
© Felix Guth
Partyvolk und Anwohner am Sonnenplatz: Packt das Problem bei der Wurzel!
Meinung
Wer in der Nähe von Party-Hotspots wie dem Westpark lebt, ist besonders belastet. Doch die Party wird nicht einfach enden. Nichtstun ist deshalb keine Lösung, meint unser Autor.
Nach Wochen emotionaler Diskussionen über den Westpark und sein Umfeld ist es zuletzt ruhiger geworden. Die Probleme mit Straftaten, Lärm und fehlender Rücksichtnahme auf Anwohnerinnen und Anwohner sind deshalb aber nicht weg.
Das zeigt sich in Gesprächen mit Menschen, die am Sonnenplatz leben.
Diese Menschen berichten, wie sie schon morgens beim Gang zum Bäcker auf eine offene Alkohol- und Drogenszene treffen. Sie erleben, wie die Grünfläche unter ihrem Balkon zur öffentlichen Toilette und wie die Supermarkt-Rampe zum Drogen-Depot wird.
Sie empfinden das Leben in einem Viertel, das sie für seine Offenheit und Lebendigkeit eigentlich schätzen, als zunehmend unerträglich.
Haben diese Menschen etwa kein Recht auf ein Leben ohne permanente Belästigungen jedweder Art? Würde nicht jeder irgendwann die Geduld verlieren, selbst wenn er offen für eine lebendige Freiluft-Kultur in Dortmund ist?
Wie wollen wir künftig in dieser Stadt zusammenleben?
Ich meine: Es geht darum, wie wir künftig in Städten zusammenleben. Auf der einen Seite steht das berechtige Bedürfnis von Menschen nach einem geschützten Wohnumfeld. Auf der anderen Seite steht der nur schwierig zu kanalisierende Drang von vor allem jüngeren Menschen nach Gemeinschaft und Feierkultur unter freiem Himmel.
Das muss ins Gleichgewicht gebracht werden.
Das Dortmunder Kreuzviertel hat diese Diskussion nicht exklusiv. In Berlin oder München wird diese Diskussion nach der „Corona-Ruhe“ intensiver denn je geführt.
Anwohner fragen: Warum wird nicht mehr unternommen?
Am Westpark – so der Eindruck vieler Anwohner – hat sich das Gleichgewicht zu ihren Ungunsten verschoben. In der Tat: Die Liste der Dinge, die tatsächlich gegen die genannten Probleme unternommen worden sind, ist relativ kurz.
Mehr Polizeipräsenz. Ein privater Sicherheitsdienst, der bei allem Respekt vor dessen Arbeit nicht als Ordnungsinstanz wahrgenommen wird. Einige bauliche Veränderungen. Das ist zu wenig.
Alle müssen die Sache gemeinsam angehen
Polizei, Stadt, aber auch Partyveranstalter und Organisationen aus der Sozialarbeit müssen gemeinsam viel grundsätzlicher überlegen, was sie dazu beitragen können, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Straftaten müssen unterbunden werden. Aber es muss vor allem ein Weg zu einer Feierkultur gefunden werden, in der den Menschen klar ist, dass sie bei einem Treffen auf der Möllerbrücke mehr Rücksicht nehmen müssen als auf dem freien Feld.
Zugleich muss Anwohnern klar sein: Das Kreuzviertel hat seinen Charakter bereits verändert. Maximalforderungen wie Videoüberwachung oder eine mobile Polizeiwache würden die Probleme nicht lösen, sondern den Teil der Feiernden kriminalisieren, der sich rücksichtsvoll verhält.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
