Die Fakten liegen schon länger auf dem Tisch: Die Zahl der Gemeindemitglieder sinkt; die Entfremdung der Gesellschaft von der Kirche wächst. Vor allem in der Katholischen Kirche irritieren wohl der Missbrauchsskandal, die Sexualmoral sowie das Geschlechterverständnis und treiben so Austrittszahlen in die Höhe.
Dennoch wird das, was unweigerlich folgt, auch viele traurig machen: Die Gemeinden müssen 30 Prozent der kirchlichen Immobilien und damit Anlaufpunkte für ihre Mitglieder aufgeben. Derzeit brütet auch die Pfarrei St. Clara im Dortmunder Süden über ihrem Immobilienkonzept.
Zahlreiche Kirchenaustritte
Das Erzbistum Paderborn, zu dem Dortmund gehört, zählt nach den jüngsten verfügbaren Zahlen (Stand 31. Dezember 2023) 1.326.789 Mitglieder der Katholischen Kirche. Das sind knapp 39.000 Katholikinnen und Katholiken weniger als noch Ende 2022.
Natürlich befördert der demografische Wandel diesen Trend, aber vor allem auch diese Zahlen sind Beschleuniger der Entwicklung: 21.667 Katholiken haben 2023 im Erzbistum die Kirche verlassen. Das sind zwar etwas weniger als im Jahr zuvor (26.911), aber die Zahl von 2023 ist die zweithöchste überhaupt in der Austrittsstatistik. Die Zukunft verspricht wenig Besserung: Wurden im Jahr 2023 lediglich 7.590 Menschen durch die Spendung des Taufsakraments in die Katholische Kirche aufgenommen, waren es im Vorjahr noch 9.189 Getaufte.
Weniger Mitglieder bedeutet: weniger Einnahmen aus der Kirchensteuer. Doch Unterhalt und Bau von Gebäuden sind teuer – und irgendwann unter diesen Bedingungen nicht mehr finanzierbar. 2023 besuchten gerade einmal 4,9 Prozent der Gläubigen im Erzbistum Paderborn die Gottesdienste. Der Anzug ist überall zu groß geworden: Wer soll all die Räume nutzen, selbst wenn es sie weiter gäbe?
In der Hombrucher St. Clemens-Gemeinde beispielsweise waren Pläne für den Neubau eines Gemeindehauses vor einigen Jahren letztlich nicht umgesetzt worden. Heute sind viele im benachbarten Pastoralen Raum (mit den Gemeinden St. Clemens, St. Patrokli, St. Norbert, Heilige Familie, St. Franziskus Xaverius und Maria Königin) erleichtert darüber, weil das geplante Gemeindehaus schon heute wieder viel zu groß wäre.
Die Pastorale Raum in Hombruch ist der großen Pfarrei St. Clara zeitlich etwas voraus: Die erste öffentliche Informationsveranstaltung zum Immobilienkonzept hatte bereits im November 2024 in Brünninghausen stattgefunden. 70 Menschen kamen. In St. Clara ist eine solche Veranstaltung nun für März 2025 geplant.

Immobilienstrategie gestartet
Bereits seit Juli 2022 läuft im Erzbistum Paderborn die sogenannte „Immobilienstrategie“. Deren Ziel: insgesamt 30 Prozent der kirchlichen Gebäude abzustoßen. Es geht dabei um Kirchen und Gemeindehäuser. Die Gemeinden sind aufgefordert, Vorschläge zur Umsetzung zu unterbreiten. Das wird für viele Menschen nicht ohne Abschiedsschmerz gehen. Kirchengebäude sind für viele ein Stück Heimat – auch wenn sie selten bis nie im Gottesdienst sind. Die Kirchen selbst sind Landmarken im Stadtteil.
In der Pfarrei St. Clara (früher Pastoralverbund „Am Phoenixsee“) geht es um insgesamt sieben Kirchen in den ehemals selbstständigen Gemeinden und um sieben Gemeinderäume oder -häuser quer durch den Dortmunder Süden. Hinzu kommen Pfarrbüros, von denen aber ohnehin schon jetzt nur noch zwei Öffnungszeiten anbieten: St. Joseph in Berghofen und Heilig Geist in Wellinghofen. Über wie viele Quadratmeter hier insgesamt überhaupt geredet wird, rechnet man im Erzbistum Paderborn derzeit aus. Denn: Allein die Quadratmeterzahl ist die Grundlage für das erforderliche Einsparpotential von 30 Prozent.

Pfarrgemeinderat und Vermögensverwaltungsrat aus der Pfarrei St. Clara haben inzwischen beschlossen, für die Pfarrei Vorschläge für ein solches Konzept zu entwickeln. Dafür wurde – so ist es vorgesehen – zur Unterstützung der Gremien eine Immobilienberatung des Erzbischöflichen Generalvikariats Paderborn beantragt.
Betroffen in der Pfarrei St. Clara sind Gemeinden in Berghofen, Hörde, Höchsten Benninghofen und Wellinghofen: St. Clara in Hörde, St. Georg am Steinkühlerweg in Hörde, St. Joseph in Berghofen, St. Kaiser Heinrich auf dem Höchsten, St. Benno in Benninghofen, Heilig Geist in Wellinghofen und Herz Jesu in Hörde, Am Richterbusch.

Wie es weiter geht
Im Dezember 2024 hat ein erstes Treffen zwischen den Beteiligten stattgefunden, bei dem der Vermögensverwaltungsrat, der Pfarrgemeinderat und das Pastoralteam über das weitere Vorgehen informiert wurden.
Der Handlungsdruck ist groß – im gesamten Erzbistum gilt: Wer keine qualifizierten Vorschläge für einen Verzicht auf 30 Prozent des Bestandes macht, wird künftig keine Zuschüsse des Erzbistums für Baumaßnahmen mehr bekommen.

Ergebnis Ende 2025
Wie drängend das Problem weiter wird, zeigt die Entwicklung der Mitgliederzahlen in den letzten Jahren: Rund 15.000 Mitglieder hatte die Pfarrei St. Clara in ihren sieben Gemeinden noch Ende 2020. Am 31. Dezember 2020 verteilten sich die Mitglieder nach Angaben von Sven Rohdewald, Verwaltungsleiter in der Pfarrei St. Clara, wie folgt: St. Clara (einschließlich St. Georg): 3.608, Herz Jesu: 1.821, St. Kaiser Heinrich: 2.142, Heilig Geist: 3.133, St. Benno: 2.049, St. Joseph: 2.346. Seit 2020 wird zwar nicht mehr nach den Gemeinden differenziert. Fest steht aber: Stand 31. Dezember 2023 sind es insgesamt nur noch 13.609 Gemeindemitglieder.
Wie also geht es jetzt weiter? Verwaltungsleiter Sven Rohdewald beschreibt den geplanten zeitlichen Ablauf so: Bereits am 16. Januar werde es ein Treffen der etwa achtköpfigen Projektgruppe geben, die den Prozess begleitet.
Eine erste Infoveranstaltung für die Gemeinde ist am 11. März geplant. Ort und Zeit stehen noch nicht fest; Stand jetzt wird es voraussichtlich am 13. Juni eine zweite Veranstaltung geben. Sven Rohdewald: „Ziel ist, dass wir am 11. Dezember ein finales Bild präsentieren können.“