Nutrias besiedeln nächsten Park in Dortmund Hundehalter sollten Tiere an die Leine nehmen

Nutrias im Volksgarten Lütgendortmund: „Die sind ganz friedlich“
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Die Dortmunderinnen Gabi und Petra gehen gerne gemeinsam mit ihren beiden Hunden spazieren. Am liebsten drehen sie ihre ausgedehnten Gassi-Runden im Volksgarten Lütgendortmund. Dort machen sie am Mittwoch (5.3.) eine Entdeckung, für die sie schnell zum Handy greifen. Entzückt fotografieren sie eine sehr kleine und eine scheinbar ausgewachsene Nutria, die mal im Teich umherschwimmen oder sich am Ufer Pflanzen schmecken lassen.

Die beiden Biberratten sind an diesem Mittag nicht die einzigen Tiere am und im Wasser. Auch zwei Kanadagänse und Nilgans-Eltern mit ihren Küken halten sich dort auf. Während sich die Wasservögel streiten und der Nachwuchs sogar attackiert wird, ziehen die beiden Nutrias weiterhin friedlich ihre Bahnen.

Nutrias im Volksgarten

Nicht alle Spaziergänger im Lütgendortmunder Volksgarten sind von den Nagetieren, die mittlerweile an nahezu allen städtischen Gewässern in Dortmund vorkommen, so begeistert wie Gabi und Petra. „Nutrias sind ekelig. Die gehen auf kleine Hunde los“, schreibt beispielsweise eine Leserin an unsere Redaktion.

Die beiden Hundehalterinnen schütteln über die angebliche Jagd auf Vierbeiner den Kopf. „Das ist doch lächerlich. Die sind ganz friedlich“, sagen sie. Sie hätten mit ihren Hunden lang nah am Wasser gestanden, die Nutrias hätten davon überhaupt keine Notiz genommen. Gabi und Petra meinen: „Es gibt einfach viel zu viele Menschen, die aus Prinzip gegen alle Tiere sind.“

Nutrias schwimmen im Teich im Volksgarten Lütgendortmund.
Manche Menschen finden die Nutrias im Volksgarten Lütgendortmund ekelig und gefährlich. © Stephan Schuetze
Gans und Nutria im Volksgarten Lütgendortmund interessieren sich offensichtlich nicht für einander.
Gans und Nutria im Volksgarten Lütgendortmund interessieren sich offensichtlich nicht für einander. © Beate Dönnewald

Auf der Seite www.pirsch.de/jagdwissen heißt es: „Grundsätzlich sind Nutrias für Hunde nicht gefährlich. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass Hunde von Nutrias gebissen oder gar getötet wurden.“ Meistens seien die Hunde den Biberratten zu nahegekommen oder hätten sie gejagt. Daher sei es ratsam, Hunde von Nutrias fernzuhalten. Menschen würden von Nutrias nur angegriffen, wenn sie sich wirklich bedroht fühlten.

Stadtsprecher Christian Schön ist kein Fall von einem Hund in Dortmund bekannt, der von einer Nutria gejagt, angefallen oder gar getötet wurde. Sicherheitshalber sollten die Halterinnen und Halter ihre Hunde an der Leine führen. „Wenn es nicht ohnehin vorgeschrieben ist“, so Schön.

Nutrias sind eine invasive Art

Dass sich Nutrias im Volksgarten Lütgendortmund aufhalten, sei ihm neu. Belege für Nutria-Ansiedlungen gebe es bislang für den Fredenbaumpark, den Rombergpark, den Westfalenpark, den Phoenix-See, die Emscher, den Mastbruchteich in Westerfilde und den Nettebach in Rahm. Spaziergängerin Sabine, die wir an diesem Tag ebenfalls am Teich treffen, sagt: „Ich habe die Tiere hier im Volksgarten schon vor ein paar Jahren gesehen.“ Und sie seien immer friedlich gewesen.

Die 60-Jährige ist tatsächlich ein großer Fan dieser Tiere. Gerne habe sie die Nutrias im Tierpark Hamm besucht. Im Sommer 2024 ist dort allerdings das letzte Tier altersbedingt verstorben. Damit hat der Tierpark die jahrelange Haltung der Nagetiere aus Südamerika beendet.

Der Grund: Eine EU-Verordnung verbietet die Haltung oder Zucht dieser Tierart. Denn Nutrias gehören zu den sogenannten invasiven Arten. Das bedeutet: Sie haben sich so stark ausgebreitet, dass sie ihre Umwelt schädigen.

Ein Nutria-Baby zieht gelassen seine Runden im Teich im Volksgarten Lütgendortmund.
Ein Nutria-Baby zieht gelassen seine Runden im Teich im Volksgarten Lütgendortmund. © Beate Dönnewald
Eine Frau fotografiert Nutrias im Volksgarten Lütgendortmund.
Die Nutrias im Volksgarten Lütgendortmund sind ein beliebtes Fotomotiv. © Beate Dönnewald
Ein Hund steht am Teich im Volksgarten Lütgendortmund.
Die Nutria im Teich im Volksgarten Lütgendortmund nimmt keinerlei Notiz von dem angeleinten Hund am Ufer. © privat

Das sieht die Stadtverwaltung ähnlich: Dort, wo sich die Tiere niedergelassen haben, können sie auch zu nachhaltigen Schäden führen, so Christian Schön: „Nutrias sind überwiegend Pflanzenfresser und fressen auch die Wurzeln. Ihre Erdbauten werden in der Uferböschung angelegt. Dies kann zum Abbruch der Uferkante führen.“ So sei beispielsweise das Ufer des Japanteiches im Westfalenpark stark beschädigt worden.

Um die Nutria-Population in Dortmund einzudämmen, laufen laut der Stadtverwaltung verschiedene Maßnahmen im Rahmen des allgemeinen Naturschutzrechtes. Dafür gelten in Nordrhein-Westfalen spezielle Regeln: „Jagdausübungsberechtigte Personen müssen über jeden Abschuss von Wild und über aufgefundenes Fallwild eine Liste führen“, so die Stadtverwaltung.

Aus diesen Listen gehe hervor, dass von April 2023 bis März 2024 in Dortmund 72 Nutrias geschossen oder tot aufgefunden wurden. „Das ist im Vergleich zu heimischen Wildarten noch eine sehr geringe Zahl, allerdings mit steigender Tendenz.“ Am Phoenix-See werden Nutrias laut der Stadt in Kooperation mit der Emschergenossenschaft mittels Lebendfallen gefangen und gegebenenfalls vom Jäger getötet. Im Jahr 2024 seien dies in zwei Fällen passiert.

Stadt: Nutrias nicht füttern

Die wichtigste und sinnvollste Maßnahme ist der Appell an alle Dortmunderinnen und Dortmunder, so Christian Schön: „Bitte füttern Sie die Tiere auf keinen Fall. Denn dadurch nimmt die Population zu und sie binden sich an den Standort. Auch die Wasserqualität leidet durch Tierkot und Essensreste im Wasser.“

Generell seien sich die Experten darüber einig, dass sich Nutrias in Dortmund wohl etablieren werden, so Christian Schön. Harte Winter führten zwar zu Erfrierungen bei den Nutrias, würden die Population aber allenfalls reduzieren. Fütterungen durch Bürger hingegen verursachten ein Nahrungsüberangebot und somit eine Überpopulation.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 10. März 2025.