
Holger Hoven ist seit 20 Jahren einer der Piloten des Rettungshubschraubers „Christoph 8“ in Lünen. Der erfahrene Pilot landete bereits mehrfach auf der Kreuzung Wall / Hohe Straße. © privat
Pilot zu Helikopter-Landung auf dem Wall: „Eigentlich eine Frechheit“
Landezone auf zentraler Kreuzung
Die Landung eines Rettungshubschraubers mitten auf Dortmunds Wall sorgte am Montag für Aufsehen - nicht zum ersten Mal. Dass sie überhaupt nötig war, regt einen erfahrenen Piloten auf.
Plötzlich ging am Montagabend nichts mehr auf einer der größten Kreuzungen der Dortmunder Innenstadt: Polizei und Feuerwehr hatten gegen 19 Uhr die Kreuzung des Walls mit der Hohen Straße und der Hansastraße abgeriegelt.
Der Grund für die Aktion kam kurze Zeit später mit ganz viel Lärm von oben: Ein leuchtend gelber Rettungshubschrauber des ADAC landete mitten auf der Kreuzung. Die Windstöße, die bei seinem Sinkflug über den Asphalt peitschten, brachten so manche der zahlreichen Schaulustigen am Rand der Kreuzung ins Wanken. Das ein oder andere abgestellte Fahrrad am Straßenrand wurde umgeweht.
Holger Hoven fliegt seit 1990 Hubschrauber, seit 20 Jahren ist er einer der Piloten des in Lünen stationierten Rettungs-Helikopters „Christoph 8“. Auch wenn er am Montag nicht am Steuer des Helikopters saß, der auf dem Wall landete (bei ihm handelte es sich um „Christoph Rheinland“ aus Köln), kennt Hoven die Situation vor Ort gut: Er landete bereits selbst mehrere Male dort im Schatten des Volkswohlbund-Hochhauses.
Laternen machen die Kreuzung „ein bisschen beengt“
„Bei so einer Landung ist die Anspannung größer“, sagt er am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion. „Durch die ganzen Laternen an der Kreuzung ist es ein bisschen beengt.“ Doch wirklich schwierig sei es nicht, den Hubschrauber sicher nach unten zu bringen - schließlich seien solche Landungen Alltag für Rettungshelikopter-Piloten.
Zu den Hauptaufgaben von Rettungshubschraubern gehört es, Notärzte zu einem Notfall zu bringen und Patienten von einem Unfallort in eine Klinik. Allein der Lüner „Christoph 8“ hatte laut Hoven im laufenden Jahr 58 dieser sogenannten „Primäreinsätze“ auf Dortmunder Stadtgebiet.
Wo genau am Ort des Geschehens gelandet wird, entscheiden die Piloten selbst. Ist die Straße nicht breit genug, sind es oft nahe Plätze, Wiesen oder Sportplätze.
Klinikum-Mitte und Johannes-Hospital haben keinen Landeplatz
An den meisten Orten sind das einmalige Ereignisse - nur selten passieren schwere Unfälle öfters an ein und derselben Stelle. Auf der Wall-Kreuzung zwischen Theater und Volkswohlbund-Hochhaus landen hingegen relativ regelmäßig Helikopter.
Grund ist ihre Nähe zu den zwei größten Krankenhäusern der Stadt, dem Klinikum-Mitte und dem Johannes-Hospital. Keine der Kliniken verfügt über einen eigenen Landeplatz für Hubschrauber; der nächste ist am unter anderem auf Unfallverletzungen spezialisierten Klinikum-Nord rund zehn Autominuten entfernt.

Ein Rettungshubschrauber ist am Montag (19.9.) mitten auf dem Wall gelandet. Die Kreuzung wird öfters für solche Landungen benutzt. © Thomas Thiel
Nach Angaben des Klinikums kommt es im Schnitt einmal pro Quartal zu Hubschrauber-Landungen im unmittelbaren Umfeld des Klinikums-Mitte, meist auf der besagten Wall-Kreuzung, seltener direkt vor der Einfahrt zur Notaufnahme auf der Hohen Straße.
Einsatzprotokoll: Landung auf Kreuzung war „einzige Überlebenschance“ für Patientin
Bei der Landung von Montag ging es nach Angaben der zuständigen ADAC-Luftrettung nicht um einen „klassischen“ Notfall, sondern um einen sogenannten „Sekundäreinsatz“, einen Transport von einer Klinik in eine andere. Eine Patientin eines Krankenhauses in Lüdenscheid wurde in sehr kritischem Zustand ins Dortmunder Klinikum verlegt.
Die einzige Überlebenschance habe darin bestanden, sie mit einem Hubschrauber zu transportieren und unmittelbar an der Klinik zu landen, heißt es im Einsatzprotokoll.
Pilot: „Das ist keine kontrollierte Umgebung“
Für den Rettungshubschrauber-Piloten Holger Hoven ist die Lande-Situation rund um das Klinikum-Mitte und das Johannes-Hospital unbefriedigend: „Die Piloten werden gezwungen, auf offener Straße zu landen.“ Wenn es irgendwie gehe, fliege man die Häuser deshalb nicht an. „Das ist keine kontrollierte Umgebung.“
Er vermisst dort einen echten Landeplatz. An einem solchen habe man eine gesicherte Handlungsfreiheit. „Da liegt nichts rum, da stehen keine Passanten rum, da fallen keine Pfannen vom Dach.“
Seit zwanzig Jahren höre er, dass das Klinikum-Mitte einen Landeplatz bekommen solle, sagt Hoven - aber es passiere nichts: „Eigentlich ist es eine Frechheit.“
Dem widerspricht Klinikums-Sprecher Marc Raschke auf Anfrage unser Redaktion entschieden: In den vergangenen zehn Jahren habe es nie Pläne für einen Hubschrauber-Landeplatz am Klinikum-Mitte gegeben. „Es lohnt sich nicht für die paar Fälle, die wir pro Jahr haben.“
Das Klinikum-Mitte liege außerdem in einem eng bebauten Viertel, da wäre ein Landeplatz „eine schwierige Kiste“, meint Raschke. Und an Hoven gewandt schlägt er vor: „Er darf gerne mal mit den Anwohnern über so einen Plan sprechen.“
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
