Weg vom Gas ist für viele Immobilien-Eigentümer und Mieter das Motto. Und beim Strom setzt man mehr und mehr auf Erneuerbare Energien. Die Technische Universität (TU) schmiedet ebenfalls Pläne, um energietechnisch unabhängiger zu werden. Und die Energiewende wird deutlich sichtbar sein.
Erste Andeutungen, in welche Richtung es geht, machte TU-Rektor Prof. Manfred Bayer bei der Akademischen Jahresfeier der TU, die nach zwei Jahren Corona-Pause am 16. Dezember mit 800 Gästen im Audimax gefeiert wurde. „Energiewende, Nachhaltigkeit, Fachkräftebedarf – wer, wenn nicht wir an den Universitäten, soll es leisten, Lösungen für drängende Zukunftsfragen zu entwickeln?“, erklärte Bayer dabei.
Und in seiner Rede kündigte der Rektor gleich konkrete Maßnahmen in Sachen Energiewirtschaft an. Die zentralen Projekte: Die TU will am Campus Nord eine Photovoltaik-Freiflächenanlage und auf dem Campus Süd eine große Windkraftanlage errichten, um den Strombedarf künftig durch mehr erneuerbare Energie decken zu können.
Die Photovoltaik-Anlage soll - vergleichbar mit den Anlagen in Grevel und auf dem Deusenberg - auf einem Feld nördlich der Emil-Figge-Straße unmittelbar an der B1 entstehen. Mit einer Fläche von 19.000 Quadratmetern - das entspricht gut zweieinhalb Fußballfeldern - und einer Leistung von 2,1 Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a) könnte es etwa 5 Prozent des Eigenbedarfs der TU an Strom liefern. Angelegt werden soll das Photovoltaik-Feld möglichst schon 2023.

Noch deutlich auffälliger dürfte die Windkraftanlage werden, die im Süden der Uni entstehen soll - auf dem Feld an der Autobahn 45 zwischen Steinsweg und Universitätsstraße - und damit in unmittelbarer Nachbarschaft von „Airwin“, Dortmunds ältestem Windrad.

„Airwin“ war mit einer Höhe von 65 Metern unter der Regie von Energieversorger DEW21 im Juli 1997 als erste Windkraftanlage in Dortmund in Betrieb gegangen und produziert seitdem rund 700.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. 2021 sind Rotor und Rotorblätter erneuert worden.
Das TU-Windrad als neuer Nachbar soll allerdings, neueren Standards entsprechend, ungleich größer werden - mehr als anderthalb Mal so groß: Geplant ist eine Nabenhöhe von 110 Metern und ein Rotordurchmesser von 140 Metern, teilte die TU auf Anfrage mit. Geerntet werden sollen damit rund 10 Gigawattstunden pro Jahr - das wären etwa 25 Prozent des TU-Eigenbedarfs.
Umgesetzt werden sollen die Pläne ab 2024. Die Fläche gehört wie die meisten TU-Gebäude dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) und ist bereits als Standort für Windkraftanlagen ausgewiesen.
Die Stadt Dortmund hatte vor einigen Jahren nach einer gründlichen Untersuchung des Stadtgebiets drei sogenannte Konzentrationszonen für Windkraftanlagen ausgewiesen - in Ellinghausen, am Salinger Feld an der Stadtgrenze zu Witten und westlich von Eichlinghofen an der A45.
Drei Flächen für Windkraft
Weitere werde es auf absehbare Zeit in Dortmund auch nach Änderung der landesrechtlichen Vorgaben etwa mit Blick auf Abstandsregelungen nicht geben, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Man habe bereits nach möglichen neuen Standorten Ausschau gehalten und sei dabei nicht fündig geworden
Die Kosten der TU-Projekte im Millionenbereich müssen noch näher beziffert werden, das Betreibermodell für das Windrad ist noch offen. Man geht aber davon aus, dass sich beide Investitionen schon nach drei bis sechs Jahren amortisieren.
Photovoltaik-Anlage und Windrad sind aber auch nur ein Part der Klima-Strategie der TU. Um das Ziel der Klimaneutralität der Universität bis 2035 zu erreichen, sind außerdem Sanierungen und Neubauten von Universitätsgebäuden nötig, kündigte Manfred Bayer an. Dazu gehört etwa der Neubau der Universitätsbibliothek auf dem Campus Nord.
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