
Neuer Schulleiter ärgert sich über alte Negativ-Schlagzeilen im Internet
Schragmüller-Grundschule
Jens Emanuelsson ist seit einem Jahr Rektor der Schragmüller-Grundschule. Zwei Wochen nach Ferienstart beginnt nun auch sein Urlaub. Vorher wollte er noch ein wichtiges Anliegen loswerden.
Sein erstes Jahr als Schulleiter der Schragmüller-Grundschule fällt mehr als zufrieden aus. Und dennoch gibt es eine Sache, von der Jens Emanuelsson tierisch genervt ist. Darüber sprach der 48-Jährige im Interview.
Hallo, Herr Emanuelsson, warum haben Sie noch keine Ferien?
Ach, es gab noch einiges zu tun. Statistiken anfertigen, Bücher bestellen, Pläne machen.
Und Sie haben endlich Zeit gefunden, uns zu schreiben und mal ein bisschen Frust loszuwerden …
Ja, es ist einfach unheimlich frustrierend, dass die einzigen Artikel, die über unsere Schule im Internet kursieren, negative Berichte sind und sich auf den Unterrichtsausfall vor ein paar Jahren beziehen.
Das kann ich gut nachempfinden. Deshalb haben Sie die Gelegenheit, Ihre Schule in ein besseres Licht zu rücken. Ist denn Unterrichtsausfall gar kein Thema mehr an Ihrer Schule?
Obwohl wir nur ein kleines Team sind, neun Lehrer für neun Klassen, fällt bei uns selten der Unterricht aus. Während des Zeitraums, den wir statistisch erheben mussten, ist keine Stunde ausgefallen.
Wie haben Sie das geschafft?
Dank des sehr engagierten Teams hier an der Schragmüller-Grundschule. Was sich übrigens in vielen Bereichen bemerkbar macht.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel konnten wir alle Lehrer für das Modell „offener Anfang“ begeistern. Das heißt, Dienstbeginn ist um 7.45 Uhr, sie arbeiten also freiwillig an fünf Tagen 15 Minuten mehr, um die ankommenden Kinder im Klassenraum in aller Ruhe zu begrüßen. An meiner früheren Schule in Gevelsberg ließ sich das nicht durchsetzen. Oder die wöchentlichen Jahrgangsteams-Besprechungen außerhalb der regulären Dienstzeit. Wir sind eine kleine, fleißige Schule mit tollen Kindern und engagierten Lehrern.
Wie viele Kinder besuchen eigentlich Ihre Schule?
Unsere Schülerzahlen steigen seit zwei Jahren stetig. Im März 2016 waren es 165 Schüler, Anfang 2017 180, inzwischen unterrichten wir 200 Schüler. Im neuen Schuljahr sind es fast 210. Wir haben zum neuen Schuljahr die maximale Zahl an Lernanfängern aufgenommen, 28 Kinder in zwei Klassen.
Dann kann das Image Ihrer Schule doch gar nicht so schlecht sein ...
Ja, so langsam spricht es sich herum, dass wir hier gar nicht so schlecht sind. Der Ruf wird besser. Eltern melden ganz bewusst ihre Kinder wieder bei uns an. Darüber hinaus haben wir durch die unmittelbare Nähe zur Flüchtlingsunterkunft in den vergangenen drei Jahren fast 40 neu zugewanderte Kinder aufgenommen. 60 Prozent unserer Schüler haben einen Migrationshintergrund. Mit rund 20 Nationalitäten haben wir hier eine Multikultibande, die prima miteinander umgeht. Mein Motto lautet: „Wir sind bunt, und das ist gut so.“
Worauf sind Sie an Ihrer Schule besonders stolz?
Ganz wichtig ist uns, dass wir eine ermutigende Pädagogik betreiben und jedem Kind Erfolgserlebnisse ermöglichen. Ein Verdienst meiner Vorgängerin ist das Modell „Lernzeiten statt Hausaufgaben“, das entlastet Kinder, Eltern und die Offene Ganztagsschule. Außerdem erhalten die Kinder bei uns Rasterzeugnisse. Wir teilen die Kompetenzen der Schüler in unterschiedliche Kriterien ein und die gesetzten Kreuze geben Eltern einen schnellen, aber auch sehr differenzierten Überblick über das Leistungsniveau ihrer Kinder.
Haben Sie auch schon eigene Vorstellungen umgesetzt?
Ja, zum Beispiel eine intensivere Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten. Wir haben zusammen eine Jahres-Agenda aufgestellt und einen gemeinsamen Aktionstag zum Thema „Vielfalt und Toleranz“ durchgeführt. Und die Förderung von leistungsstarken Kindern lag mir sehr am Herzen. Etwa durch die Teilnahme an Mathematikwettbewerben.
Was wird es im nächsten Schuljahr Neues geben?
Wir richten unter anderem ein Schülerparlament ein, und ich werde eine Kindersprechstunde anbieten.
Mit welchem Gefühl fahren Sie in den Urlaub?
Mit einem sehr zufriedenen Gefühl, Es war zweifelsohne ein arbeitsreiches Jahr. Aber es gab trotzdem keinen Tag, an dem ich nicht gerne zur Arbeit gegangen bin. Wir können uns hier alle gegenseitig aufeinander verlassen.
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
