreffen der Polizei um Hilfe geschrien haben, als er gegen geparkte Autos geschlagen habe.
Auswertung noch nicht abgeschlossen
„Alle Einsätze der Polizei NRW werden grundsätzlich standardisiert nachbereitet“, antwortet Sprecher Victor Ocansey. Alle Erfahrungen würden Jahr für Jahr gezielt in die regelmäßige Fortentwicklung der Aus- und Fortbildung einfließen. So habe man Handlungskonzepte, etwa auch nach gestiegenen Einsatzzahlen mit Messertätern verändert.
Insofern habe das Amt zusammen mit dem für „Zentrale Polizeiliche Dienste“, das unter anderem für die Taser-Ausstattung zuständig ist, „selbstverständlich auch den nachgefragten Dortmunder Polizeieinsatz zum Anlass genommen, eine entsprechende Auswertung in mehreren Schritten vorzunehmen“. Abgeschlossen sei diese Auswertung aber noch nicht.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
