Gerüst- und Orgelbauer und Pfarrer in der Kirche: Hier ist unübersehbar, dass es mit einer neuen Orgel für die Gemeinde nach Jahren allmählich voran geht. © Britta Linnhoff
Spenden gesucht
Orgel aus Duisburg spielt bald in Dortmund - „Wie ein Wunder“
Wie kommt man an eine bezahlbare Orgel für ein Gotteshaus? Pfarrer Christian Conrad aus Hombruch sagt: durch Detektivarbeit. Seine dauerte fünf Jahre. Jetzt hat er gefunden, was er suchte.
Fünf Jahre ist es her, da wurde die St.-Clemens-Kirche an der Deutsch-Luxemburger Straße saniert. Auch jene Wand, vor der die Orgel seinerzeit stand. „Eine typische Nachkriegsorgel“, sagt Pfarrer Christian Conrad. Also keine von der ganz besonderen Sorte.
150.000 Euro hätte es gekostet, die Orgel zu restaurieren - und zwar ohne Garantie, dass das Instrument danach auch auf Dauer erklingt. Das erschien den Verantwortlichen wenig sinnvoll. Aber man konnte die Orgel noch verkaufen. Das Instrument wird seitdem in Polen gespielt. Die Idee in Zeiten von Kirchenschließungen: ein gebrauchtes Instrument kaufen.
Bei der Suche gab es gleich mehrere Probleme
Aber seit jenem Tag steht oben auf der Empore keine Orgel mehr, sondern lediglich ein Orgelpositiv - also eine kleine Orgel - mitten im Kirchenraum. Musikalisch wie optisch nicht das, was man sich für so einen Kirchenraum vorstellt. Eine neue Orgel zu finden, stellte sich als eine riesige Herausforderung heraus. Es schien „quasi unmöglich“ sagt Conrad. Es gab gleich drei Probleme:
Mitten in der Kirche stehet derzeit dieses Orgelpositiv, das die große Orgel auf der Empore ersetzt. © Britta Linnhoff
Die Clemens-Kirche ist eine ziemlich große Kirche. Man braucht also auch eine ziemlich große Orgel. Und große Kirchen werden bisher nur wenige von der Kirche im Land aufgegeben. Das aber wäre die Chance für St. Clemens.
Das zweite Problem: Man braucht ein Orgelbauwerk, das die Glas-Rosette an der Wand nicht verdeckt. Mit kompakter Orgelbauweise geht da nichts.
Problem Nummer drei: Es gibt offenbar kein direktes Verzeichnis der Kirche, in dem man nachschauen könnte, wo eventuell etwas abzugeben ist.
Also ist Detektivarbeit gefragt. Christian Conrad setzte sich abends an seinen Rechner. Seine Lektüre: Ein vielseitiger Bericht des Bistums Essen, wo in nächster Zeit Gotteshäuser aufgeben werden. Dort hat der Pfarrer einfach angerufen und gefragt, ob man nicht eine Orgel für die Hombrucher Gemeinde habe. Jahrelang hatten sie das alle nicht.
„Oh, ein Anruf aus der verbotenen Stadt“
Und dann geschieht das, was Pfarrer Conrad rückblickend so bezeichnet: „Das war wie ein Wunder.“
Ein Wunder, das ziemlich irdisch begann, wie sich Conrad erinnert: „Der erste Satz, den der Pfarrer am anderen Ende der Leitung sagt, war dieser: „Oh, ein Anruf aus der verbotenen Stadt.“ Dabei rief Conrad gar nicht in Gelsenkirchen, sondern in Duisburg an. Genau genommen in St. Laurentius in Duisburg-Beeck. Diese Gemeinde war im Juli geschlossen worden.
Nach dieser Begrüßung durch einen Pfarrer mit offensichtlichen Schalke-Sympathien dachte Conrad anfangs: „Oh, das wird wohl nichts.“ Aber es wurde doch was, sogar etwas, das unglaublich anmutet. Christian Conrad: „Es handelt sich um eine Klais-Orgel aus dem Jahr 1907 mit einem deutsch-romantischen Klangkonzept und 37 Registern. Ein Orgelklang also, der zu der Zeit passt, als die Kirche an der Deutsch-Luxemburger Straße gebaut wurde. Und: Sie passt um die Glas-Rosette in der Wand herum. Und noch etwas: Der Orgelbauer der sich nun im Jahr 2020 um das Instrument kümmert, kommt von der Herstellerfirma Klais aus Bonn.
Die historische Orgel ist kein „Instrument von der Stange“
Conrad ist mehr als erleichtert: Die Gemeinde, so sagt er, bekomme nun eine ganz besondere Orgel mit einer Front aus massiver Eiche. Nichts von der Stange sozusagen, sondern ein Instrument, das im Revier zwei Weltkriege überstanden habe. Sie ist wohl über die Jahrzehnte nur wenig verändert worden. Conrad: „Fehlendes Geld hat diese Orgel gerettet.“ Conrad sagt, eine vergleichbare neue Orgel hätte wohl eine Million Euro gekostet.
Aber auch diese Orgel kostet die Gemeinde viel Geld, auch wenn das Bistum beisteuert. Damit die Orgel auch spielfähig ist, muss sie komplett überarbeitet werden. Momentan verfügt die St. Clemens Gemeinde nur über Spendengelder für den Ankauf, Abbau, Transport und Wiederaufbau in Hombruch. Für die Überarbeitung muss noch eine Summe von rund 240.000 Euro gesammelt werden.
Seit wenigen Tagen gehen die Gerüstbauer in der Kirche an der Deutsch-Luxemburger Straße ein und aus und bringen Stangen und Bretter vom Lkw in die Kirche. © Britta Linnhoff
Marc Jackson ist Projektleiter der Firma Klais in Hombruch. Zusammen mit den Gerüstbauern, sorgt er dafür, dass die Orgelfront schon bald stehen wird - es sieht dann aus wie eine Orgel, ist aber noch keine. Das Gerüst lässt erahnen, was da später noch kommen wird: Das ist stolze sechs Meter breit, fünf Meter tief und elf Meter hoch. Für die Gerüstbauer keine leichte Aufgabe. Sie müssen schauen, dass sie in der Kirche nichts beschädigen.
Marc Jackson ist schon jetzt von der neuen Orgel für Hombruch begeistert: „Der Balg der Orgel ist wohl so 2 mal 4,50 Meter breit und 500 Kilo schwer. Da können Sie noch eine ganze Domorgel mit versorgen“, sagt er. Mit diesem Teil geht der Hombrucher Orgel jedenfalls so schnell nicht die Luft aus.
Spendenpuzzle im Eingang der St. Clemens Kirche
Um das Projekt zu finanzieren, hat sich die Gemeinde etwas besonders einfallen lassen: Im Eingang der St. Clemens Kirche steht nun ein 1,5 m x 2,0 m großes Puzzle mit 1.200 Teilen. Die Puzzleteile werden den Spendenstand verdeutlichen. Pro eingegangener Summe von 200 Euro wird ein Teil im Puzzle hinzugefügt, im Regelfall nach einem Sonntagshochamt durch die anwesenden Kinder. Für 200 Euro gibt es auch in einem Geschenkumschlag eine Karte mit einem Puzzledummy als Geschenk. Erhältlich im Zentralbüro oder in der Sakristei von St. Clemens.
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