So manchem Restaurant fremder Landesküche kann man vorwerfen, eingedeutscht zu sein, damit es mehr Kunden schmeckt – dem Habesha in der Dortmunder Nordstadt nicht. Es liegt an der Münsterstraße, hebt sich außen nicht von all den anderen Läden hier ab, ist aber Dortmunds einziges Restaurant mit äthiopischer und eritreischer Küche. Bei unserem Besuch wird schnell klar: Das Essen hier muss man in erster Linie als Erlebnis betrachten.
Auswahl und Preis
Es gibt drei verschiedene Vorspeisen, alle sind vegetarisch. Als Hauptspeise stehen insgesamt sieben vegetarische und zehn nichtvegetarisch Gerichte auf der Karte. Jedes davon wird mit Injera serviert, einem in der Landesküche verbreitetem Sauerteig-Fladenbrot, das nicht nur Beilage, sondern auch Besteckersatz ist.
Zu den vegetarischen Gerichten gehören unter anderem Gerichte mit Spinat, Grünkohl, Kichererbsen oder Linsen. Die Fleischgerichte sind mit Hähnchen, Rind oder Hammelfleisch. Getränke gibt es in der Flasche aus dem Selbstbedienungskühlschrank, neben klassischen Softdrinks auch exotische Säfte.
Desserts stehen nicht auf der Karte, dafür als Frühstück ausgewiesene Gerichte – was irritiert, weil der Laden erst mittags öffnet. Darunter sind vor allem verschiedene Varianten von Fladenbrot mit Joghurt. Die Vorspeisen kosten etwa vier Euro, Hauptspeisen zwischen 11 und 21 Euro. Frühstücksgerichte zwischen sechs und zehn Euro.
Vorspeise im Test

Wir bestellen mit Linsen gefüllte Teigtaschen. Sie erinnern sehr an Frühlingsrollen, schmecken durch die Linsenfüllung aber nach weniger, zumal sie ohne Soße serviert werden. So ganz überzeugt sind wir noch nicht.
Hauptspeise im Test
Wir entscheiden uns für in eritreischer Butter gebratenes Rindfleisch sowie eine Gemüsegerichte-Mischung, von der man uns erklärt, sie sei unter anderem mit Grünkohl und Spinat. Nach einiger Zeit werden unsere Gerichte gebracht, in zwei sehr großen, kegelförmigen Weidekörben – das wirkt echt exotisch.

Doch als die Serviererin den Deckel hebt, die Enttäuschung: Statt des erwarteten Rindfleischs ist darunter eine gemischte Platte mit einer Hähnchenkeule, Ei und verschiedenem Gemüse. Und auf dem Gemüsegerichte-Mix sind weder Grünkohl noch Spinat, dafür verschiedene Linsen, Okrabohnen und grüner Salat.
Und zu beidem reichlich Injera. Das erinnert von Konsistenz und Aussehen sehr an einen kalten Pfannkuchen, schmeckt allerdings saurer. Dass man zwangsmäßig zu allem essen muss, weil es das Besteck ersetzt, ist gewöhnungsbedürftig, gerne würde man die Teile des Gerichts auch einzeln probieren. Uns ungeübte Gäste fällt es gerade bei Spinat oder Okrabohnen auch schwer, mit diesem Pfannkuchen statt Bestecks zu essen – hat Erlebnischarakter.

Die einzelnen Teile der Gerichte schmecken, allerdings nicht allzu außergewöhnlich. Und Achtung: Manches ist wahnsinnig scharf, auch wenn man gar nicht damit rechnet.
Service
Unsere Bestellung wird schnell aufgenommen, die Gerichte kommen auch in einer normalen Zeit. Dass sie nicht wie bestellt sind, ist schade – liegt wohl an den Sprachbarrieren. Als wir bezahlen wollen, dauert es sehr lange, bis jemand auf uns aufmerksam wird, auch nach vorsichtigen Versuchen, die Serviererin anzusprechen. Schade ist dann auch, dass man ausschließlich bar zahlen kann. In die Kasse eingegeben wird die Bestellung auch erst, als wir nach dem Zahlen noch um einen Bon bitten.
Atmosphäre
Der Tresen im Habesha ist sehr stilvoll gestaltet, außerdem hängen an den Wänden einige typisch afrikanische Bilder. Die anderen Ecken des Habeshas sehen allerdings wenig spektakulär aus, eher wie in einer normalen Dönerbude. Sehr positiv zur Atmosphäre tragen die geflochtenen Körbe bei, in denen das Essen serviert wird.

Barrierefreiheit
Das Habesha ist nicht barrierefrei. Die Tür ist direkt hinter einer Treppenstufe und auch im Laden selbst ist wenig Platz. Wer nicht ins Habesha kommen kann, kann dort auch bestellen – allerdings bleiben dann wohl die Körbe weg, und die sind fast das Coolste an diesem außergewöhnlichen Restauranterlebnis.
Kinderfreundlichkeit
Bei unserem Besuch waren keine Kinder vor Ort. Das Restaurant wirkt aber – ganz wertungsfrei – ähnlich kinderfreundlich wie eine Dönerbude.
Erreichbarkeit
In der Nähe des Restaurants an der Münsterstraße gibt es mehrere Parkplätze, die gut zu erreichen sind. Außerdem fahren U-Bahnen im Zweiminutentakt von der angrenzenden Leopoldstraße in verschiedenste Richtungen der Stadt, unter anderem auch zum nahegelegenen Hauptbahnhof.
Netzstimmen
Bei Google hat das Habesha 4,6 von 5 Sternen bei knapp neunzig Bewertungen. Vor allem der Geschmack kommt hervorragend an. Viele freuen sich auch über das außergewöhnliche Erlebnis.
- Adresse: Münsterstraße 86, 44145 Dortmund
- Öffnungszeiten: Montag – Freitag 11.30 – 22.30 Uhr; Samstag 11 – 23.30 Uhr; Sonntag 14 – 22.30 Uhr
- Web: eriteischeundaethiopischerestaurant.eatbu.com
- Telefon: 0172 9513478
- Reservierung telefonisch
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