Ausbaupläne für H-Bahn in Dortmund bekommen kräftigen Schub Chef nennt sogar schon Zeitplan

H-Bahn soll ausgebaut werden: Zwei Projekte sind in Vorbereitung
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Im April 2021 durfte sich OB Westphal über 700.000 Euro Fördermittel aus dem NRW-Verkehrsministerium freuen. Mit dem Geld sollten die Planungen für zwei H-Bahnprojekte vorangetrieben und wichtige Gutachten eingeholt werden.

Konkret geht es um die Verlängerung der H-Bahn von der Universität bis zum Bereich Stadtbahnhaltestelle „Theodor-Fliedner-Heim“ an der Wittekindstraße. Das weitere Projekt ist die H-Bahnstrecke über das gewünschte Stadtquartier „Smart Rhino“ und den Hafen bis zum Fredenbaum.

Die Erschließung von „Smart Rhino“ ist allerdings eher im Bereich „Zukunftsmusik“ anzusiedeln. Mehr Erfolg versprechen dagegen die Pläne für die direkte Anbindung der H-Bahn von der Universität an die Stadtbahnlinie U42 (Grevel - Hombruch).

Die Überlegungen für den Ausbau stehen schon länger im Raum – und haben jetzt erstmals auch ein tragfähiges Fundament gefunden. Denn nun liegt das notwendige Gutachten vor; eine Kosten-Nutzen-Analyse, die alle Seiten des Projekts beleuchtet.

Ausbau bis zur Wittekindstraße

Ergebnis: Der Weiterbau und Anschluss der Kabinenbahn an die Stadtbahnlinie U42 sei „volkswirtschaftlich sinnvoll“. Die H-Bahn werde im Falle des Ausbaus auf entsprechend hohe Fahrgastzahlen kommen. Der volkswirtschaftliche Nutzen sei insgesamt größer als die Kosten, so das Gutachten.

Bei der Betreibergesellschaft H-Bahn21 und deren „Mutter“ DSW21 kommt der Befund naturgemäß gut an. Denn: Das Papier gibt dem Projekt einen kräftigen Schub. Das Gutachten ist der Türöffner für die folgenden Planungen – und für weitere Fördermittel des Landes.

Wäre das Gutachten zu einem anderen Ergebnis gekommen, hätten die Akteure die Bücher wohl sofort zugeklappt. So aber kann es jetzt weitergehen. In einem der nächsten Schritte sollen nun die Entwurfs- und Genehmigungspläne folgen.

Die Strecke von der Uni bis zur Wittekindstraße ist zwei Kilometer lang und soll laut H-Bahn-Geschäftsführer Elmar Middeldorf „in Doppeltraktion, also mit je zwei Kabinen, gefahren werden“. Der Verlauf ist zumindest in Umrissen klar: Ausgehend vom S-Bahn-Haltepunkt „Dortmund Universität“ soll die H-Bahn zunächst in Richtung Nordosten fortgeführt werden. Die Emil-Figge-Straße entlang, geht es über den Kreisverkehr mit der Dorstfelder Allee zum Studentenwohnheim an der Ortsmühle.

Per Brücke übers Emschertal

Im weiteren Verlauf überqueren die Kabinen die S-Bahngleise und das Emschertal, führen zur Rosemeyerstraße und weiter zur Stadtbahnhaltestelle „Theodor-Fliedner-Heim“ an der Wittekindstraße, dem Endpunkt.

Die Emscher haben die Akteure nicht als entscheidendes Hindernis ausgemacht: S-Bahngleise und Emschertal soll mit Hilfe einer neu zu bauenden, 146 Meter langen Brücke überquert werden. Die H-Bahnkabinen würden dann unterhalb der Brücke hergeführt.

Weitere Besonderheit: Middeldorf würde die Strecke gern in zwei Bauabschnitten angehen. Der erste Abschnitt bis Ortsmühle wäre rund 800 Meter lang. Er soll zunächst als Testrecke dienen.

„Wir arbeiten mit Hochdruck an einem neuen und modernen Automatisierungssystem“, erläutert Middeldorf. „Das möchten wir auf der Teststrecke gern anwenden.“ Die Machbarkeitsstudie dazu soll Ende 2023 vorliegen; das Land NRW zieht eine Finanzspritze von 500.000 Euro auf.

Der Anschluss an die Haltestelle "Tehordor-Fliedner-Heim" erhält klar den Vorzug vor den weiteren Vrianten "Am Beilstück" und "Barop Parkhaus", die ebenfalls geprüft wurden.
Der Anschluss an die U42-Haltestelle Theodor-Fliedner-Heim erhält klar den Vorzug vor den anderen Varianten "Am Beilstück" und "Barop Parkhaus", die ebenfalls geprüft wurden. © RN

Abhängig vom weiteren Verlauf der Planfeststellung und den konkreten Entwurfsplänen könnte der Ausbau 2027 starten – und 2030 die erste fahrerlose Kabinenbahn an der Wittekindstraße ankommen, schätzt Middeldorf.

„Das Fahrgastpotenzial ist hoch“, sagt der H-Bahn-Geschäftsführer mit Blick auf die Uni und das Technologiezentrum. Auf rund 35 Millionen Euro beziffern die H-Bahn-Akteure den Ausbau – inklusive Brückenbau und neuer Fahrzeuge. Später kommen dann die laufenden Betriebskosten hinzu.

Wie steht's um Fördermittel?

„Wir wollen unseren Teil zur Verkehrswende in Dortmund beisteuern“, betont DSW21-Finanzvorstand Jörg Jacoby. DSW21 sei auch bereit, das notwendige Geld in die Hand zu nehmen. Dennoch seien im Falle des Weiterbaus noch wichtige Finanzierungsfragen zu klären, sagt Jacoby. „Wir brauchen zwingend eine entsprechende Förderkulisse“. In Aussicht steht zumindest eine 90 Prozent-Förderung für die Investitionskosten.

Davon ist das H-Bahnprojekt vom S-Bahnhof in Dorstfeld über das Stadtquartier „Smart Rhino“ an der Rheinischen Straße weit entfernt. OB Westphal möchte das Verkehrsmittel (neben einer neuen Stadtbahnlinie) auch auf „Smart Rhino“ eingesetzt wissen.

Die H-Bahn soll das künftige Quartier erschließen und gleich auch eine Verbindung zum Hafen herstellen. Dort verliefe sie entlang der Lagerhausstraße und der nördlichen Speicherstraße, um schließlich an der U41-Stadtbahnhaltestelle „Fredenbaum“ zu enden. Alles in allem eine vier Kilometer lange Strecke. Auch deren Verkehrswert ist jetzt errechnet worden.

Hängepartie um Smart Rhino

Das Gutachten kommt zu einem vergleichbaren Ergebnis wie der Ausbau an der Uni. Tenor: Ja, eine H-Bahn von S-Bahnhof Dorstfeld bis zum Fredenbaum sei ebenfalls volkswirtschaftlich sinnvoll. Auch bei dieser Linie wiege der Nutzen deutlich schwerer als die Kosten.

In die Abwägung fließen alle Pros und Kontras ein: Wie klimagerecht beispielsweise ist die H-Bahn im Vergleich zum Bus? Wieviel Fahrgäste könnten durch das neue Angebot ihr Auto künftig stehen lassen? Kann ein Ausbau möglicherweise die Fahrzeit verkürzen?

Der Haken bei der Sache: Das ganze Für und Wider basiert auf einer riesengroßen Unbekannten. Denn aktuell vermag kaum jemand zu sagen, ob „Smart Rhino“ in der gewünschten Form überhaupt kommt. Die H-Bahnpläne jedenfalls stehen und fallen mit dem Neubau der Dortmunder Fachhochschule (FH) auf „Smart Rhino“.

Rechnung bräche in sich zusammen

Seit Langem wartet man in Dortmund auf einen konkreten Finanzierungsbeschluss der NRW-Landesregierung. Oder wenigstens auf eine klare Ansage. Aber Fehlanzeige, beides ist bislang ausgeblieben.

Sollte der FH-Neubau nicht realisiert werden und tausende von FH-Studenten als potenzielle Fahrgäste für die H-Bahn ausfallen, wären alle Rechnungen auf einen Schlag Makulatur. Die bislang aussichtsreiche Kosten-Nutzen-Analyse bräche in sich zusammen. Und das H-Bahn-Projekt auf „Smart Rhino“ möglicherweise gleich mit. Auch Wohnungsbau auf „Smart Rhino“ würde daran wenig ändern.

Die bislang veranschlagten Kosten für die gesamte Strecke sollen sich bei rund 100 Millionen Euro bewegen. Die sind aber alles andere als in Stein gemeißelt. Selbst wenn der FH-Neubau kommt: Bis zu einem möglichen Baustart für die Kabinenbahn werden etliche Jahre ins Land ziehen. Die H-Bahn-Akteure drücken das so aus: Lege man eine Bauzeit von vier Jahren zugrunde, könnte die Strecke „nach 2030“ in Betrieb gehen.

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