Jobmesse Dortmund bei Mercedes
„Online reicht nicht, Unternehmen müssen auf Jobmessen“
Tausende Besucher kommen am Wochenende zur Jobmesse Dortmund, weil sie eine Ausbildung, ein Studium oder einen Job suchen. 85 Aussteller sind vertreten – Betriebe zweier Branchen fehlen allerdings, wie der Veranstalter im Interview beklagt.
Noch stehen in der Ausstellungshalle lauter Fahrzeuge hinter Mercedes-Niederlassungsleiter Gerd Hewing (l.) und Jörn Schulte-Hillen von der Agentur Barlag. Am Wochenende findet hier die zehnte Jobmesse Dortmund statt. © Michael Schnitzler
Die Jobmesse Dortmund in der Mercedes-Benz-Niederlassung feiert am Samstag und Sonntag Zehnjähriges – mit einem Rekord: 85 Aussteller von der Apothekerkammer bis zum Zoll sind da, auch viele Dortmunder Arbeitgeber präsentieren sich. Dazu gibt‘s eine „Insel der Weiterbildung“, Workshops und Vorträge. Im Interview sprechen Gerd Hewing, Leiter der Mercedes-Benz-Niederlassung Dortmund, und Jörn Schulte-Hillen von der Veranstaltungsagentur Barlag über die Messe.
Herr Hewing, die Jobmesse findet zum zehnten Mal in der Mercedes-Benz-Niederlassung Dortmund statt: Wie viele Auszubildende haben Sie dadurch über die Jahre hinweg rekrutiert?
Hewing: Im Schnitt haben wir jedes Jahr zwei, drei Auszubildende über die Jobmesse gewonnen. Vor allem sind wir aber mit Hunderten Auszubildenden in Kontakt gekommen – manche sind dann ein, zwei Jahre später zu uns gestoßen.
Aber Sie brauchen die Jobmesse nicht, um Ihre Ausbildungsplätze zu besetzen?
Hewing: Durch unsere starke Marke erhalten wir noch sehr viele Bewerbungen. Aber auch wir müssen uns mehr bemühen. Die Konjunktur ist gut, die Arbeitslosigkeit ist gesunken – und die Fachkräftenachfrage ist deutlich gestiegen. Gerade im technischen Bereich ist es schwieriger geworden, da gibt es einen Kampf um die Besten, die wir haben wollen.
Das Internet verändert alle Branchen. Wird es zum Problem für Jobmessen, dass Bewerber inzwischen vor allem online nach Ausbildungs- und Arbeitsstellen suchen?
Schulte-Hillen: Wir haben hier vor einigen Jahren vor weniger Besuchern und Ausstellern gestanden – da hat uns das Online-Recruiting schon Sorgen gemacht. Inzwischen glaube ich: Unternehmen, die sich gut am Markt positionieren wollen, müssen sich online präsentieren und in Print – aber auch auf Jobmessen. Online alleine reicht nicht.
Hewing: Es ist wie beim Autokauf: Da informieren sich die Käufer auch online und konfigurieren sich ihr Auto so, wie sie es haben wollen. Aber sobald es an den Kauf geht, will man das Auto sehen und erfahren. Und so ist es bei der Jobsuche auch: Jugendliche und Arbeitssuchende informieren sich online, danach ist das direkte Gespräch aber unerlässlich.
Es gibt inzwischen zig Messen für angehende Auszubildende, Studierende und Berufstätige. Spüren sie die große Konkurrenz?
Hewing: Das Angebot ist größer geworden – aber der Bedarf ist da. In diesem Jahr hat die Jobmesse 85 Aussteller, viele namhafte Unternehmen sind anwesend. Das zeigt, dass die Messe angenommen wird. Es gibt viele spezielle Messen in Dortmund, die erfolgreich sind. Aber bei uns ist es ein Vorteil, dass das Angebot so breit gefächert ist. Es gibt Arbeitgeber, die Auszubildende, Akademiker und Fachkräfte suchen – zu uns kommen alle.
Schulte-Hillen: Unser Vorteil ist zudem, dass wir eine freiwillige Messe sind. Da kommen auch Schüler nicht nur hin, weil sie von der Schule aus hingehen müssen. Viele Jugendliche kommen mit ihren Eltern vorbei und bleiben sehr lange hier. Man muss auch sagen: Die Location sorgt für eine ganz andere Atmosphäre als eine Messehalle. Hier gibt es Tageslicht statt Neonlicht, dadurch werden die Besucher lockerer und die Aussteller auch.
Ein Problem vieler Jobmessen ist, dass sich kaum Handwerksbetriebe präsentieren. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Schulte-Hillen: Das ist ein Problem, ja. Wir haben die Handwerkskammer hier, aber keine einzelnen Betriebe. Auch Betriebe aus dem Bereich Hotellerie und Gaststätten sind nicht vertreten.
Dabei ist gerade in diesen Bereichen der Fachkräftemangel groß.
Schulte-Hillen: Ja, eben. Betriebe aus dem Hotellerie- und Gaststättenbereich argumentieren, dass sie am Wochenende wegen eigener Veranstaltungen keine Zeit und kein Personal haben, um an Messen teilzunehmen. Das ist schade. Denn es geht ja gerade darum, neues Personal zu finden.
Ist es aber nicht gerade für kleinere Handwerksbetriebe auch zu teuer, einen eigenen Stand zu betreiben?
Schulte-Hillen: Wir haben Angebote für Sonderflächen, wo Betriebe sich zusammenschließen können. Da gibt es aber kaum Resonanz. Da müssten auch die Innungen mehr tun, die müssten auf die Messe kommen und einen Parcours aufbauen, an dem Interessenten die einzelnen Handwerke erleben können.
Wie viel Zeit sollten sich Besucher auf der Jobmesse nehmen, und wie sollten sie sich vorbereiten?
Schulte-Hillen: Man sollte nicht in einer Stunde über die Messe huschen, sondern sich zwei, drei Stunden Zeit nehmen. Zur Vorbereitung sollte man den Messeguide lesen, und sich überlegen: Habe ich ein Bewerbungsfoto? Will ich meinen Lebenslauf checken lassen? Das ist auf der Messe kostenlos möglich, den Bewerbungsfotoservice gibt es zu einem besonderen Messepreis.