Schaulustige behindern Polizei in Dortmund Einsätze in der Nordstadt werden regelmäßig gestört

Einsätze in der Nordstadt werden regelmäßig von Schaulustigen gestört
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Am Montagabend (31.03.) kam es an der Schleswiger Straße in der Dortmunder Nordstadt zu einem Verkehrsunfall. Ein Junge lief nach Erkenntnissen der Polizei zwischen Autos auf die Straße und wurde von einer 47-jährigen Frau angefahren und leicht verletzt. Daraufhin versammelten sich rund hundert Personen um das Auto, einige Personen versuchten die Fahrerin und den 20-jährigen Beifahrer aus dem Auto zu ziehen. In der Masse der Schaulustigen befand sich auch die Mutter des Kindes. Sie öffnete die Beifahrertür und trat auf den jungen Mann im Auto ein.

Ein Augenzeuge beschreibt die Situation als „Wahnsinn“. Ähnliche Vorfälle gab es in der Vergangenheit schon, ebenfalls in der Nordstadt. Eine Übersicht einzelner Fälle aus den vergangenen vier Jahren.

200 Personen behindern Polizei

Am 10. Mai 2024 fuhr ein 32-Jähriger mit zu hoher Geschwindigkeit durch die Dortmunder Innenstadt. Nachdem die Polizeibeamten Mühe hatten, den Fahrer zu verfolgen, fanden sie seinen VW Golf GTI in der Burgholzstraße in der Nordstadt wieder, wo der Fahrer einen Unfall gebaut hatte und anschließend geflüchtet war.

Bei dem Unfall wurde niemand verletzt und der GTI-Fahrer konnte von der Polizei gefasst und verhaftet werden. Dabei gab es jedoch Komplikationen, da laut Schilderungen der Polizei etwa 200 Personen die Szene beobachteten und die Beamten bei ihrer Arbeit behinderten. Die Polizisten vor Ort brauchten Unterstützung von zusätzlichen Kräften, um die Schaulustigen zurückzudrängen. Erst dann war die Unfallaufnahme möglich.

Polizei verteilt Platzverweis

Am 29. Juni 2024 gegen 19:45 Uhr wurde die Polizei Dortmund an den Nordmarkt gerufen. An dem Abend gerieten drei Männer und eine Frau aneinander. Einer der Männer holte im Laufe der Auseinandersetzung einen Baseballschläger aus seinem Kofferraum und schlug zu. Die anderen drei Beteiligten wurden dadurch verletzt.

Die Geschehnisse lockte bis zu 300 Schaulustige an, die sich am Nordmarkt versammelten. Um die Menschenmenge kontrollieren zu können, forderte die Polizei Verstärkung an. Laut Augenzeugenberichten waren etwa zehn Polizeiautos vor Ort.

Der Polizeisprecher Peter Bandermann berichtete kurz nach dem Tatvorgang von einer Auseinandersetzung mit einem Unbeteiligten. Ein alkoholisierter Mann störte die polizeilichen Maßnahmen vor Ort und bekam einen Platzverweis. Dies ignorierte er jedoch und wurde deshalb in Gewahrsam genommen.

Im Fokus ist das aufgestickte Wappen der Polizei aus NRW. Im Hintergrund stehen weitere Polizisten auf einem Bürgersteig in der Dortmunder Nordstadt.
In der Dortmunder Nordstadt kommt es häufig zu Polizeieinsätzen. Gerade hier gibt es oft viele Schaulustige, die dass Tatgeschehen verfolgen. © RN-Archiv

Schaulustige gehen Polizisten an

Knapp ein Jahr zuvor (24.09.2023), am gleichen Ort, bemerkte eine Streifenwagenbesatzung gegen 20:25 Uhr eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern – einer 38, der andere 20 Jahre alt. Der Ältere von den beiden verletzte den anderen mit einer Glasflasche und flüchtete anschließend. Der 20-Jährige reagierte aggressiv auf das Einschreiten der Polizei und wurde daraufhin in Polizeigewahrsam genommen und von Rettungskräften behandelt.

Auch hier versammelten sich laut Polizei-Pressesprecher Joshua Pollmeier 250 bis 300 unbeteiligte Personen auf dem Nordmarkt. Die eingesetzten Beamten wurden von Teilen der Menschenmenge bedrängt und während des Einsatzes behindert. Nach Polizeiangaben kam es dabei auch zu aggressivem Verhalten gegenüber den Einsatzkräften. Ein 15-jähriger Dortmunder beleidigte mehrere Polizisten und wurde vorübergehend festgenommen. Nach Beendigung des Einsatzes wurde der Jugendliche seinen Erziehungsberechtigten übergeben.

Platz schaffen für Reanimierung

Am Freitagmittag, dem 5. November 2021, wurde ein 24-jähriger Mann erfolgreich reanimiert, nachdem er auf der Mallinckrodtstraße zusammengebrochen ist. Währenddessen sammelten sich rund 100 Umstehende im unmittelbaren Umfeld. Um den Rettungskräften ausreichend Raum für ihre Arbeit zu verschaffen wurde, sprach die Polizei mehrere Dutzend Platzverweise aus und sperrte die Mallinckrodtstraße für etwa 20 Minuten vollständig. Ein Verkehrschaos hatte es glücklicherweise nicht gegeben und der Einsatz lief laut der Polizei friedlich ab.

Polizei droht Schaulustigen mit Taser

Im Mai 2022 kam es in der Dortmunder Nordstadt zu einem Polizeieinsatz, bei dem ein 23-jähriger Mann ins Visier der Beamten geriet. Über die städtische Videobeobachtung war aufgefallen, dass er verdächtige Gegenstände zwischen geparkten Autos versteckte. Als die Polizei eingreifen wollte, ergriff der Mann die Flucht.

An der Leopoldstraße lief er plötzlich in Richtung Dietrich-Keuning-Park, wo er unerwartet stehen blieb – ein Streifenwagen konnte trotz Vollbremsung nicht rechtzeitig stoppen und prallte mit dem Mann zusammen. Er wurde anschließend zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht.

Während des Einsatzes sammelten sich zahlreiche Umstehende in der Nähe des Parks, die sich den Einsatzkräften gegenüber aggressiv verhielten. Weshalb diese mit dem Einsatz des Tasers drohte, um die Situation unter Kontrolle zu bringen, was auch gelang. Bei den sichergestellten Gegenständen handelte es sich vermutlich um Kokain.

Polizei Dortmund äußert sich zu Gruppenbildungen

Die Polizei Dortmund betont, dass die Polizeiarbeit aus der Verhinderung und Verfolgung von Straftaten sowie aus Ermittlung und Aufklärung besteht.

„Warum Menschen aus Neugier Gruppen bilden, ist niemals Gegenstand unserer Ermittlungen. Bei Einsätzen wie am Montagabend geht es darum, sofort eine Unfallstelle oder einen Tatort zu sichern, Spuren zu erkennen, Beteiligte zu befragen und Personalien zu festzustellen“, erklärt Polizeisprecher Peter Bandermann.