Überrascht ist er nicht. Auch wenn Dennis Draxler noch nicht alle Zahlen der aktuellen Pisa-Studie bis ins Detail kennt - er weiß genug, um das erneut schlechte Abschneiden der Schüler in Deutschland zu bewerten.
Dass viele Länder bessere Leistungen in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz erreichen, „ist ja leider nichts Neues“, verdeutlicht der Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums in Dortmund. Das hänge mit der Struktur zusammen.
Elternhaus entscheidend
In Deutschland hänge der schulische Erfolg noch immer stark mit dem Elternhaus zusammen - soll heißen: Wenn Eltern Zeit und Kompetenzen haben, ihre Kinder zu unterstützen, haben die auch bessere Noten. Wenn nicht, dann eher nicht. Und dieser Effekt habe sich während der Corona-Pandemie verstärkt.
Logisch: Wenn sich Geschwister ein Zimmer teilen müssen, lernt es sich im Homeschooling deutlich schlechter als dort, wo jeder zuhause genügend Platz hat. Wo genügend Computer und Tablets zur Verfügung stehen, lernt es sich besser als dort, wo jedem ein Handy reichen muss.
„Wir merken die Defizite“
„Wir werden aber wahrscheinlich erst in der nächsten oder übernächsten Pisa-Studie sehen, wie der Corona-Effekt in Deutschland tatsächlich war“, schätzt Draxler. „Wir merken auch die Defizite, aber wir sind uns auch bewusst, dass das nur in vergleichsweise milder Form ankommt.“
Aus Gesprächen mit anderen Lehrern und Schulleitern wisse er: Als Chef eines Gymnasiums am Rand des Kreuzviertels hat er es vergleichsweise gut. Andere Schulformen in anderen Lagen hätten ganz andere Herausforderungen. Ein Aspekt macht Draxler allerdings doch zum Experten für den Pisa-Vergleich.
Qualifizierte Schüler aus dem Ausland
Das Leibniz-Gymnasium trägt den Untertitel „International School“, unterrichten in vielen Klassen und Stufen bilingual auf Deutsch und Englisch. Daher schicken auch viele hochqualifizierte Eltern, die es beruflich nach Dortmund verschlägt, ihre Töchter und Söhne hierher.
„Das sind viele Schülerinnen und Schüler von sehr guten Schulen mit sehr guten Zeugnissen“, unterstreicht Draxler. Es handelt sich also auch um diejenigen, deren Länder in den Pisa-Studien deutlich besser abgeschnitten haben als Deutschland.
In mehreren Punkten besser
Aber genau an diesen Fällen zeige sich oft, dass Pisa nicht die ganze Wahrheit abbilde. „Diese Schülerinnen und Schüler können manche Dinge nicht, die für uns selbstverständlich sind.“
Wenn es um selbstständiges Lernen gehe, um das Bewerten von Dingen und Sachverhalten, seien die Neuen oft nicht so weit wie die Schülerinnen und Schüler hier. Das sei alles andere als unwichtig, wenn es darum geht, dass aus jungen Menschen mündige Bürger werden.
Nichtsdestotrotz zeigten die Pisa-Ergebnisse, „dass sich der Personalmangel bemerkbar macht.“ Und das beginne schon bei einer besseren personellen Ausstattung der Grundschulen. Dort werde schließlich das Fundament für die schulischen Leistungen gelegt.
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