Keine Rede mehr von Lkw-Sperrzone an der Oestricher Straße Dortmunds Baudezernent sorgt für Unmut

Baudezernent Rybicki will von Sperrung für Lastzüge nichts mehr wissen
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Der Fahrplan zur Erschließung des Segro-Parks Dortmund an der Stadtgrenze zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund ist seit Ende April öffentlich. Dortmunds Baudezernent Arnulf Rybicki, Carsten Lümkemann von Segro und Frederic Krawinkel von der Ingenieurgesellschaft Brilon Bondzio Weiser stellten ihn in der Bezirksvertretung Dortmund-Mengede vor.

Im Januar 2026 sollen die Bauarbeiten mit dem Erneuern der Asphaltdecken in den Bereichen der Autobahn-Anschlussstelle Bodelschwingh sowie der Straßen Königshalt und Langenacker angeschlossen sein. Die Logistikhallen im Segro-Park auf dem ehemaligen Kraftwerks-Gelände können dann in Betrieb gehen.

Von Beginn der Planungen an ist klar, dass der Schwerlastverkehr mit werktäglich prognostizierten rund 3900 Fahrten über die Dortmunder Stadtstraße Langenacker fließen soll. Hinzu kommen laut Gutachten fast 5000 Fahrten von Autos und Kleinlastwagen. Sie sollen ebenfalls über den Anschluss im Süden sowie im Norden über Nierhausstraße und Oststraße fahren.

Marode Straßen

Ein Lärmschutzwall soll die Anwohner der sogenannten Kreuzloh-Siedlung auf Dortmunder Seite und der Oestricher Straße auf Castrop-Rauxeler Seite vor dem Betriebslärm des Gewerbe- und Industriegebiets schützen. Ferner sollen bauliche Maßnahmen auf der Oestricher Straße den Lkw-Durchgangsverkehr begrenzen.

Das erklärten die Verkehrsplaner im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit in den Bebauungsplanverfahren beider Städte. Auch im rechtsgültigen Bebauungsplan 246 der Stadt Castrop-Rauxel steht: „Für die Oestricher Straße sind bauliche Maßnahmen zur Begrenzung des Lkw-Durchgangsverkehrs angedacht.“

Davon ist inzwischen offenbar keine Rede mehr. Einmal mehr besuchten Anwohner von Langenacker und Kreuzloh am 24. April die Sitzung der Mengeder Bezirksvertretung. In der Einwohnerfragestunde hatten sie zum wiederholten Mal auf das Problem des Durchgangsverkehrs auf der 1,6 Kilometer langen Verbindung zwischen der Oststraße und der Autobahn hingewiesen.

Oestricher Straße und Langenacker sind im Bereich der Wohnbebauung schon jetzt marode. An der Oststraße und am Königshalt verbieten deswegen seit Jahren Schilder die Durchfahrt für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht. Allein: Die Brummi-Fahrer halten sich nicht daran. Viele nutzen die kurze und mutmaßlich schnelle Verbindung zwischen Autobahnen und dem Gewerbegebiet Deininghauser Weg.

Verbotsschild für Lkw über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht an der Kreuzung Königshalt/Langenacker in Dortmund.
Schilder verbieten schon jetzt die Durchfahrt für Lastzüge über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht. Viele Fahrer halten sich nicht daran. © Uwe von Schirp (Archiv)

Im Herbst 2023 erklärte die Stadt Castrop-Rauxel auf eine Anfrage unserer Redaktion, es sei noch nicht fest vereinbart, mit welcher baulichen Maßnahme der Lkw-Verkehr unterbunden werden solle. „Ein geplanter Umbau ist vom Bebauungsplan unabhängig.“

Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann verwies seinerzeit auf das Durchfahrtverbot und auf Kontrollen der Polizei. Die Kreispolizei Recklinghausen erklärte jedoch, es gebe keine besonderen Kontrollen im Rahmen zusätzlicher Streifenfahrten. Auch die Pressestelle der Stadt Dortmund verwies darauf, dass die Abbindung für Lkw „zunächst durch straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen“ und „verstärkte Kontrollen erfolgen“ solle.

„Wir haben an zahlreichen Stellen das Problem, dass sich nicht alle Lkw-Fahrer an Regeln halten“, gab Baudezernent Arnulf Rybicki jetzt in der Sitzung der Bezirksvertretung zu Protokoll. Überdies seien bauliche Filter für den Lkw-Verkehr schwierig. „Das ist noch niemandem gelungen, einen solchen funktionierenden Filter zu bauen“, erklärte der Dortmunder Dezernent.

Zufahrt für Möbelwagen

Zudem müsse die Zufahrt für Busse oder auch Möbelwagen gewährleistet sein. Das sei ja bei einer baulichen Sperre von beiden Seiten möglich, warfen mehrere Politiker ein. Die Anwohner selbst hatten im Herbst einen konkreten Vorschlag für eine Sperre im Kreuzungsbereich von Oestricher Straße und Westheide ins Gespräch gebracht.

Mit Blick auf den maroden Zustand der Straße Langenacker erklärte Rybicki, dass „zahlreiche Straßen nicht in einem wünschenswerten Zustand“ seien. Bis 2025 würden keine weiteren ins Ausbauproramm aufgenommen.

Der Unmut der Anwohner war in Zwischenrufen spürbar. Nach der Berichterstattung ging die Diskussion auf dem Flur des Mengeder Amtshauses weiter. Nenad Nemarnik ist einer der Anwohner. Im Gespräch mit unserer Redaktion beklagt er die „teilweise sehr süffisante und polemische Art“, mit der die Berichterstatter die Fragen beantwortet hätten.

Warnschild Straßenschäden an der Kreuzung Kreuzloh/Langenacker in Dortmund.
Der Langenacker (rechts) ist in einem maroden Zustand. © Uwe von Schirp (Archiv)

Schon im Herbst 2023 hatten die Anwohner „Beruhigungspillen“ im Zusammenhang mit der Entwicklung des ehemaligen Kraftwerks-Geländes moniert. Wie auf die Sperrung der Verbindungsstraße für den Schwerlastverkehr, warten sie bis heute auf schnelles Internet, das im Zuge des Breitbandausbaus von der Stadt Dortmund zugesagt wurde.

Dazu gab es im Oktober 2021 in einer Hauseinfahrt des Kreuzlohs eine Informationsveranstaltung. Der städtische Gigabit-Beauftragte und das Telekommunikationsunternehmen Dokom21 informierten über die Anschlussmöglichkeiten. Viele Anwohner unterschrieben noch an dem Abend einen Vertrag. Die Perspektive für schnelles Internet: Jahreswechsel 2021/22.

Bis heute surfen die Siedler weiterhin im Schneckentempo mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von zum Teil unter 4 MBit im Internet. „Die letzte Info lautet, dass die Bauarbeiten bis Ende Juni 2024 abgeschlossen sein sollen“, erklärt Nenad Nemarnik. „Diese Info gab es – wie auch die drei Jahre zuvor – wieder nur auf Nachfrage.“