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Polizei stoppt Graffiti-Aktion von Anti-Nazi-Oma in Dorstfeld
Rechtstextremismus
Irmela Mensah-Schramm ist 75 Jahre alt - und eine sehr aktive Anti-Nazi-Aktivistin. Jetzt ist sie in Dorstfeld daran gehindert worden, Neonazi-Schmierereien zu übermalen: Rechte riefen die Polizei.
Irmela Mensah-Schramm ist 75 Jahre alt und hat sich ein Ziel gesetzt: Sie möchte Neonazi-Symbole und rechte Propaganda aus dem öffentlichen Bild verschwinden lassen, wo immer es ihr möglich ist. Die Aktivistin ist seit 30 Jahren in ganz Deutschland unterwegs, kratzt Sticker ab und übersprüht Hassbotschaften.
Sie wurde für ihre Aktionen schon mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie gerät aber auch immer wieder mit Polizei und Justiz in Konflikt. Und mit Neonazis, deren Parolen sie übersprüht.
Irmela Mensah-Schramm in Dorstfeld unterwegs
So kam es auch am 9. September (Mittwoch) im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld. Die Polizei Dortmund bestätigte jetzt, dass sie an diesem Tag gegen 12.30 Uhr einen Einsatz an einer Bushaltestelle an der Wittener Straße hatte.
Dort war Irmela Mensah-Schramm gerade mit einem Filmteam der ARD unterwegs, das für eine Dokumentation über rechtsradikale Aktivitäten in Deutschland seit 1945 mit ihr drehen wollte. An der Bushaltestelle hatte sie begonnen, einen auf den Nationalsozialismus Bezug nehmenden Schriftzug mit roter Sprühfarbe zu überdecken.
Irmela Mensah-Schramm spricht von einem „Untertassen-großen Farb-Pups“ auf der „ohnenhin voll beschmierten Fläche“.
Mitglieder der Partei „Die Rechte“ riefen die Polizei
„Wir wurden von Anfang von zwei Mitgliedern der Partei Die Rechte systematisch verfolgt“, sagt Irmela Mensah-Schramm. Sie habe die Männer aufgefordert, dies zu unterlassen und zwei Polizisten in der Nähe um Unterstützung gebeten, was diese abgelehnt hätten.
Stattdessen alarmierte eine der Personen aus der rechten Szene die Polizei.
Diese beurteilte die Aktion vor Ort als Sachbeschädigung und hat Ermittlungen aufgenommen. Ob eine Sachbeschädigung wirklich vorliegt, muss auch DSW21 als Eigentümerin der Bushaltestelle einschätzen und prüfen, ob durch das Übersprühen ein erheblicher Schaden vorliegt oder nicht.
Möglichen juristischen Folgen sieht die Aktivistin gelassen entgegen. Sie verweist auf ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamm, nachdem ihre Aktionen nicht als Sachebeschädigung zu beurteilen seien.
Im März war ein Urteil gegen die 75-Jährige wegen ähnlicher Vorwürfe in der Stadt Eisenach in Thüringen vom Oberlandesgericht Jena aufgehoben worden. Sie war zunächst wegen des Übermalens eines Nazi-Graffito zu einer Geldstrafe verurteilt worden.
Aktivistin lobt die „Gegenstrategien“ in Dorstfeld
Von ihrem Einsatz in Dorstfeld hat Irmela Mensah-Schramm nach eigener Aussage etwas Positives mitgenommen. „Es gibt mittlerweile Gegenstrategien in Dorstfeld. Das habe ich vorher nichts gesehen. Und an anderen Stellen in der Stadt sind mir keine Hassbotschaften aufgefallen.“
Im Gespräch mit dieser Redaktion erzählt Irmela Mensah-Schramm allerdings auch von einer zunehmenden Zahl an Attacken aus der rechten Szene gegen ihre Arbeit.
Aber sie spricht auch von ihrem Ehrgeiz, sich weiter gegen rechtes Gedankengut zu stellen. „Es gibt noch so viel wegzumachen. Ich bin für meine Gründlichkeit bekannt.“
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
