Der Streiktag der Gewerkschaft Verdi im öffentlichen Dienst und von Fridays For Future wurde am Freitag (3.3.) zunächst zum Ruhetag - und dann laut. „Es fährt heute nichts im Bus- und Bahn-Bereich“, meldete ein DSW21-Sprecher am Morgen. Ab mittags zogen dann über 1000 Streikende auf einer ungewöhnlich prominenten Route durch die Stadt.
DSW21 wurde komplett bestreikt. Busse und Bahnen blieben in den Depots oder auf den Abstellgleisen, die Türen und Rolltoren zu den Bahnstationen geschlossen. Das führte zu außergewöhnlicher Ruhe in Dortmund - sogar im Berufsverkehr. Offenbar hatten sich die Dortmunderinnen und Dortmund auf den Streik eingestellt, hatten einen freien Tag genommen oder sich, wenn möglich, auf die Arbeit im Homeoffice verlegt.
Prominente Demo-Strecke
Ab 11 Uhr machten sich die Streikenden dann von der DSW-Zentrale an der Deggingstraße auf den Weg zum Friedensplatz. Dort trafen sie für eine gemeinsame Kundgebung auf den Klimastreik von Fridays For Future.
Auf dem Weg dorthin kam es auch zu ersten Verkehrsstörungen. Die Märkische Straße und die wichtige Kreuzung der Ruhrallee mit dem Wall waren zeitweise für den Vorbeizug der gut 1000 Streikenden gesperrt. Es sollten nicht die letzten bleiben.
Denn nach der Kundgebung auf dem Friedensplatz zog die auf etwa 1500 Personen angewachsene gemeinsame Gruppe von Verdi und Fridays For Future begleitet von Trillerpfeifen, Musik und Durchsagen durch die City und dafür auch mehrfach über den Wall.
Auch den Westenhellweg passierte der Streik gleich zweimal - auf dem Hinweg zum Dortmunder U in westliche Richtung und auf dem Rückweg von der Zwischenkundgebung am Hauptbahnhof in östliche. Gegen14.45 Uhr endete die Demonstration schließlich wieder auf dem Friedensplatz.
„Sitzen im selben Bus“
Inhaltlich trafen sich die Klima-Aktivisten und -Aktivisten und die Gewerkschafter in der Forderung nach Investitionen in den öffentlichen Personennahverkehr. In über 150 Städten haben sie an diesem Tag gemeinsam demonstriert.
„Wir fordern 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Geld. Die 500 Euro sind die soziale Komponente“, legt DSW-Betriebsrat Michael Schneider kurz die Forderungen von Verdi in den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst dar. Er ist auch Mitglied der Verhandlungskommission.
„Wir sitzen praktisch im selben Bus“, sagt Malik Pätzold von Fridays For Future. Der wichtigste Schritt, um die CO2-Emmissionen im Verkehrssektor zu senken sei die Verkehrswende hin zum öffentlichen Personennahverkehr. Personal sei da ein entscheidender Faktor. Auch die tariflichen Forderungen von Verdi unterstütze Fridays For Future.
Weitere Streiks möglich
Dass der Streik an einem BVB-Heimspieltag stattfinde, sei keine böse Absicht gewesen, betont Michael Schneider. Man habe den DFB frühzeitig informiert und auf eine Verlegung des Spiels gehofft. „Die Bereitschaft war da einfach nicht da.“ Es tue im Leid für die vielen Unbeteiligten, die von dem Streik betroffen seien.
Die Anreise zum Stadion stellte in der Tat die größte Herausforderung des Tages dar. Weil Busse und Bahnen nicht fuhren, waren die Parkplätze rund um das Veranstaltungszentrum bereits frühzeitig voll. Neben dem BVB-Spiel waren es Veranstaltungen in der Westfalenhalle, die für viel Publikumsverkehr sorgten. Auf der B1 staute sich am späten Nachmittag der Verkehr. Viele nutzten die Tiefgaragen in der City, um dort das Auto abzustellen. Sie liefen dann über die Hohe Straße oder die Lindemannstraße in Richtung Kreuzviertel.

Die große Frage vor Spielbeginn war: Wie werden die Anhänger von RB Leipzig anreisen? Die Sorge war groß, dass es auf dem Fußweg durch die Innenstadt zu Begegnungen beider Fanlager und damit zu Konflikten kommen könnte. Kurz vor Spielstart meldete die Polizei: keine besonderen Vorkommnisse. Und am Ende schafften es die meisten Fans pünktlich ins Stadion.
„Wir sind mit dem Verlauf unserer Aktionen heute sehr zufrieden“, sagte Verdi-Sekretärin Kirsten Rupieper am Nachmittag. Auch Malik Pätzold von Fridays For Future zieht ein positives Fazit. Er hofft, dass die Partnerschaft von Verdi und der Klimabewegung auf Dauer bestand haben wird.
Die nächste Tarifrunde im öffentliche Dienst steht erst in vier Wochen an. Auch vorher könne die Arbeitgeberseite schon ein Angebot unterbreiten, betont Michael Schneider. Ansonsten könne es auch in dieser Zeit durchaus noch mal einen Warnstreik geben. Dazu passt der Appell von DSW-Sprecher Frank Fligge an die Tarifpartner: „Einigt Euch!“
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