Neue Konzerthalle auf Phoenix-West
Phoenixhalle: Noch viele Fragen vor dem Start
Die Berliner Band SDP wird am 16.11. die ersten Töne in der Phoenixhalle auf dem Phoenix-West-Gelände erklingen lassen. Denn, dass das Konzert stattfindet, bezweifelt niemand, auch wenn es bis dahin vermutlich noch keine richterliche Entscheidung über die Zulässigkeit der Baugenehmigung gibt. Die Frage ist eher, wie es danach weitergeht.
Die Phoenixhalle in Hörde, rund drei Wochen vor dem ersten Konzert. Die feierliche Eröffnung wird voraussichtlich im Februar stattfinden. Die Konzerte bis dahin werden zu Testläufen für die Frage, ob das Lärmschutzkonzept funktioniert oder nicht. © Dieter Menne
Der Countdown läuft. In 20 Tagen, am 16. November, soll das erste Konzert in der 112 Jahre alten Industriehalle stattfinden. Doch nach wie vor fehlt die offizielle Erlaubnis für den Betrieb einer solchen Halle.
Kann das erste Konzert wie geplant am 16. November stattfinden?
Wegen des offenen Rechtsstreits gibt es noch keine offizielle Nutzungserlaubnis für die Konzerthalle. Für das erste Konzert und auch die weiteren bis zur Entscheidung müsste der Betreiber jeweils einzeln eine Genehmigung beantragen. Betreiber Alexander Richter geht davon aus, dass diese Sondergenehmigung für den 16.11. rechtzeitig vorliegt. Die Stadt Dortmund macht auf Anfrage keine genaueren Angaben zum Verfahren einer solchen Sondergenehmigung. Ulrich Lau, Sprecher des Oberverwaltungsgerichts Münster (OVG NRW), geht davon aus, „dass die Veranstaltung im November durchgeführt wird“.
Warum gibt es überhaupt einen Streit vor Gericht?
Es gibt zwei Klagen von Anwohnern der Hochofenstraße gegen die Stadt Dortmund, die auf mangelhafter Grundlage die Baugenehmigung erteilt habe. Es geht in den Verfahren auch um die Frage, welchen Lärm die an- und abreisenden Konzertbesucher verursachen. In beiden Fällen gab das Verwaltungsgericht den Klägern Recht. Dagegen hat die Stadt Einspruch beim Oberverwaltungsgericht Münster eingelegt.
Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Klage gegen den Betreiber selbst, der die Baugenehmigung von der Stadt erhalten hatte. Der Bau der Halle lief seit knapp zwei Jahren ohne Unterbrechung.
Gab es einen Versuch, die Sache gütlich zu klären?
Ja, aber er war erfolglos. Am 12. Oktober war ein Berichterstatter des OVG NRW vor Ort. Er sprach mit den Beteiligten und machte Fotos von der Halle und dem Umfeld. Bei diesem Termin kam es nicht zu einer Einigung. So muss nun die abschließende Entscheidung des Klageverfahrens abgewartet werden.
Was passiert als Nächstes?
Das erste Konzert wird zum Testfall. Laut OVG-Sprecher Ulrich Lau wird es in der Wohnung des Klägers an der Hochofenstraße eine Lärmmessung geben. Dabei wird es weniger um Belastung durch die Lautstärke durch die Musikaus der Halle gehen – dagegen gibt es wirksame Schallschutzelemente. Sondern mehr um die an- und abreisenden Besucher, deren Lautstärke der Kläger befürchtet. Genehmigt wurde ein Konzertbetrieb bis um 24 Uhr mit bis zu 3600 Plätzen sowie eine Diskothek mit 750 Plätzen, die wochentags bis 4 Uhr und freitags bis sonntags bis 6 Uhr geöffnet haben darf. Es gibt Verladetätigkeiten nach Konzerten und anderen Veranstaltungen, die bis 2 Uhr dauern dürfen.
Wenn also die Besucher beim ersten Konzert leise abreisen, stehen die Chancen gut, dass der Rechtsstreit zugunsten der Stadt Dortmund entschieden wird?
Im Prinzip ja. Es bedeutet aber auch: Gibt es zum Start zu viel Lärm, hat der Kläger wieder bessere Karten. „Die Ergebnisse der Messung werden eine Grundlage für die Entscheidung sein“, sagt OVG-Sprecher Ulrich Lau. Geplant ist ein Shuttle-Service, der Besucher zum Bahnhof Hörde transferiert – 75 Minuten vor und 60 Minuten nach Veranstaltungen. Den Hauptverkehr erwarten Stadt und Veranstalter aus der (weitgehend unbewohnten) Richtung B54. Die Verhandlungen darüber laufen laut Richter. Er hatte in einem Gespräch mit dieser Zeitung im September die ersten Konzerte als „Learnings“ bezeichnet. Das bedeutet: Die Erfahrungen dort sollen direkt umgesetzt und gegebenenfalls verbessert werden. Eine offizielle Eröffnung ist für Februar geplant. Noch keine Details gibt es zur geplanten Diskothek. Die Akzeptanz der Phoenixhalle steht und fällt mit dem Verhalten seines Publikums. Das wird häufig jung und hoffentlich lernfähig sein. Es werden sich Abläufe einspielen müssen. Erfahrungen an anderen Konzertstandorten in der Region zeigen, dass diese Gewöhnung mit gegenseitiger Rücksichtnahme möglich ist.
Was sagt die Klägerseite zum aktuellen Stand des Verfahrens?
Esthersine Böhmer, Rechtsanwältin aus Bochum, vertritt beide Hörder Kläger. In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung legt sie noch einmal ihre Ziele ausführlich dar.
Zentrale Aussagen:
„Die Kläger wenden sich nicht gegen die Umbaumaßnahmen selbst, sondern gegen die neue Nutzung.„Über die Beschwerde der Stadt Dortmund ist noch nicht entschieden. Wann über die Klagen entschieden wird, ist ebenfalls noch offen. Nach derzeitiger Rechtslage darf also die Nutzung zumindest nicht in dem Umfang geschehen, wie sie in der angefochtene Baugenehmigung genehmigt wurde.“Zu einer möglichen Lösung aus Sicht der Kläger schreibt Böhmer:
„Es müsste sichergestellt werden, dass der Fußgänger- und Kfz-Verkehr der Veranstaltungen in der Nachtzeit nicht über die Hochofenstraße läuft. Dazu könnte eine der bereits 2009 von der Stadt erwogenen Lösungen zur neuen Erschließung des Geländes Phoenix-West umgesetzt werden. Bereits damals wurde von der Stadt eine Entlastung der Hochofenstraße als notwendig erkannt. Zum Beispiel könnte die neue Erschließung über die so genannte Südspange entlang der Eisenbahnlinie endlich gebaut werden. Sämtlicher Verkehr Richtung Osten könnte dann über diese Erschließung geführt werden.“„Bis dahin müssten Veranstaltungen so zeitig enden, dass eine Störung der Nachtruhe der Anwohner an der Hochofenstraße ausgeschlossen ist.“Die Kritik der Anwältin: „Bisher ist weder die geplante Südspange gebaut, noch eine der beiden anderen Varianten zur Erschließung von Phoenix-West umgesetzt. Dennoch wurden und werden weiter Baugenehmigungen für Phoenix West erteilt.“
Letzter Stand in der Bezirksvertretung Hörde: Die Südspange befindet sich weiter in der Warteschlange, weil sie mit übergeordneten Planungen für den Verkehr im Hörder Zentrum zusammenhängt.
Welche Termine stehen bisher für die Phoenixhalle fest?
Die Liste ist lang, was dafür spricht, dass keiner der Planer an der rechtzeitigen Eröffnung der Halle zweifelt. Nach der ausverkauften Eröffnung mit der Band SDP stehen noch diese Termine an: Mando Diao und Razz (21.11.), Kontra K (27.11.), Fritz Kalkbrenner (15.12,), Milky Chance (21.2.), Feine Sahne Fischfilet (3.3. 2018), Marteria (11.3.), Wanda (21.3.) . „Wir freuen uns auf die bestätigten Shows in einem wunderschönen neuen Venue“, schrieb das FZW am 19. Oktober in einem Facebook-Post. Die Booking-Spezialisten aus der Konzerthalle an der Ritterstraße werden einen bedeutenden Teil des Programms in der Phoenixhalle organisieren.