Ewige Lütgenau-Baustelle, Leerstände, C&A bald weg Verkommt der Ostenhellweg? Hier sehen Experten Chancen

Was wird aus dem Ostenhellweg? Wo Experten Chancen sehen
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Ostenhellweg kämpft mit Leerständen und Baustellen, aber mit Coolblueeröffnet dort bald ein großer Elektronik-Markt eine Filiale.
  • Die Umbauarbeiten am Ex-Lütgenau-Gebäude dauern bereits lange an, Anfang Mai soll aber der Innenausbau starten.
  • Die Wirtschaftsförderin der Stadt Dortmund sieht trotz mancher Probleme viel Potenzial im Ostenhellweg und lehnt Vergleiche etwa mit der Brückstraße ab.
  • Unzufrieden ist die Wirtschaftsförderin aber beispielsweise damit, dass ein durch eine Schaufensterbeklebung angekündigtes japanisches Restaurant wohl doch nicht kommt.
  • Das im März gestartete Citymanagement kann dabei helfen, dass der Ostenhellweg ein eigenes Profil entwickelt.

Die große, senkrecht angeordnete Leuchtreklame von „Spielwaren Lütgenau“ hängt noch, die Baustelle für den Umbau der ehemaligen Verkaufsräume des Dortmunder Traditionsgeschäftes ragt seit Jahren in den Ostenhellweg und durch das Gerüst blickt man in das schwarze Innere.

Das C&A-Kaufhaus ist seit Jahrzehnten eine Institution am Ostenhellweg in Dortmund. Doch die Tage sind gezählt. Das Textilunternehmen zieht zum Westenhellweg um.
Das C&A-Kaufhaus ist seit Jahrzehnten eine Institution am Ostenhellweg. Doch die Tage sind gezählt. Das Textilunternehmen zieht zum Westenhellweg um. © Peter Wulle

Warum geht augenscheinlich einfach nichts voran auf der Dauerbaustelle des Ex-Lütgenau-Hauses, in dem schon vor mindestens einem Jahr eigentlich der Textildiscounter Kik hätte öffnen sollen?

„Für uns geht es voran“, sagt eine Sprecherin der Eigentümerfamilie auf Anfrage unserer Redaktion. Sie weiß, dass sie jetzt nur dasselbe sagen kann wie vor einem Jahr: „Aber es ist wirklich so, dass die Betonsanierung nun zu 95 Prozent fertig ist und bald abgeschlossen wird. Anfang Mai möchten wir mit dem Innenausbau beginnen.“

Man hört raus, wie viel Geduld die Eigentümer schon seit dem Lütgenau-Aus im Jahr 2021 aufbringen müssen, um ihre Immobilie für eine neue Zukunft fit zu machen. Geduld, die auch Heike Marzen, die Wirtschaftsförderin der Stadt Dortmund, aufbringt. „Leider dauert der Umbau sehr lange. Und wie es durch die Baustelle dort auf dem Ostenhellweg aussieht, ist auch mir ein Dorn im Auge. Aber, wir können nur dafür sorgen, dass die Baustelle sicher ist - und das ist sie auch.“

Kein japanisches Restaurant

Für Heike Marzen hätte es der Ostenhellweg verdient, dass sozusagen etwas freundlicher mit ihm umgegangen und eine Dauerbaustelle ansehnlicher gestaltet wird. Heike Marzen und auch die Eigentümer gehen nach wie vor davon aus, dass Kik Nachfolger von Lütgenau wird. „Das Unternehmen könnte sich doch dort an seinem künftigen Standort schon darstellen und vergibt eine gute Chance, die geplante Neueröffnung anzukündigen“, so die Wirtschaftsförderin.

Im März schloss hier am Ostenhellweg 35 in Dortmund das Möbelgeschäft Maisons du Monde. Jetzt stehen große Container für den Haus und die Vorbereitungen für den Einzug des Elektrohändlers Coolblue haben begonnen.
Im März schloss hier am Ostenhellweg 35 das Möbelgeschäft Maisons du Monde. Jetzt stehen große Container für den Haus und die Vorbereitungen für den Einzug des Elektrohändlers Coolblue haben begonnen. © Peter Wulle

Dass schräg gegenüber sich nun auch schon seit Jahren durch eine Schaufensterbeklebung das japanische Restaurant Iiyo ankündigt, das aber voraussichtlich wohl nie öffnen wird, ist für sie ebenfalls ärgerlich. „Mit dem neuen Citymanager besprechen wir das und hoffen, dass der Eigentümer der Immobilie eine andere Beklebung macht“, sagt Heike Marzen. Iiyo hat sein Restaurant am Stammsitz in Meerbusch bei Düsseldorf zu Beginn dieses Jahres geschlossen.

Wirtschaftsförderin Heike Marzen sieht die Probleme des Ostenhellwegs in Dortmund und versteht die Kritik an der Einkaufszone. Gleichwohl sieht sie aber eine gute Perspektive - und nennt dafür Beispiele.
Wirtschaftsförderin Heike Marzen sieht die Probleme des Ostenhellwegs und versteht die Kritik an der Einkaufszone. Gleichwohl sieht sie aber eine gute Perspektive - und nennt dafür Beispiele. © (A) Stephan Schütze

Heike Marzen glaubt an den Ostenhellweg. Trotz langwieriger Leerstände, mehr werdender Imbiss-Läden wie Ünlu oder Al Afandi, Handyläden wie Handypool und sich aneinander reihender Discounter wie Zeemann, Tedi, Euroshop und einem Süßwaren-Outlet weist sie jeden Vergleich mit der Brückstraße zurück. „Die Unkenrufe zum Ostenhellweg kenne ich“, sagt sie, „so, wie es derzeit dort aussieht, kann ich sie auch verstehen. Aber es tut sich was, es wird nicht so bleiben. Der Ostenhellweg ist nicht tot, er verändert sich.“

TK Maxx weiter am Ostenhellweg

Die Wirtschaftsförderin blickt in die Nachbarschaft und sagt: „Die Passantenfrequenz auf dem Ostenhellweg ist höher als zum Beispiel in der Bochumer Fußgängerzone Bongardstraße. Er funktioniert als Handelszone. Das zeigt zum Beispiel die Kaufhaus-Kette TK Maxx, die ja auch in der Thier-Galerie ein Geschäft hat, aber trotzdem auch am Ostenhellweg bleibt.“

Durch die Nachricht, dass der Elektronikhändler Coolblue Nachfolger von Maisons du Monde am Ostenhellweg 35 wird, wird Heike Marzen bestätigt. Sie hatte schon vor Tagen im Gespräch mit unserer Redaktion Optimismus ausgestrahlt und gesagt, dass es „einen guten Nachmieter“ geben werde. Am Dienstag (16.4.) verkündete Coolblue, dass man Ende Oktober seine erste Filiale in Dortmund eröffnen wolle. Auf zwei Etagen soll alles rund um Fernseher, Smartphones, Laptops, Gaming und Audio angeboten und verkauft werden. Das Ganze in angenehmer Coolblue-Atmosphäre, wie es heißt. Die Kunden sollen bei ihrem Einkauf auch kostenlos Kaffee oder Tee trinken können. Auch eine Kinderspielecke soll es geben.

Die Stadt Dortmund möchte selbst dafür sorgen, dass es in diesem Stil am Ostenhellweg weitergeht. Dafür hat man Ende 2023 das seit 2000 leerstehende ehemalige Film Casino gekauft. Die Immobilie aus den 50er-Jahren soll nun neu genutzt werden. Interesse hat bereits „Dortmund Musik“, die ehemalige Musikschule Dortmund, bekundet. Marzen sieht in der Entwicklung des Gebäudes ein „Schlüsselelement für die Quartiersentwicklung“ und sagt: „Eine kulturelle Nutzung wäre schön, um auch außerhalb der Geschäftszeiten Leben in diesem Bereich zu haben. Zudem soll eine Verbindung vom Ostenhellweg zum Rosental geschaffen werden.“

„Die TU wird nicht kommen“

Auch der Umbau, die Vitalisierung des einstigen Kino-Komplexes wird Bauzäune und Gerüste brauchen. Man wird Heike Marzen und die Stadt Dortmund dann beim Wort nehmen und schauen müssen, ob sie am Übergang vom Westen- zum Ostenhellweg eine Baustelle so gestalten, dass sie Passanten nicht abschreckt.

Zumal ja auch dem C&A-Gebäude im nächsten Jahr noch eine Umgestaltung bevorsteht. Wenn das große Textil-Unternehmen dort auszieht und in die Räume der Ex-Mayerschen wechselt, soll es in dem riesigen Kaufhaus eine Mischnutzung aus Gastronomie, Wohnen und Dienstleistungen geben. Die ursprüngliche Idee, Teile der Technischen Universität dort anzusiedeln, haben sich allerdings zerschlagen. „Die TU wird nicht kommen. Aber das Konzept für die C&A-Immobilie ist dennoch gut“, sagt Heike Marzen.

Der neue Citymanager Tilmann Insinger hat für die City in Dortmund bereits das Förderprogramm „Verfügungsfonds Anmietungen“ angezapft. Das soll auch bei der Verwandlung des Ostenhellwegs helfen.
Der neue Citymanager Tilmann Insinger hat für die City bereits das Förderprogramm „Verfügungsfonds Anmietungen“ angezapft. Das soll auch bei der Verwandlung des Ostenhellwegs helfen. © Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Wenn es bei C&A losgeht, hat die Neunutzung im Ex-Lütgenau-Haus vielleicht endlich geklappt. „Im rechten Gebäudeteil mussten wir den Beton aufwendig sanieren. In Kürze ist das nun vorbei und unser Plan ist, dann in drei Monaten mit dem Innenausbau fertig zu sein. Für Anfang Herbst ist die Übergabe an Kik geplant“, sagt die Sprecherin der Eigentümerfamilie im Gespräch mit unserer Redaktion Mitte April.

10 Jahre des Übergangs

Ähnliches hat sie schon vor einem Jahr gehofft und gesagt. Und vielleicht steht die zähe Verwandlung des Ex-Lütgenau-Hauses auch sinnbildlich für den zähen und Geduld erfordernden Wandel des gesamten Ostenhellwegs. Der Stadtforscher Frank Osterhage vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung am Brüderweg sagt: „Der Ostenhellweg ist eine wichtige Verbindung zwischen dem Westenhellweg und dem Kaiserviertel. Darin liegt viel Potenzial. Er wird aber künftig vermutlich keine Einkaufszone mehr sein, in der sich Geschäft an Geschäft reiht, sondern ein Ort zum Leben sein.“

Und Martin Kremming, Mitautor der Deutschlandstudie Innenstadt 2022, sprach vor wenigen Wochen gegenüber unserer Redaktion von 10 Jahren des Übergangs. In dieser Zeit müsse der Ostenhellweg ein eigenes Profil entwickeln.

Dabei helfen kann das im März gestartete Citymanagement. Dieses hat bereits für die City - und damit auch für den Ostenhellweg - den „Verfügungsfonds Anmietungen“ des Landes NRW angezapft. „Der Anmietungs-Fonds ist ein echter Türöffner“, sagt der Citymanager Tilmann Insinger, „wir gehen damit aktiv auf Eigentümer und Eigentümerinnen leerer Geschäftsräume zu und schaffen dann die perfekte Verbindung mit einer starken Nutzungsidee. Die Förderung gibt innovativen Geschäften und anderen Angeboten die Chance, sich zu etablieren.“ Der Ostenhellweg könnte davon sehr profitieren.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 17. April 2024.