Die Auslastung der Intensivstationen gehört zu den Kennzahlen, die bei der Pandemie-Bewältigung mehr in den Fokus rücken sollen.

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NRW legt neue Corona-Kennzahlen fest: Das bedeuten sie für Dortmund

rnHospitalisierungsinzidenz und Co.

Neben der bekannten 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen achtet NRW jetzt „insbesondere“ auf die Neuaufnahmen der Krankenhäuser. Zum Start bleiben aber etliche Fragezeichen.

Dortmund

, 13.09.2021, 17:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Inzidenz und der R-Wert sind nur zwei Beispiele: Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen eineinhalb Jahren den Wortschatz verändert. Nun kommt ein neuer „Leitindikator“ hinzu: die Hospitalisierungsinzidenz.

Das Maß der Schutzmaßnahmen orientiere sich „insbesondere“ an dieser Zahl der Corona-Neuaufnahmen in Krankenhäuser, heißt es in der neuen Fassung der NRW-Schutzverordnung.

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Am Montag (13.9.) hat das Landeszentrum Gesundheit (LZG) für ganz NRW den Wert 1,71 veröffentlicht. Das bedeutet, dass innerhalb der jüngsten sieben Tage 1,71 Menschen pro 100.000 Einwohner mit Covid-19 in Krankenhäuser eingeliefert worden sind.

Das Robert-Koch-Institut hat bislang nur bundesweite Daten im Rückblick veröffentlicht: Ihren bisherigen Höhepunkt hat diese Hospitalisierungsinzidenz für ganz Deutschland betrachtet mit 15,7 an Heiligabend erreicht.

Keine Werte für einzelne Städte

Dem NRW-Gesundheitsministerium liegen bislang noch gar keine Meldungen für einzelne Städte vor: „Die Hospitalisierungsinzidenz unterliegt derzeit noch Einschränkungen durch Meldeverzögerungen“, sagt Sprecher Achim Hermes.

Es könne durchaus sein, dass in Städten mit vielen „Krankenhäusern der Maximalversorgung“ auch relativ viele Menschen aus dem Umland versorgt werden. Dies würde gegen eine Ausweisung der neuen Inzidenz für einzelne Städte wie Dortmund sprechen: „Weil sich die genannten Effekte auf der Landesebene statistisch weniger gravierend auswirken als bei einer kleinräumigen Berechnung“, so Hermes.

Auch der Stadt Dortmund ist die Zahl der Neuaufnahmen am Montag nicht bekannt. „Die Krankenhäuser melden ihre Daten täglich direkt an das Informationssystem Gefahrenabwehr NRW“, sagt Stadt-Sprecherin Anke Widow.

Entscheidender sei für das Gesundheitsamt sowieso die aktuelle Zahl der mit Corona-Patienten belegten Krankenhausbetten. Diese Zahlen werden bereits seit langer Zeit täglich veröffentlicht: In den letzten sieben Tagen lagen durchschnittlich 51 Covid-Patienten in Dortmunder Krankenhäusern.

Als weitere Kennzahl sind in der Schutzverordnung neben der bereits bekannten 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen (am Montag in Dortmund offiziell 107,7) unter anderem die verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten genannt. In Dortmund sind am Montag 33 freie Intensivbetten gemeldet worden. Ende Juni waren es an einem Tag nur 14.

Keine Überfüllung der Krankenhäuser

Dr. Bernhard Schaaf, Leiter der Lungenklinik am Klinikzentrum Nord, hatte Ende August jedoch erst gesagt: „In eine Situation der Überfüllung der Krankenhäuser in Dortmund sind wir zu keinem Zeitpunkt der Pandemie gekommen.“ Die Zahl der verfügbaren Intensivbetten der Stadt schwankt fast täglich. Man habe bislang immer noch weitere Intensivstationen eröffnen oder umwandeln können, so Schaaf.

Der Anteil der Covid-Patienten an der Gesamtzahl der Intensivbetten liegt in Dortmund aktuell bei 5,8 Prozent und damit knapp über dem Durchschnitt seit Pandemie-Beginn. Anfang Mai, als die nächtliche Ausgangssperre gerade galt, lag der bisherige Höchstwert bei 15,5 Prozent.

Die NRW-Landesregierung hat für die drei „Leitindikatoren“ (7-Tage-Hospitalisierung, 7-Tage-Inzidenz und Covid-Anteil an Intensivkapazität) übrigens bislang bewusst keine Grenzwerte mit möglichen Konsequenzen veröffentlicht. „Stattdessen soll zunächst das Zusammenwirken der verschiedenen Indikatoren weiter genau beobachtet werden“, heißt es vom Gesundheitsministerium.

Grenze der Belastbarkeit nicht bekannt

Für die Stadt Dortmund sagt Anke Widow dazu: „Uns sind keine wissenschaftlichen Arbeiten bekannt, aus denen Grenzwerte für die aufgeführten neuen Kennzahlen allgemein gültig abgeleitet werden könnten.“ Eine Einschätzung, wo tatsächlich die Grenze der Belastbarkeit des Gesundheitssystems liegt, stehe nicht fest.