
© Jörg Bauerfeld
Polenböller-Attacke auf Biergarten im Dortmunder Süden
Explosionen im Biergarten
Plötzlich hat es geknallt: Was am vergangenen Wochenende in Aplerbeck passierte, geht weit über einen „Dummejungenstreich“ hinaus, so die Aussage eines Polizeisprechers.
Es muss so richtig gescheppert haben. Jugendliche haben am Freitag (23.8.) und am Samstag (24.8.) Böller in den Biergarten des Schlosscafés Rodenberg geworfen und weitere im Rodenbergpark gezündet. Wer jetzt an einen „Dummejungenscherz“ glaubt, der wird von einem Polizeipressesprecher eines Besseren belehrt: „Ermittelt wird hier wegen versuchter schwerer Körperverletzung.“
Denn es waren keine Zissemännchen, die aus dem Rodenbergpark über die Gräfte in Richtung Biergarten geworfen wurden, sondern die berüchtigten „Polenböller“. Explosionsgeschosse mit enormer Sprengkraft, die mit „normalen“ Feuerwerkskörpern gar nichts zu tun haben. In Deutschland sind diese Teile verboten, aber sie sind über das Internet zu kaufen.
Die gefährlichen Böller reißen große Löcher
Die Sprengkraft ist so heftig, dass Teile des Rasens einfach weggesprengt wurden und handtellergroße Löcher geblieben sind. Im Internet kusieren „Testvideos“ des Sprengsoffes, die die verherende Wirkung demonstrieren.

Das Schlüsselbund (links) soll zeigen, wie groß der Krater ist, den einer der Böller am Rande des Biergartens gerissen hat. © Jörg Wiedelmann
„Es war ein Glück, dass keine Panik aufgekommen ist, aber den Gästen im Biergarten ist natürlich der Schreck in die Glieder gefahren und sie haben dann auch zum Großteil den Biergarten verlassen“, sagt Pächter Jörg Wiedelmann. Der hatte schon am Freitag die Polizei informiert, als drei Böller in der Nähe des Cafés explodierten.
Als am Samstag weitere acht zeitversetzt in die Luft gingen, führte der Gang zur Polizei, wo Anzeige erstattet wurde. „Es waren auch Familien mit Kindern unter unseren Gästen. Da kann wer weiß wa passieren“, sagt Wiedelmann. Bis in die frühen Morgenstunden sollen immer wieder die Böller explodiert sein. „Das muss man eigentlich auch in der Polizeiwache gehört haben.“
Die Polizei hat Ermittlungen gegen die Täter eingeleitet
Die Ermittlungren gegen die Täter laufen nun. Erleichtert wird die Suche nach den Schuldigen vieleicht auch dadurch, dass eine Verpackung der „Polenböller“ am Tatort zurückblieb. Auch die liegt jetzt bei der Polizei.

Der Biergarten am Haus Rodenberg ist einer der schönsten in Dortmund. © Jörg Bauerfeld
Aber was ist los im sonst so ruhigen Aplerbeck? Es scheint so zu sein, als ob es ein Problem mit Jugendlichen gibt, die immer wieder über die Stränge schlagen. „Das hat richtige Löcher in die Wiese gebrannt“, sagt Bezirksbürgermeister Jürgen Schädel, dem das Thema nicht unbekannt ist. „Wir werden die Polizei bitten, gerade am Wochenende verstärkt Streife im Ortskern und dem Rodenbergpark zu fahren“, sagt Schädel. Das kann aber nur eine erste Maßnahme sein. langfristig müsse mehr geschehen. So werden die Vorfälle auch auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Aplerbeck erscheinen.
Politik und Verwaltung sucht nun nach Lösungen
Auch an den Einsatz von Streetworken ist gedacht. Gespräche mit dem Fachreferent für Jugend, Cornelius Boensmann, haben bereits am Montag (26.8.) stattgefunden. „Auch das Ordnungsamt wird eingeschaltet“, sagt Jürgen Schädel. Es sei schon so, dass man immer wieder beobachte, dass es im Rodenbergpark, gegenüber des Biergartens, regelrechte Saufgelage abgehalten würden. Es würde „wild in der Gegend herumuriniert“ und mehrmals sei hier auch schon die Polizei alamiert worden, so Schädel.
Die Vorfälle am Wochenende haben nun aber eine Dimension erreicht, die die Menschen in Aplerbeck nicht mehr tolerieren möchten. Das sieht man auch an der schnellen Reaktion von Politik und Verwaltung, die nun langfristige Lösungen suchen. Die Polizei dagegen sucht nun nach den Tätern, die die „Polenböller“ in den Biergarten geworfen haben. Ihnen drohen empfindliche Strafen.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
