
Büstenhalter stützen auch prima Tomaten. In Dortmunds Freibädern werden sie jedenfalls nicht benötigt. © dpa/Abegg
Oben ohne im Freibad: Meine Brust ist Dortmund egal - gut so!
Meinung
Frauen dürfen auch oben ohne im Freibad schwimmen gehen. Was andere Städte als Neuerung feiern, wird in Dortmund schon praktiziert. Gut so, denn Brust ist Brust, findet unsere Autorin.
Wenn es Dinge gibt, um die ich Männer beneide, sind es diese zwei: Zumindest theoretisch überall ohne große Umstände pinkeln zu können, wenn’s drängt - und im Sommer mit freiem Oberkörper herumzulaufen. Während ersteres völlig zurecht verboten ist, wird letzteres meist akzeptiert – im Park, zumeist sogar in der Innenstadt, und im Freibad sowieso.
Einfach mal nahtlose Bräune ohne T-Shirt-Ränder. Die Luft auf der Haut spüren. Das vollgeschwitzte T-Shirt trocknen lassen. Den BH ablegen - ja, das wäre schön. Dann müsste ich aber mindestens mit unerwünschter Aufmerksamkeit rechnen, also lasse ich es. Als Jugendliche oder junge Erwachsene hätte ich mich noch unglaublich unwohl gefühlt, wenn jemand meine blanke Brust gesehen hätte, heute wäre mir das ja fast egal – aber ich habe keine Lust auf die Reaktionen im normalen Alltagsleben. Im Freibad ist das was anderes.
Ich wusste nicht einmal, dass es verboten ist
Ich wusste nicht einmal, dass ich mich in manchen Freibädern nicht ohne Bikini-Oberteil sonnen dürfte oder mit blankem Oberkörper nicht ins Wasser gelassen würde. Aber ich habe die Diskussion um freiliegende Brüste ja auch schon nicht verstanden, als ich noch mein Kind gestillt habe.
Dagegen kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich einst wegen eines Sonnenbrands auf den Schultern mit T-Shirt ins Wasser wollte – und dann von einem Bademeister zurückgepfiffen wurde. Erstens unhygienisch und zweitens zu gefährlich, weil sich der Stoff mit Wasser vollsaugt.
Okay. Verstehe ich. Warum ein Frauenbusen im Freibad unbedingt bedeckt sein sollte, das verstehe ich allerdings nicht.
Danke, Dortmund
Wir sind fast täglich mit (halb)nackten Frauenbrüsten konfrontiert. Durch Werbung, Filme, Kunst, (soziale) Medien und ja, auch durch stillende Menschen in der Öffentlichkeit. Wer meint, Kinder müssten vor diesem Anblick geschützt werden, dem möchte ich entgegnen: Ein Kind bekommt vorgelebt, was als unsittlich, anstößig und sexualisiert gilt und was nicht. Entblößte Brüste würde mein Sohn wahrscheinlich genauso wahrnehmen wie ein entblößtes Bein. Das gehört halt an den Menschen dran. Danke, Dortmund, dass meine Brüste hier schon seit Jahrzehnten einfach dazugehören.
Brust ist Brust, an wem auch immer. Alles andere wäre Diskriminierung. Ich mag mich wegen meiner Brust weder schämen noch anders behandelt werden.
Aber wenn wir gerade über Körperteile sprechen, die gerne verhüllt bleiben dürfen, möchte ich Füße zur Debatte stellen. Die finde ich persönlich ziemlich unästhetisch. Aber damit muss und kann ich leben – und sehe sie mir einfach nicht an.
Sarah Bornemann, Jahrgang 1986, arbeitet seit Oktober 2013 als Redakteurin in der Dortmunder Lokalredaktion. Sie hat Journalistik in Leipzig sowie Germanistik und Soziologie in Münster studiert. Für das Volontariat bei Lensing Media kehrte sie nach sieben Jahren ins Ruhrgebiet zurück.