Pfarrei St. Clara muss Immobilien aufgeben – „Anzug ist zu groß“ Großer Andrang bei Info-Abend

Großer Andrang bei Info-Abend zum Immobilienkonzept von St. Clara
Lesezeit

Bereits seit Juli 2022 läuft im Erzbistum Paderborn die sogenannte „Immobilienstrategie“. Deren Ziel: Alles auf den Prüfstand stellen, denn die Flächen der Gemeinden sollen um bis zu 30 Prozent reduziert werden.

In der Pfarrei St. Clara (früher Pastoralverbund „Am Phoenix-See“) geht es quer durch den Dortmunder Süden um Kirchen, Gemeindehäuser und Pfarrbüros. Nicht betroffen in St. Clara sind Pfarrhäuser, Kitas und Friedhofskapellen.

Abschiedsschmerz

In dieser Woche hatte die Pfarrei zu einer ersten Informationsveranstaltung in die St. Joseph-Kirche nach Berghofen eingeladen – und es war voll. Eine Viertelstunde vor Veranstaltungsbeginn reihte sich draußen Auto an Auto auf der Suche nach einem Parkplatz. Kämen immer so viele Menschen in die Gotteshäuser, hätte diese Veranstaltung wohl so nicht stattfinden müssen, denn dann gäbe es den großen Handlungsdruck in puncto Sparen nicht.

Was dahinter steckt: Eine sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern bringt weniger Kirchensteuer und damit weniger Geld für die vielen Immobilien ein, die oft kaum noch genutzt werden. Schon jetzt liegt der Anteil der Immobilienkosten im Durchschnitt bei 66 Prozent des Haushaltsbudgets aus den Schlüsselzuweisungen.

Die Immobilien passten weder pastoral noch ökonomisch, so die klare Ansage am Dienstagabend, der Anzug sei einfach zu groß. Die Abstoßung einiger Gebäude wird für die Gemeindemitglieder allerdings nicht ohne Abschiedsschmerz vonstattengehen. Kirchengebäude sind für viele ein Stück Heimat.

Projektgruppe gegründet

In St. Clara gibt es inzwischen eine Projektgruppe mit Mitgliedern aus den einzelnen Gemeinden. Dazu gehören: Pfarrer Matthias Boensmann, Elisabeth Breithaupt, Thomas Goll, Heike Jürgens, Michael Kramps, Sven Laube, Sven Rodewald, Markus A. Stock, Angelika Urban, Sylvia Wawrzinek und Claus Rehberg. Ein Expertenteam des Erzbistums Paderborn berät die Gruppe.

Das gemeinsame Ziel: bis Ende des Jahres 2025 ein fertiges Konzept vorlegen zu können. Am besten noch im November vor den nächsten Pfarrgemeinderatswahlen, damit die jetzigen Mitglieder die Arbeit noch abschließen können und die neuen Mitglieder dann damit beginnen können, das Konzept umzusetzen. „Das ist zeitlich sportlich“, sagte Ludger Büngener, einer der „Prozessberater“ aus Paderborn, am Dienstagabend.

Nächster zeitlicher Fixpunkt: der 13. Juni. Dann wird es eine zweite Informationsveranstaltung geben, in der es ans Eingemachte geht. Bis dahin gelte es herauszufinden: „Was können wir uns baulich vorstellen, was lässt sich wirtschaftlich darstellen und was können wir uns leisten?“, so Büngener.

Er betonte, dass das Beraterteam aus Paderborn keine Entscheidung treffe, „wir sind nur das Controlling mittendrin im Prozess, damit Sie am Ende etwas vorlegen können, was genehmigungsfähig ist“. Die Entscheidung aber liege beim Pfarrgemeinderat, beim Kirchenvorstand beziehungsweise Vermögensverwaltungsrat. Einstellen müsse man sich darauf, dass es nicht mehr „alles überall“ geben könne. Es gelte, „pastorale Schwerpunkte zu bilden“. Solche inhaltlichen Schwerpunkte gibt es schon jetzt in der Pfarrei, etwa mit der Familienkirche in St. Benno.

Bestandsaufnahme

In den letzten Monaten haben sich Beraterteam und Projektgruppe ein Bild gemacht. Alle Immobilien – bis auf St. Georg – seien in einem insgesamt guten Zustand. Die Sorge einer Besucherin, der Projektgruppe aus Gemeindemitgliedern fehle das nötige Fachwissen, beruhigten die Verantwortlichen: Man habe natürlich im Vorfeld Daten, zum Beispiel über Energieeffizienz oder möglichen Denkmalschutz, erhoben.

Bis Juni müssen Projektgruppe und Beraterteam nun also nach den besten Optionen suchen: Verkauf, Vermietung, Kooperationen, Rückanmietung oder Mehrfachnutzung? Beim Stichwort „Kooperation“ wurde am Dienstagabend ausdrücklich eine Zusammenarbeit mit den evangelischen Gemeinden im Stadtteil thematisiert. Die waren auch eingeladen, beispielsweise die evangelische Gemeinde Wellinghofen war bei der Veranstaltung vertreten.

Pfarrer Matthias Boensmann betonte, man habe Kontakt mit den Gemeinden aufgenommen, man sei „natürlich im Gespräch“. Schon deshalb, weil „es nicht passieren darf, dass sich in einem Stadtteil evangelische und katholische Christen gleichzeitig zurückziehen“, zitierte Ludger Büngener den Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz.

Mitmachen erwünscht

Die vielen Besucherinnen und Besucher in der Kirche wurden von den Verantwortlichen ausdrücklich ermuntert, sich zu beteiligen, mitzumachen und mitzureden. Man wolle einen „offenen, transparenten und partizipativen Prozess“, so Ludger Büngener.

Für alle, die Ideen und Anregungen loswerden möchten, gibt es zwei Ansprechpartner: Sven Rodewald, Tel. (0231) 97 10 90 30 oder E-Mail an sven.rodewald@gemeindeverband-ruhr.de, und Barbara zum Hebel, Team Immobilienberatung, Tel. (05251) 125 15 82 oder E-Mail an barbara.zumhebel@erzbistum-paderborn.de

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals am 13. März 2025.