Georg Sonntag betreibt sein „Comicland“ bereits seit 1993 und zählt sich zu den Pokémon-Karten-Verkäufern der ersten Stunde. Bislang ist der 56-jährige Dortmunder davon ausgegangen, dass kriminelle Energien in seiner Branche eher selten sind. „Dass Kinder sich mal neue Tüten aus den Händen reißen oder Fälschungen auf dem Sammlermarkt auftauchen, davon habe ich schon gehört. Mehr aber auch nicht.“
Der brutale Vorfall am Dienstagabend (10.1.) in Dortmund-Rahm hat ihn nun eines Besseren belehrt. Denn dort hat ein angeblicher Käufer einen 33-Jährigen mit einem Messer bedroht und ist anschließend mit dessen Pokémon-Karten im Wert von 2500 Euro geflohen. Täter und Opfer hatten sich über „Ebay Kleinanzeigen“ an der Jungferntalstraße verabredet. Im Auto des Verkäufers kam es dann zur räuberischen Erpressung.
„Das ist eine neue Eskalationsstufe“, sagt Sonntag. Er sitzt an diesem Donnerstagvormittag hinter der Theke in seinem Geschäft in Dortmund-Bövinghausen und schüttelt den Kopf: „Das ist schon heftig.“ Als leichtsinnig empfindet er das Verhalten des 33-Jährigen allerdings nicht: „Wie hätte er denn ahnen soll, dass man ihn mit einem Messer bedrohen wird?“
Georg Sonntag vermutet, dass es sich bei dem Diebesgut um Karten aus frühen Editionen handelt. „Dazu passt das Alter des Opfers, er wird die Karten ganz am Anfang gekauft haben.“ Je älter und seltener Karten seien, desto höher würden sie im Wert steigen.
Teuerste Pokémon-Karte
Natürlich, betont Sonntag, gebe es auch Pokémon-Karten, die so wertvoll seien, dass man sich davon „ein Auto kaufen kann.“ Ihm seien sogar Fälle bekannt, bei dem man Preise für originalverpackte Pokémon-Blister von 100.000 bis 150.000 Euro erzielt habe.
Laut „pokemonbundel.nl“ ist die aktuell teuerste Pokémon-Karte für 6.000.000 Dollar über die Ladentheke gegangen. Bei sogenannte Grading-Services könne man seine Karten neutral bewerten lassen, so Sonntag. „Eins ist die schlechteste, zehn die beste Bewertung.“
Boom durch Corona-Krise
Die Corona-Krise habe das Geschäft mit den Pokémon-Sammelkarten, die Ende der 1990er Jahre auf den Markt kamen, wieder aufblühen lassen, so Sonntag. „Viele hatten Zeit, sich mit ihren Sammlungen zu beschäftigen.“ Youtuber und Influencer hätten den Markt zusätzlich angeheizt. „Von einem Youtuber weiß ich, dass er in eine Fake-Falle getappt ist“, so der Comicladen-Inhaber.
Generell müsse man wohl jetzt auch in der „Pokémon-Community“ vorsichtiger werden, so Sonntag. Den Rat der Polizei Dortmund, im Zuge von Online-Geschäften nicht alleine zu Übergaben zu gehen, hält er für gut und wichtig.
Die Polizei sucht weiterhin unter 0231/13 22 621 Zeugen der räuberischen Erpressung am Dienstag (10.1.) gegen 19.40 Uhr an der Jungferntalstraße. Bislang hat sich noch niemand gemeldet.
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